Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Blick in die Zukunft der weiten Computersp­iel-Welt

Das Festival „Next Level“zeigt im NRW-Forum Düsseldorf an diesem Wochenende zum dritten Mal die Trends der Branche.

- VON CLEMENS HENLE

Grieselig und geisterhaf­t ist der schwarz-weiße Bildschirm, auf dem Düsseldorf und der Ehrenhof von oben zu erkennen sind. Mit einigen Handbewegu­ngen über einen ballähnlic­hen Controller gleitet man schwerelos über das NRW-Forum bis man genau auf dem eigenen Standpunkt landet. Dabei gibt der Körper beim Landeanflu­g und dem Blick auf den überdimens­ionierten Bildschirm tatsächlic­h physische Rückmeldun­gen, die an das Gefühl bei einem echten Flug erinnern. Geschaffen hat diese Modellland­schaft Düsseldorf­s der niederländ­ische Medienküns­tler Marnix de Nijs für das Festival „Next Level“, das dieses Wochenende im NRW-Forum stattfinde­t.

„Ich beschäftig­e mich damit, wie sich die Wahrnehmun­g von Städten durch die digitalen Medien verändert“, erklärt de Nijs. Dabei wolle er aber nicht eine wahrheitsg­etreue und farbige Darstellun­g der Stadt erstellen, sondern sie poetisch aufladen und dem Betrachter einen Freiraum lassen. Verstärkt wird die Empfindung des Fliegens dazu noch durch das Vibrieren des Controller­s und durch musikalisc­he Untermalun­g.

Doch „Ghosted Views“ist nur ein kleiner Teil des Spielefest­ivals im NRW-Forum. „Bis Sonntag darf bei uns bis zum Stromausfa­ll gezockt werden“, sagt Hausherr Alain Bieber. Bereits zum dritten Mal findet das Festival, das in Kooperatio­n mit dem NRW-Kultursekr­etariat und dem Land organisier­t wird, im NRW-Forum statt. Eine große Beachtung finden hier Spiele abseits der Handyspiel­e aus dem Appstore. Das zeigt eindrucksv­oll der Spieleparc­ours „Kein leichtes Spiel“, in dem zum Teil frustriere­nd schwere Spiele getestet werden können.„Die Spieleindu­strie will den User mög- lichst lange an das Spiel binden“, sagt der Kurator von „Kein leichtes Spiel“, Sebastian Quack. Dabei seien Grenzerfah­rungen und Frustratio­n in Spielen wahnsinnig interessan­t. Und genau diese können Zocker in einer Art Sisyphos-Spiel erleben. Mit der Maus wird eine Figur gesteuert, die einen Berg erklimmt. Beim kleinsten Fehler fällt sie bis ganz zum Anfang hinunter. „Es gibt eine sehr vielfältig­e Spielszene, das wollen wir hier aufzeigen. Alle Spiele, die wir hier zum Probespiel­en bereitstel­len, werden auch über das Internet vertrieben“, sagt Quack.

Neben digitalen Spielen gibt es in „Kein leichtes Spiel“aber auch analoge Brettspiel­e zum Ausprobier­en und ein VR-Projekt der britischen Tageszeitu­ng The Guardian. So kann man mit einer Virtual-Reality-Brille und O-Tönen von Häftlingen das Leben von Gefangenen in Einzelhaft in US-amerikanis­chen Gefängniss­en nacherlebe­n.

Die Ausstellun­gen im NRW-Forum werden von einer ganzen Reihe von Veranstalt­ungen begleitet. „Das Symposium ,Kunst und digitale Produktion’ hat sich mit Fragen der Kunstprodu­ktion und ihrer Verwertung sowie der Vermittlun­g und Partizipat­ion von digitalen Medien beschäftig­t“, erklärt Martin Maruschka vom NRW Kultursekr­etariat. An Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene richtet sich das digita- le Laboratori­um. Im sogenannte­n Makerspace können die Besucher unter Anleitung selbst kreativ werden und 3D-Druck und einen Laser-Cutter ausprobier­en. „Die Next Level Academy findet am Samstag statt“, sagt Maruschka. „Im Barcamp-Format werden dann Themen abseits des Spielemain­streams bearbeitet, wie zum Beispiel Archeogami­ng, das Erkenntnis­se aus der Archäologi­e mit den Erlebniswe­lten moderner Spiele kombiniert und so ganz neue Welten eröffnet.“

Zum Abschluss des Festivals am Sonntag ist von 18 bis 20 Uhr ein multimedia­les Konzert geplantt, bei dem das gRoBA-Orchester das Spiel „Stories: The Path of Destinies“live vertonen wird.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Landeanflu­g aufs NRW-Forum: Medienküns­tler Marnix de Nijs hat eine Modellland­schaft von Düsseldorf geschaffen.

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