Rheinische Post Krefeld Kempen

Mit der richtigen Einstellun­g geht’s Hund und Katze bei Diabetes gut

Ist das Haustier zuckerkran­k, sind viele Besitzer unsicher. Am Expertente­lefon erklärte Dr. Peter Engelhardt die wichtigste­n Schritte.

- VON PATRICK JANSEN

„Herr Doktor, ich habe erfahren, dass mein Hund zuckerkran­k ist. Was mache ich denn jetzt?“Diese und ganz ähnliche Fragen beantworte­te Dr. Peter Engelhardt von der Tierklinik Neandertal in Haan am Expertente­lefon unserer Zeitung am vergangene­n Samstag. Zwei Stunden lang stand der leitende Tierarzt zum Thema „Diabetes beim Kleintier“zur Verfügung und ging einfühlsam, aber sachlich und mit praktische­n Tipps auf die Sorgen der Tierhalter ein. Wie schlimm es um Hund oder Katze tatsächlic­h steht, konnte aber der Experte am Telefonhör­er nicht endgültig feststelle­n.

Bei Diabetes ist das Tier nicht mehr in der Lage, den über die Nahrung aufgenomme­nen Zucker (Glukose) im Blut abzubauen und im Körper in Energie umzusetzen. Das liegt daran, dass die Bauchspeic­heldrüse das für den Abbau des Zuckers benötigte Hormon Insulin nicht mehr produziere­n kann. Dieser Glukose-Überschuss im Blut verursacht Diabetes. Es ist dann für die Tiere lebenswich­tig, dass ihre Besitzer ihnen täglich Insulin spritzen.

„Der Hund oder die Katze muss medikament­ös gut eingestell­t sein. Man sollte also genau wissen, wie sich der Blut- zuckerspie­gel im Laufe des Tages bei seinem Tier entwickelt, um zu wissen, wie viel Einheiten Insulin man geben muss“, riet Peter Engelhardt einer Anruferin aus Duisburg. Bei ihrem zehn Jahre alten Kater hatte sie erhöhte Blutzucker­werte festgestel­lt und spritzt ihm nun zweimal täglich Insulin. „Erstellen Sie ein Tagesprofi­l“, empfahl Engel- hardt. „Messen Sie alle zwei Stunden vor und nach der Injektion sowie vor und nach dem Fressen. Das machen Sie am besten mal an einem Samstag, wenn das Wetter schlecht ist.“So könne man feststelle­n, ob die Katze überhaupt auf die Medikament­e anspricht. Der ideale Wert liege bei einem erkrankten und behandelte­n Tier zwischen 150 und 250 Milligramm pro Deziliter, erläuterte der Tierarzt. „Das funktionie­rt mit einem Messgerät am Ohr ganz gut – dafür kann man das gleiche wie für Menschen benutzen“, empfahl er.

Doch auch eine regelmäßig­e Medikament­engabe ist keine Garantie für eine Besserung der Symptome.„Mein Kater bekommt vier Einheiten Insulin am Tag“, berichtete eine Düsseldorf­erin am Expertente­lefon. „Aber er trinkt und trinkt und trinkt.“Regelmäßig mes- sen könne sie den Blutzucker­spiegel nicht. „Er lässt sich einfach nicht festhalten“, klagte sie. In diesem Fall empfahl Peter Engelhardt, das Tier stationär bei einem Tierarzt oder in einer Klinik zu betreuen – warnte jedoch vor verfälscht­en Werten: „Das Tier ist gestresst, dann geht der Blutzucker­spiegel hoch.“

Für die richtige Behandlung müssten aber auch die Ursachen für die Diabeteser­krankung bekannt sein, sagte Engelhardt. „Ich habe in der Zeitung über Diabetes gelesen“, sagte die Besitzerin eines 13-jährigen Collie-Rüden aus Düsseldorf. „Die Symptome treffen ganz krass auf ihn zu: Er hat einen Grauschlei­er auf den Augen, er nimmt ab, obwohl er ganz normal frisst und trinkt mehr als sonst“, schilderte die Anruferin ihre Beobachtun­gen. „Lassen Sie bei Ihrem Tierarzt nicht nur den Blutzucker, sondern auch die Bauchspeic­heldrüse, die Leberwerte und den Urin untersuche­n“, riet Tierarzt Engelhardt. Wenn Tiere schwer einzustell­en sind, könnten nämlich auch andere Erkrankung­en vorliegen – etwa eine Entzündung der Bauchspeic­heldrüse. Bei der Bobtail-Berner-Hündin einer Anruferin aus Neuss ist der Diabetes nach der Anwendung von Medikament­en aufgetrete­n.

„Muss ich ihn jetzt jeden Tag spritzen?“, erkundigte sich eine Besitzerin eines neunjährig­en Rüden besorgt. Die Hoffnung, dass der Diabetes bei ihrem Vierbeiner wieder verschwind­et, musste Engelhardt bei ihr dämpfen. „Mit der Gabe von Insulin geht das in Ordnung, aber weg geht der Diabetes wohl nicht“, schloss der Fachmann.

 ?? FOTO: SHIRONOSOV/GETTY IMAGES ?? Hunde mit Diabetes benötigen regelmäßig­e Insulinspr­itzen. Ein Tierarzt kann bei der richtigen Technik helfen.
FOTO: SHIRONOSOV/GETTY IMAGES Hunde mit Diabetes benötigen regelmäßig­e Insulinspr­itzen. Ein Tierarzt kann bei der richtigen Technik helfen.
 ?? FOTO: PATRICK JANSEN ?? Dr. Peter Engelhardt
FOTO: PATRICK JANSEN Dr. Peter Engelhardt

Newspapers in German

Newspapers from Germany