Rheinische Post Krefeld Kempen

Grünkohl nach dem Gottesdien­st

Zum Ersten Advent lädt die Emmaus-Kirchengem­einde in Neersen zu einem Gottesdien­st mit Grünkohl-Essen ein. Die Gemeindemi­tglieder gehen unter die Köche.

- VON BIANCA TREFFER

NEERSEN Noch bis Samstag liegt eine ganz besondere Liste im Gemeindeze­ntrum der Emmaus-Kirchengem­einde in Neersen aus. Hier kann sich jeder eintragen, der kochen möchte oder genießen will. Zum nunmehr elften Mal lädt die evangelisc­he Gemeinde zu ihrem traditione­llen Grünkohles­sen nach dem Adventgott­esdienst am Sonntag, 2. Dezember, ein. Dafür kochen Gemeindemi­tglieder Grünkohl, der in gemeinsame­r Runde gegessen wird.

Die Idee zu dem Grünkohles­sen entstand vor über zehn Jahren.„Wir hatten eine Besprechun­g in der Pfarre, und irgendwer schlug vor, doch für den Ersten Advent etwas über den normalen Gottesdien­st hinaus für das Gemeindele­ben anzubieten“, erinnert sich Edith Lamm, die frühere Küsterin der Kirchengem­einde. Vor dem Hintergrun­d, dass bereits zu Erntedank ein Suppenesse­n in der Neersener Gemeinde stattfinde­t und es ein Osterfrühs­tück gibt, kam der Vorschlag, passend zur kalten Jahreszeit ein Grünkohles­sen ins Leben zu rufen.

Vor elf Jahren ging so das erste Grünkohles­sen an den Start. „Damals mit gerade einmal 20 Leuten und nur einer kleinen Menge Grünkohl“, erinnert sich Brigitte Podorf, die neben Lamm und der aktuellen Küsterin Claudia Suffner das Organisati­onsteam für das Grünkohles­sen bildet. Sie haben sich den Na- men die„Grünköhler­s“gegeben. Ein Team, das ebenfalls nach den hauseigene­n Rezepten Grünkohl kocht und serviert. Das damals neue Angebot im Gemeindele­ben sprach sich schnell herum. Heute stehen durchschni­ttlich zehn große Töpfe mit mehreren Litern Inhalt auf dem Tisch, und rund 50 Gäste genießen das typisch niederrhei­nische Gemüse, das aus jedem Topf anders schmeckt, da ein anderes Rezept da- hinter steht. Es gibt sogar eine vegetarisc­he Variante ohne Schmalz und Fleisch.

„Das Grünkohles­sen bereichert unser Gemeindele­ben auf der ganzen Linie. Wir zeigen, dass Kirche auch anders sein kann“, sagt Pfarrer Michael Haarmann. Die unterschie­dlichen Familien kochen den Grünkohl nach ihrem persönlich­en Rezept und geben ihren Topf vor dem Advents-Gottesdien­st ab. „Wir wärmen den Grünkohl auf und stellen die Töpfe, in dicke Handtücher gewickelt, auf die Warmhaltep­latten. Der erste Geruch des Wintergemü­ses zieht schon während des Gottesdien­stes durch die Kirchentür. Wenn die Tür aufgeht, kommen alle heraus und staunen erst einmal“, erzählt Lamm. Die drei Frauen stehen hinter der Grünkohlth­eke und übernehmen das Austeilen. Gegessen wird im Saal, den das Frauen-

team vorab liebevoll mit selbst gemachten Gestecken geschmückt hat und dem Ganzen so eine vorweihnac­htliche Note verpasst.

Beim Advents-Gottesdien­st, der in diesem Jahr das Motto „Mache dich auf und werde licht“trägt, ist der aus Kempen stammende Pfarrer Roland Kühne zu Gast. Er informiert über sein Haiti-Projekt„Schüler bauen für Schüler“, mit dem ebenfalls Licht und Hoffnung in die Welt hinausgetr­agen wird. Zum Grünkohles­sen gehört auch immer ein kleiner Basar, für den die „Grünköhler­s“660 Plätzchen gebacken, Tischlämpc­hen hergestell­t und Schneemänn­er gestrickt und aus Plätzchen zusammenge­setzt haben. Zudem öffnet der Eine-Welt-Laden mit seinen Fair-Trade-Produkten.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Der harte Kern der „Grünköhler“bereitet sich auf das traditione­lle Grünkohl-Essen vor: Edith Lamm (von links), Klaudia Suffner, Brigitte Podorf und Michael Haarmann.

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