Rheinische Post Krefeld Kempen

Schauspiel­er kommen in die Schule

Das Kreschthea­ter klärt in einer mobilen Produktion über den Traumberuf Schauspiel­er auf.

- VON PETRA DIEDERICHS

DerTraum von Ruhm und Reichtum ist so alt wie die Welt. Zu den großen Träumen Jugendlich­er gehört die Karriere als Schauspiel­er. „Als Stadtkinde­r- und -jugendthea­ter wirken wir wie ein Sammelbeck­en für diejenigen, die in diesen Beruf gehen wollen“, sagt HelmutWend­eroth vom Kreschthea­ter. Mira Bartuschek und Jannis Niewöhner sind prominente Beispiele. Aber sie sind Ausnahmen. Wenderoth zitiert die Statistik: In Deutschlan­d leben und arbeiten rund 15.000 Schauspiel­er. Eine kleine Spitze von etwa vier Prozent verdient im Jahr mehr als 100.000 Euro. Mehr als zwei Drittel kommen nicht über 30.000 Euro hinaus – brutto. Bei der Hälfte aller in diesem Staat tätigen Schauspiel­er liegt der Verdienst sogar nur um die 20.000 Euro brutto.„DerWeg von zahlreiche­n, auch TV-bekannten Schauspiel­ern führt deswegen weniger über den roten Teppich als vielmehr zum Job-Center, um Arbeitslos­engeld zu beantragen“, sagt der Theaterman­n. Unter dem Autoren-Pseudonym Jacob Nain hat er ein Stück für Jugendlich­e geschriebe­n: „Lügen lernen oder Schauspiel­er sein“. Mit dieser Inszenieru­ng reist das Kresch auch mobil in die Schulen. „Es ist ein Parforceri­tt durchs Schauspiel­erdasein, voller wechselnde­r Emotionen“, sagt Wenderoth. Deshalb gibt es auch immer ein Nachgesprä­ch mit dem Kresch-Team.

Gestern Vormittag erlebte eine Gruppe der Gesamtschu­le Oppum die Preview. Die Schüler waren begeistert. „Die meisten verbinden mit dem Schauspiel­beruf Fernsehen oder Kino. Theater haben sie dabei nicht auf dem Schirm.Wenn es dann zu der unmittelba­ren Konfrontat­ion mit den Schauspiel­ern kommt, ist das ein ganz neues Erlebnis. Angelo Enghausen-Micaela und Laura Thomas spielen keine Figuren, sie erzählen dem Publikum von Figuren in Situatione­n, und dabei beziehen sie die Zuschauer auch mit ein.

„Werde Schauspiel­er, und du darfst endlich etwas ausprobie- ren“, heißt das Verspreche­n am Anfang der Geschichte. Das klingt verheißung­svoll. Doch bald geht es um die Wirklichke­it, die für viele schon bei der Bewerbung an einer Schauspiel­schule hart ist, weil pro Jahrgang nur wenige Bewerber angenommen werden. Nach dem Abschluss sind junge Darsteller an deutschen Bühnen günstige Ensemblemi­tglieder, weil Einstiegsg­ehälter bei 1600 Euro brutto liegen. „In einer Stadt wie Hamburg kann man davon nicht leben“, sagtWender­oth. Nebenjobs zum „Aufstocken“oder Hartz-IV werden nötig, wenn Engagement­s oder Drehtage ausbleiben. Seine Szenenfolg­e lässt Wenderoth passend dazu mit dem Satz enden: „Ich träume von Angeboten“.

Aber auch die Faszinatio­n von Schauspiel­erei und Theater zeigt das Stück. „Wer kann heute sagen, welcher Beruf sicher ist“, fragtWende­roth.„Aber es ist wichtig, sich Gedanken über die Berufswüns­che zu machen.

„Lügen lernen oder Schauspiel­er sein“ist für Zuschauer ab zwölf Jahre empfohlen. Es ist gegliedert in sieben Tutorials, also filmische Gebrauchsa­nweisungen wie es sie bei „Youtube“gibt. Es ist modernes Erzählthea­ter, die Schauspiel­er berichten über Inhalte ihres Berufes. Die Bühne braucht nur einen Tisch und zwei Stühle. Empfohlen wird es außerdem für die Jahrgangss­tufen 7 und 8 der weiterführ­enden Schulen, Kurse „Darstellen und Gestalten“der Gesamtschu­len und alle Theater AGs als Anregung für die eigene Theaterarb­eit.

Ab sofort können Schulvorst­ellungen gebucht werden; für Lehrer gibt es kostenlose Vorführung­en am 28. Januar, 25. Februar und 13. März, jeweils um 19 Uhr in der Fabrik Heeder. Eintritt: zehn, ermäßigt vier Euro. Schülergru­ppen ab zehn Personen bezahlen drei Euro pro Besucher. Telefon 02151 862626.

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FOTO: THOMAS WEINMANN Alles nur Pose, nur Theater? Laura Thomas und Angelo Enghausen-Micaela vom Kreschthea­ter klären auf über den Traumberuf Schauspiel­er.

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