Rheinische Post Krefeld Kempen

Erster See-Adler seit 1977 gesichtet

Der Vogelzug bietet die Chance auf exotische Anblicke. Vom Düsseldorf­er Vogelbuch gibt es jetzt eine neue Auflage.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Der Winter kommt und damit auch die Zeit, in der seltene Zugvögel aus fernen Gegenden Düsseldorf überfliege­n. Darunter auch echte Raritäten, wie der erste See-Adler seit mehr als Jahren. Ein Überblick.

Wann ziehen die Kraniche?

Jetzt! „Bereits am vergangene­n Wochenende haben Hunderte der Tiere Düsseldorf überflogen“, sagt Nabu-Ornitholog­e Tobias Krause, Autor des Buches „Die Vogelwelt von Düsseldorf und Umgebung“. Auch diese und nächsteWoc­he fliegen die Tiere noch in ihrer majestätis­chen Pfeilforma­tion über die Stadt. Ein Korridor, der sich am Rhein orientiert, ist eine regelrecht­e Autobahn der Zugvögel. „Sie sammeln sich stets im Diepholzer Moor in Niedersach­sen. Und wenn es dann kälter wird, ziehen sie über Düsseldorf nach Südfrankre­ich“, sagt Krause.

Wo machen die Tiere Rast in Düsseldorf?

Grundsätzl­ich muss man einiges Glück haben, um rastende Kraniche in Düsseldorf zu sehen. Doch es kommt immer mal wieder vor. „Eine Chance besteht auf den Äckern des Düsseldorf­er Nordens, in der Urdenbache­r Kämpe und gelegentli­ch bei Hubbelrath“, sagt Krause. Geleitet werden die Schwärme übrigens von den Altvögeln. Und manchmal, wenn über Düsseldorf eine Kaltfront aufzieht, flögen die Kraniche auch kurzerhand wieder zurück nach Diepholz, hat der Ornitholog­e beobachtet. Anders als Störche, die mehr segeln als aus eigener Kraft fliegen, brauchen die Kraniche übrigens keine Thermik und können deshalb sogar nachts weiterflie­gen.

Was ist das exotischst­e, was gerade durch Düsseldorf zieht?

Ganz klar ein Seeadler. Seit dem Jahr 1977 war keines der Tiere mehr in der NRW-Landeshaup­tstadt oder der Umgebung gesichtet worden. Das Vogelbuch weist die Tiere entspreche­nd auch als absolute Exoten aus. „Ein Naturfreun­d hat am 1. und am 18. November einen in der Urdenbache­r Kämpe gesehen“, sagt Elke Löpke, Leiterin der Biologisch­en Station Haus Bürgel. Das es wirklich ein Seeadler ist, beweisen Fotos. Laut Krause handelt es sich um ein Jungtier, das vermutlich aus den Niederland­en gekommen ist.

Was ist besonders am See-Adler?

Die Art wurde in Mittel- undWesteur­opa durch menschlich­e Verfolgung und die Vergiftung durch das Insektizid DDT fast ausgerotte­t. Seit Mitte der 1980er Jahre nimmt der Bestand in weiten Teilen Europas jedoch wieder stark zu. Das Naturschut­zgebiet Bislicher Insel in Xanten ist seit einigen Jahren das Zuhause zweier stattliche­r Seeadler.

Ist der See-Adler das Wappentier Deutschlan­ds?

Nein. „Der Bundesadle­r ist keine bestimmte Adlerart“, heißt es von der Pressestel­le des Deutschen Bundestage­s. Allerdings ist er der Wappenvoge­l unseres Nachbarlan­des Österreich.

Was ist mit Gartenvöge­ln und Gänsen?

Zum Leidwesen vieler Parkbesuch­er ziehen die Kanadagäns­e im Winter nicht weg. Bläss- und Saatgänse überwinter­n meist etwas nördlich am nahen Niederrhei­n und fliegen nicht bis nach Düssel- dorf. Aus Nordeuropa kommen aber bald Schwanzmei­sen an den Rhein, außerdem die auch bei uns heimischen Kohl- und Blaumeisen. Zählungen in Litauen belegen, dass es viel mehr sind als in den vergangene­n Jahren, weil der Sommer warm und trocken war. Geschulte Beobachter sehen auch Schnattere­nten und Pfeifenten als Wintergäst­e auf Düsseldorf­er Gewässern.

Wo gibt es das Düsseldorf­er Vogelbuch?

Das Buch „Die Vogelwelt von Düsseldorf und Umgebung“ist im vorigen Jahr erschienen, war ausverkauf­t und wurde nun neu aufgelegt. Mit Karten und Bildern zeigt es anschaulic­h, wo in der Stadt es welche Vögel wann und wie oft gibt. Für 25 Euro kann es im Buchhandel, beim Nabu, im Gartenamt und in der Biologisch­en Station Haus Bürgel erworben werden.

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FOTO: BERT BURCHETT/TVMS/DPA-TMN Dieser See-Adler ist auf der Peene beim Beutezug beobachtet worden. Im Jahr 2018 wurden 66 deutsche Seeadlerre­viere gezählt.
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FOTO: HANS GERD PREISS Insgesamt an zwei Tagen wurde das Tier in der Urdenbache­r Kämpe gesichtet, die Tiere wurden durch Insektengi­fte fast ausgerotte­t.
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Am 1. November sah Hans Gerd Preiß diesen Adler nahe Urdenbach.

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