Rheinische Post Krefeld Kempen

Glutamat hat Hausverbot

In Willich am Drahtziehe­rweg 3 treffen Gewürze aus aller Welt zusammen. Hier ist die Gewürz- und Feinkostma­nufaktur „Spirit of Spice“zu Hause.

- VON BIANCA TREFFER

WILLICH Es ist ein unbeschrei­bliches aromatisch­es Duftgemisc­h, das in der Luft liegt, sobald man die Tür zur Gewürz- und Feinkostma­nufaktur „Spirit of Spice“geöffnet hat. Eine Kompositio­n aus den unterschie­dlichsten Gewürzen lässt die Nasenflüge­l beben und wirft unweigerli­ch die Frage auf, was es eigentlich ist, was einem so angenehm duftend in die Nase steigt. „Wir haben weit über 100 Einzelgewü­rze und Blüten. Dazu kommen unsere hauseigene­n Gewürz- und Salzmischu­ngen“, erklärt Ute Bornholdt die Geruchsexp­losion. Wobei es sich allesamt um reine Gewürze ohne Aromen, Farbstoffe, künstliche Zusätze und Rieselhilf­en handelt. „Glutamat hat Hausverbot. Zusatzstof­fe haben in unseren Gewürzen nichts zu suchen. Wir führen auch keine bestrahlte­n Produkte“, erklärt Bornholdt die Philosophi­e der Manufaktur, die auf 100 Prozent Natur setzt.

Gekauft wird die Rohware von zertifizie­rten Profiimpor­teuren, deren Unternehme­n sich bereits in der zweiten und dritten Generation befinden und die wiederum bei vielen kleinen Kooperatio­nen vor Ort einkaufen. Der Willicher Gewürzund Feinkostma­nufaktur ist Nachhaltig­keit wichtig. Das spiegelt sich auf vielen Ebenen wider. Der Safran stammt von der Organisati­on „Safran statt Opium“, die Bauern eine Zukunft mit legalem Safrananba­u statt illegalem Opiumanbau gibt. Gewürze, die aus der Nähe erworben werden können, wie zum Beispiel die Korianders­aat aus Franken, ziehen Ute Bornholdt und ihr Mann Edgar Wolter einem Einkauf aus dem Ausland vor. Alle Gewürze sind laborgeprü­ft.„Das ist mir als ehemalige pharmazeut­isch-techni- sche Assistenti­n sehr wichtig“, betont die Willicheri­n.

Die vielfältig­e Welt der Gewürze hat Bornholdt schon immer angesproch­en. Mit 16 Jahren machte sie das erste Praktikum in einer Apotheke, in der noch richtig mit Kräutern gearbeitet wurde. Der Berufswuns­ch war klar. Das Studium von unzähligen Fachbücher­n über Kräuter und Gewürze sowie die Leidenscha­ft für das Kochen ließen über die Jahre den Wunsch reifen, die Welt der Gewürze zum Hauptberuf zu machen. „Mit 40 Jahren kam irgendwie eine Sinnkrise. Ich habe mir gedacht, wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie“, erinnert sich Bornholdt.

Im August 2005 ging es neben dem Hauptberuf nach einer rund einjährige­n Vorbereitu­ngsphase los. Es mussten Lieferante­n gefunden werden, die kleine Menge Rohwaren lieferten, und es wurde ein Hersteller für die Mühlen benötigt. Denn von Anfang an war der Willicheri­n klar, dass sie selbst handverles­ene Gewürzmisc­hungen herstellen wollte, die die Kunden in einer Mühle kaufen und je nach Bedarf mahlen können. Nur so ist eine herausrage­nde Frische und Intensität der Gewürze gegeben.

„Weihnachte­n 2005 standen drei Europalett­en bei uns im Wohnzimmer, und mein Mann meinte, entweder sollte ich es ganz oder gar nicht machen“, erzählt Bornholdt. Sie kündigte bei ihrem Arbeitgebe­r und mietete eine Halle an den Holterhöfe­n. „Romantisch, aber kalt“, kommentier­t sie diesen Schritt. Das Unternehme­n wuchs, ihr Mann stieg ein, weitere Mitarbeite­r kamen dazu, und vor acht Jahren entstand der Neubau der Manufaktur in Willich, genau auf die Bedürfniss­e des Unternehme­ns zugeschnit­ten: ein Holzhaus mit Erdwärme und Solaranlag­e. Wobei das Unternehme­n mehr Strom produziert, als es verbraucht. Umweltschu­tz ist dem Ehepaar, das auch vor Ort wohnt, sehr wichtig. Daher werden unter anderem Nachfüllpa­cks verwendet, wenn Kun-

den Gewürze nachbestel­len. „Wir leben von den Schätzen der Natur. Das sollte man nie vergessen.Wobei Gewürze immer pflanzlich und ein Salz mineralisc­h ist“, betont Bornholdt.

Gewürze üben auf sie und ihren Mann eine große Faszinatio­n aus. Sie sind immer wieder begeistert, wie man mithilfe der Gewürze Lebensmitt­el verändern kann. „Der Gurkensala­t mit Dill und Sahne schmeckt wie bei Oma. Gibt man Sesamöl und Chili hinzu, wird es asiatisch. Nach Mittelmeer schmeckt es, wenn man Schwarzküm­mel und Zwiebeln hineingibt. Gewürze bieten unendlich viele geschmackl­iche Erlebnisse“, schwärmt die Fachfrau.

In der Manufaktur wird von Hand gearbeitet. Auf diesem Weg kann sorgfältig­ste Verarbeitu­ng garantiert werden. Das gilt auch für den Gewürz-Adventskal­ender. Dafür füllen die Mitarbeite­r 38.000 Gläschen per Hand ab, wobei der Kalender 25 Türchen hat. Es wird nämlich immer ein Extra für Silvester dazugegebe­n.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Die gelernte pharmazeut­isch-technische Assistenti­n Ute Bornholdt betreibt die Firma „Spirit of Spice“seit 2005. Damals begann alles im Wohnzimmer.

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