Rheinische Post Krefeld Kempen
Krefeld plant einen Drogenkonsumraum
Die Stadtverwaltung wird der Politik im ersten Halbjahr 2019 ein umfassendes Konzept vorlegen. Sozialdezernent Thomas Visser: „Zum Nulltarif wird das nicht zu haben sein.“Düsseldorf zahlt jährlich 1,4 Millionen Euro.
Rauschgiftkonsum unter Aufsicht - das könnte es bald auch in Krefeld geben. Krefelds CDU-Fraktionsvorsitzender Philibert Reuters äußerte in der jüngsten Sitzung des Stadtrates zu entsprechenden Überlegungen seiner Partei, in der Seidenstadt einen Drogenkonsumraum einzurichten. Sozialdezernent Thomas Visser bestätigte, dass die Verwaltung bereits an einem entsprechenden Konzept arbeitet: „Wir sind mit mehreren Städten im Gespräch, die solche Räume haben. Vorgehen ist, dass wir der Politik im ersten oder zweiten Quartal des kommenden Jahres ein entsprechendes Papier vorlegen.“Nachgefragt hat die Krefelder Verwaltung unter anderem in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Dort ist bereits vor Jahren ein Drogenkonsum- und Aufenthaltsraum eingerichtet worden. Kosten pro Jahr für die Stadtkasse: 1,4 Millionen Euro.
Es ist die SPD, die seit Jahren eine bessere Betreuung und Hilfe für die Drogenabhängigen in Krefeld fordert. Deren Zahl wird auf 100 bis 200 Personen geschätzt. Soziale Einrichtungen und Polizei sind überzeugt, dass die Dunkelziffer jedoch wesentlich höher ist. Fakt ist: Die meisten Drogen werden im Umfeld des Theaterplatzes und der angrenzenden Tiefgarage des Rathauses konsumiert. „Die Entscheidung, den Theaterplatz neu zu gestalten und ein sogenanntes ,technisches Rathaus’ zu errichten, ist nicht isoliert baurelevant zu betrachten“, gibt Fraktionschef Reuters zu bedenken. „Auch für die seit langer Zeit dort etablierte Drogenszene brauchen wir dringend sozial und medizinisch adäquate Hilfe. Hierzu ist die Einrichtung eines Drogenkonsumraumes eine Voraussetzung. Erste Ideen für eine passende Örtlichkeit diskutieren wir fraktionsintern. Eine Realisierung hierfür, aber auch für eine verstärkte soziale und medizinische Betreuung der Drogensüchtigen, setzt unsere Bereitschaft voraus, hierfür viel Geld in die Hand zu nehmen. Aus meiner Sicht eine sehr wichtige Investition.“
Die Sozialdemokraten begrüßen das „Umdenken“der CDU ausdrücklich. SPD-Fraktionsvorsitzender Benedikt Winzen betont, dass seine Fraktion seit langem fordert, „die Einrichtung von Drogenkonsum- räumen in Abstimmung mit den örtlichen freien Trägern und unter Einbeziehung von Erfahrungswerten aus anderen Kommunen zu überprüfen.Wir halten das neue Konzept ‚Handeln und Helfen‘ des Oberbürgermeisters für den entscheidenden Schritt in die richtige Richtung.“Für die SPD kann das aber nur„ein Baustein“sein, parallel unterstützt die Fraktion Maßnahmen wie die aufsuchende Sozialarbeit und eine Aufstockung der Streetworker.
Gespräche zwischen Verwaltung und freien Trägern rund um die Einrichtung eines Drogenkonsumraums gibt es bereits. „Wir haben wegen dieses Themas bereits Kontakt zur Stadt gehabt“, sagt Caritas-Sprecherin Sonja Borghoff. Die Krefelder Caritas ist seit Jahrzehnten in der Alkohol- und Drogenhilfe aktiv. Menschen, die die Unterstützung suchen, finden in der Beratungsstelle Ansprechpartner. Das gilt für Konsumenten ebenso, wie für Freunde oder Angehörige mit Beratungsbedarf. Hierbei arbeitet die Caritas mit verschiedenen Selbsthilfegruppen zusammen.
Sozialdezernent Visser bestätigt, dass es einen Austausch mit „verschiedenen Partnern“gibt: „Zu Einzelheiten will ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.“Die Verwaltung erarbeitet mit Blick auf den Haushalt 2020 eine Vorlage, die der Politik in den kommenden Monaten zur Entscheidung vorgelegt wird. „Klar ist bereits heute, dass ein solcher Drogenkonsumraum zum Nulltarif nicht zu haben sein wird“, ergänzt der Beigeordnete.