Rheinische Post Krefeld Kempen
Schauspieler kommen in die Schule
Das Kreschtheater klärt in einer mobilen Produktion über den Traumberuf Schauspieler auf.
DerTraum von Ruhm und Reichtum ist so alt wie die Welt. Zu den großen Träumen Jugendlicher gehört die Karriere als Schauspieler. „Als Stadtkinder- und -jugendtheater wirken wir wie ein Sammelbecken für diejenigen, die in diesen Beruf gehen wollen“, sagt HelmutWenderoth vom Kreschtheater. Mira Bartuschek und Jannis Niewöhner sind prominente Beispiele. Aber sie sind Ausnahmen. Wenderoth zitiert die Statistik: In Deutschland leben und arbeiten rund 15.000 Schauspieler. Eine kleine Spitze von etwa vier Prozent verdient im Jahr mehr als 100.000 Euro. Mehr als zwei Drittel kommen nicht über 30.000 Euro hinaus – brutto. Bei der Hälfte aller in diesem Staat tätigen Schauspieler liegt der Verdienst sogar nur um die 20.000 Euro brutto.„DerWeg von zahlreichen, auch TV-bekannten Schauspielern führt deswegen weniger über den roten Teppich als vielmehr zum Job-Center, um Arbeitslosengeld zu beantragen“, sagt der Theatermann. Unter dem Autoren-Pseudonym Jacob Nain hat er ein Stück für Jugendliche geschrieben: „Lügen lernen oder Schauspieler sein“. Mit dieser Inszenierung reist das Kresch auch mobil in die Schulen. „Es ist ein Parforceritt durchs Schauspielerdasein, voller wechselnder Emotionen“, sagt Wenderoth. Deshalb gibt es auch immer ein Nachgespräch mit dem Kresch-Team.
Gestern Vormittag erlebte eine Gruppe der Gesamtschule Oppum die Preview. Die Schüler waren begeistert. „Die meisten verbinden mit dem Schauspielberuf Fernsehen oder Kino. Theater haben sie dabei nicht auf dem Schirm.Wenn es dann zu der unmittelbaren Konfrontation mit den Schauspielern kommt, ist das ein ganz neues Erlebnis. Angelo Enghausen-Micaela und Laura Thomas spielen keine Figuren, sie erzählen dem Publikum von Figuren in Situationen, und dabei beziehen sie die Zuschauer auch mit ein.
„Werde Schauspieler, und du darfst endlich etwas ausprobie- ren“, heißt das Versprechen am Anfang der Geschichte. Das klingt verheißungsvoll. Doch bald geht es um die Wirklichkeit, die für viele schon bei der Bewerbung an einer Schauspielschule hart ist, weil pro Jahrgang nur wenige Bewerber angenommen werden. Nach dem Abschluss sind junge Darsteller an deutschen Bühnen günstige Ensemblemitglieder, weil Einstiegsgehälter bei 1600 Euro brutto liegen. „In einer Stadt wie Hamburg kann man davon nicht leben“, sagtWenderoth. Nebenjobs zum „Aufstocken“oder Hartz-IV werden nötig, wenn Engagements oder Drehtage ausbleiben. Seine Szenenfolge lässt Wenderoth passend dazu mit dem Satz enden: „Ich träume von Angeboten“.
Aber auch die Faszination von Schauspielerei und Theater zeigt das Stück. „Wer kann heute sagen, welcher Beruf sicher ist“, fragtWenderoth.„Aber es ist wichtig, sich Gedanken über die Berufswünsche zu machen.
„Lügen lernen oder Schauspieler sein“ist für Zuschauer ab zwölf Jahre empfohlen. Es ist gegliedert in sieben Tutorials, also filmische Gebrauchsanweisungen wie es sie bei „Youtube“gibt. Es ist modernes Erzähltheater, die Schauspieler berichten über Inhalte ihres Berufes. Die Bühne braucht nur einen Tisch und zwei Stühle. Empfohlen wird es außerdem für die Jahrgangsstufen 7 und 8 der weiterführenden Schulen, Kurse „Darstellen und Gestalten“der Gesamtschulen und alle Theater AGs als Anregung für die eigene Theaterarbeit.
Ab sofort können Schulvorstellungen gebucht werden; für Lehrer gibt es kostenlose Vorführungen am 28. Januar, 25. Februar und 13. März, jeweils um 19 Uhr in der Fabrik Heeder. Eintritt: zehn, ermäßigt vier Euro. Schülergruppen ab zehn Personen bezahlen drei Euro pro Besucher. Telefon 02151 862626.