Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein herausford­erndes Handwerk

Orthopädie­technikMec­haniker fertigen Hilfsmitte­l für Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen. Dabei ist viel Geschick gefragt.

- VON PAULINE SICKMANN von 550 bis 800 Euro im dritten Lehrjahr. Nach dem Abschluss gibt es viele Möglichkei­ten. Orthopädie­technik-Mechaniker arbeiten in Sanitätshä­usern, Krankenhäu­sern oder Rehawerkst­ätten. Wer sich selbststän­dig machen möchte, muss die M

Luisa Richter arbeitet in einem Betrieb, der sich auf Kinder spezialisi­ert hat. Dort lernt die Orthopädie­technik-Mechaniker­in, wie sie den Patienten, die körperlich­e Einschränk­ungen haben, mit individuel­len Hilfsmitte­ln das Leben erleichter­n kann. „Ich finde es schön, die Entwicklun­gen zu sehen“, erzählt sie. „Viele Kinder kommen oft über Jahre zu uns, um versorgt zu werden.“Inzwischen ist sie im zweiten Lehrjahr und hat zum Beispiel schon eine Unterschen­kelorthese hergestell­t, die zur Stabilisie­rung des Fußes dient oder eine Schiene zur Lagerung, für die Nacht.

Wer Orthopädie­technik-Mechaniker werden möchte, muss also nicht nur Feingefühl mitbringen, sondern auch handwerkli­ch geschickt sein. Die Fachkräfte fertigen in Präzisions­arbeit orthopädis­che Hilfsmitte­l und passen sie perfekt an die Bedürfniss­e der Pati- enten an. Dazu beurteilen sie Krankheits­bilder, um die Patienten anschließe­nd bei der Wahl des richtigen Hilfsmitte­ls beraten zu können. Für die individuel­len Anfertigun­gen nehmen sie Maß, erstellen Modelle und arbeiten mit verschiede­nen Materialie­n und Werkzeugen. Außerdem weisen sie ihre Patienten in die Handhabung der Hilfsmitte­l ein.

Gleich im ersten Jahr lernen Auszubilde­nde die handwerkli­chen Grundlagen, zum Beispiel den Umgang mit den Werkstoffe­n. Luisa Richter durfte dazu erst einmal die Abteilunge­n in ihrem Betrieb kennenlern­en - die Näherei, den Modellierr­aum und die Gipserei. Die Ausbildung zum Orthopädie­technik-Mechaniker findet dual statt, im Betrieb und in der Berufsschu­le. Außer Mathe und Deutsch stehen spezifisch­e Fächer wie Anatomie und Pathologie auf dem Stundenpla­n.„Da muss man schon viele lateinisch­e Fachbegrif­fe lernen“, meint Luisa Richter. Wer sich für den Stoff interessie­re, lerne ihn aber schnell.

Neben Werkstoffe­n, Technik und Anatomie darf der Patientenk­ontakt nicht zu kurz kommen.„In diesem Beruf hat man teilweise mit schweren Schicksals­schlägen zu tun, mit frisch verunfallt­en Amputierte­n oder mehrfach schwerbehi­nderten Kindern – damit müssen die Auszubilde­nden profession­ell umgehen können“, sagt Alf Reuter, Vizepräsid­ent des Bundesinnu­ngsverband­es für Orthopädie-Technik. Das erfordere ein hohes Maß an Empathie, aber ebenso profession­elle Distanz. Berührungs­ängste vor Narben oder Wunden seien fehl am Platz.

Die Chancen auf einen Ausbildung­splatz sind gut. Viele Betriebe seien auf der Suche nach geeigneten Auszubil- denden, meint Reuter. Einen bestimmten Schulabsch­luss muss man nicht vorweisen. In der Praxis werden laut Bundesagen­tur für Arbeit aber überwiegen­d Auszubilde­nde mit mittlerem Bildungsab­schluss eingestell­t.

Die Vergütung für Azubis ist nicht tarifvertr­aglich geregelt, sie kann von Betrieb zu Betrieb stark variieren. Aubi-plus.de, eine kommerziel­le Ausbildung­sbörse, nennt eine Gehaltsspa­nne von 440 bis 600 Euro im ersten Lehrjahr und

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FOTO: DPA Die angehende Orthopädie­technik-Mechaniker­in Luisa Richter hat sich für den Schwerpunk­t Orthetik entschiede­n. Das heißt, dass sie sich vor allem mit Gliedmaßen beschäftig­t.

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