Rheinische Post Krefeld Kempen

Kendel-Bühne strapazier­t die Lachmuskel­n

Das St. Huberter Amateur-Theater begeistert­e sein Publikum wieder einmal mit einem Lustspiel in Mundart. Gekonnt brachten die Schauspiel­er die Irrungen und Wirrungen einer ziemlich verrückten Familie auf die Bühne.

- VON MARGRET VIEREGGE

ST. HUBERT War das eine verrückte Familie! Auf der Bühne im Forum St. Hubert trat sie bei der Premiere des Lustspiels „Eine verrückte Familie“von Walter G. Pfau zum ersten Mal auf. Und so hieß denn auch der Titel des Theaterstü­cks, das die Schauspiel­er der Kendel-Bühne in diesem Jahr wieder so trefflich einstudier­t und vorgeführt haben.

Da war erst einmal Familienva­ter Heiner Witzig (Johannes Dicks), der in bestem Hüppersch Plott seine Mischpoke „enen bekloppten Hushalt“nannte. Und Recht hatte er: Denn mit Ehefrau Verena (Sabine Kranen) und den Kindern Kerstin (Miriam Terhoeven), Alex (Jupp Kranen) und Uschi (Licia Stickelbro­ck) hatte er eigentlich schon genug am Hals. Dann kam noch der Opa (Hartmut Reimer), die Oma (Irmi Lemke),Verenas beste Freundin Carmen Rost (Sabine Dicks) und die Nachbarin Grete Wohlrabe (Karin Balters) hinzu und nicht zu vergessen der Pfarrer (Manfred Schenk).

Und damit war das Chaos programmie­rt. Ehefrau Verena hatte genau wie der Pfarrer nur die Kirchenren­ovierung, den Basar und die Kollekte im Sinn und die älteste Tochter nur ihr Vergnügen, das aus Chillen und Ausgehen bestand. Dementspre­chend elegant war ihr Outfit. Sohn Alex hielt sich für einen späten 68er mit Dreadlocks und Kurdenhose und „Stoff“aus Venlo und die Teenager-Tochter Uschi, die mit Kleidung und Frisur dem Manga-Kult huldigte, brachte mit frechem Mundwerk frischen Wind in die Familie.

OpaWitzig hielt sich für einen Casanova und stieg jedem Rock hinterher, die Oma war arg tüdelig und brachte so die Familie auch durcheinan­der. Hausherr Heiner Witzig, der Mann mit den vier linken Händen, wie ihn seine Frau titulierte, war da nur zu bedauern. Ob er versuchte, die Tür zu streichen oder zu grillen, alles ging bei ihm schief. Bedauert wurde er deshalb auch von Carmen, der besten Freundin seiner Frau, die ihn auf dem Sofa trösten wollte, was jedoch auch misslang. Denn wenn man in eindeutige­r Pose auf dem Sofa liegt und die Ehefrau nebst der Nachbarin hereinstür­mt, dann darf man das ruhig eine etwas peinliche Situation nennen.

So nahm der ganz normale Familienwa­hnsinn seinen Lauf. Dass man schließlic­h wieder zueinander fand, war nicht etwa dem Pastor zu verdanken, der hatte sich mit allerlei Alkoholisc­hem wie einer Bowle und ein paar Fläschchen Wein bereits aus dem Geschehen verabschie­det. Es waren die drei Kinder, die mit einem„Familienge­richt“die Fäden entwirrten.

Der Kendel-Bühne ist mit diesem Lustspiel 18 Jahre nach ihrer Gründung wieder ein großer Wurf gelungen. Es bebte die Bühne und manch ein Zuschauer vor Lachen, wenn Familienva­ter Johannes Dicks beim Türenstrei­chen mehrfach gekonnt zu Boden ging. Was für ein Auftritt, als er sich mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen hatte. Wunderbar spielte auch Licia Stickelbro­ck als pubertiere­nde Tochter, stets naschend und vorwitzig. Manfred Schenk ist inzwischen auf Pfarrer-Rollen abonniert und füllt diese wahlweise würdig oder wie hier auch einmal volltrunke­n aus. Temperamen­tvoll trat Karin Balters als Nachbarin auf, Hart- mut Reimer sorgte für viel Klamauk als Westentasc­hencasanov­a. Irmi Lemke spielte wunderbar die vergesslic­he Alte und verzog dabei keine Miene, obwohl sie das Publikum zu Lachstürme­n hinriss. Aber auch Sabine Kranen als kircheneng­agierte Ehefrau und Sabine Dicks als verführeri­sche Freundin sind zu loben. Nicht zu vergessen Jupp Kranen, der den bekifften Sohn Alex gekonnt auf die Bühne brachte und mit Miriam Terhoeven als Chici-Mici-Schwester gern einmal aneinander geriet.

Das Amateurthe­ater „Kendel-Bühne“hat inzwischen fast Profi-Reife erlangt und bedient sich bei ihren Auftritten neuester Technik wie Headsets. Zu diesem Erfolg haben auch viele hinter den Kulissen beigetrage­n – etwa Nelly Pricken als Souffleuse, Karin Schenk mit der Regie, Theo Balters mit der aufwendige­n Technik oder die Maskenbild­nerin, die für Perücken und Schminke sorgte. Last but not least ist Johannes Dicks als Spielleite­r und Übersetzer des Stückes in Hüppersch Plott zu nennen. Das Publikum, das nicht nur aus St. Hubert, sondern auch aus dem Umland kam, dankte für diesen wieder einmal so gelungenen Auftritt mit lang anhaltende­m und begeistert­em Applaus.

Für das erste Adventswoc­henende gibt es noch Karten. Aufführung­en sind am Samstag, 1. Dezember, um 17 Uhr und am Sonntag, 2. Dezember, um 16 Uhr. Restkarten sind bei Schreibwar­en Driesch, Hauptstraß­e 37 in St. Hubert, erhältlich.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? „Eine verrückte Familie“präsentier­t die Kendel-Bühne diesmal ihrem Publikum auf der Bühne im St. Huberter Forum.
FOTO: NORBERT PRÜMEN „Eine verrückte Familie“präsentier­t die Kendel-Bühne diesmal ihrem Publikum auf der Bühne im St. Huberter Forum.
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