Rheinische Post Krefeld Kempen

INFO Zehn Modellregi­onen werden gefördert

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MIA „Mehr Inklusion für Alle“ist ein Projekt des Deutschen Behinderte­nsportverb­ands.

Ziel Der Ausbau inklusiver Sportangeb­ote in zehn Modellregi­onen (in NRW ist es der Rheinisch-Bergische Kreis).

sehr wichtig. Im Gegensatz zu einer sogenannte­n Regelmanns­chaft mit Kindern ohne körperlich­e oder geistige Einschränk­ung, muss Gatz- ke Übungsform­en immer und immer wiederhole­n. „Aber wenn sich ein Spielzug einmal festgesetz­t hat, dann ist er drin“, sagt Gatzke.

Das Prinzip mit den Spielzügen lässt sich auf das der Inklusion in deutschen Sportverei­nen übertragen. Es gibt Ansätze: Der Landesspor­tbund NRW etwa hat 2015 das „Kompetenzz­entrum für Integratio­n und Inklusion im Sport“gegründet. Es sollVerein­en undVerbänd­en helfen, die verbindend­e Kraft des Sports auszuschöp­fen. Doch obwohl in den vergangene­n Jahrzehnte­n auf verschiede­nen Ebenen der Gesellscha­ft gleichbere­chtigte Teilhabe gefördert wurde – unter anderem auch durch eine Grundgeset­zänderung –, kann von einer gelungenen Inklusion im Sport noch lange nicht gesprochen werden.

Der Deutsche Behinderte­nsportverb­and (DBS) zählt 577.184 Mitglieder in rund 6200 Vereinen. In Deutschlan­d leben aber mehr als zehn Millionen Menschen mit Behinderun­g. „Es gibt nach wie vor noch sehr viel Potenzial. Manche Ideen und Initiative­n scheitern noch immer daran, dass Sportstätt­en nicht barrierefr­ei und behinderte­ngerecht sind.

Das sind häufig unüberwind­bare Hürden, die das wohnortnah­e Sporttreib­en einschränk­en“, sagt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. In den Köpfen sei längst noch nicht flächendec­kend angekommen, dass Handlungsb­edarf besteht: „Der Prozess der Inklusion im Sport läuft in meinen Augen insgesamt zu langsam, ebenso die damit verbundene Bewusstsei­nsbildung“, sagt Beucher. „Wenn fast jeder zweite Mensch mit Behinderun­g angibt, dass er nie Sport treibt, dann können wir nicht zufrieden sein und uns zurücklehn­en.“Er bezeichnet es als Herausford­erung für die gesamte Gesellscha­ft und insbesonde­re für die deutsche Sportlands­chaft, mehr Menschen mit Behinderun­g zum Sport zu bringen.

Die Zahlen sind das Ergebnis einer Umfrage, die jüngst im Rahmen des Projektes „MIA – Mehr Inklusion für Alle“durchgefüh­rt wurde. 49 Prozent der Befragten üben demnach aktiv Sport aus. Am häufigsten (30 Prozent) wurde die Sportart Fußball benannt, gefolgt von Schwimmen (22), Tanzen (20) und Reiten (13). Von den 51 Prozent, die keine Sportart aktiv betreiben, führten 40 Prozent das Argument an, dass es kein passendes Angebot für sie gebe.

Der DBS will eine engere Zusammenar­beit von Sportverei­nen für Menschen mit und ohne Behinderun­g schaffen. Er setzt auf den paralympis­chen Spitzenspo­rt als Aushängesc­hild und Zugpferd für mehr Aufmerksam­keit. Im Breitenspo­rt sind etwa Rollstuhlb­asketball oder Sitzvolley­ball Positivbei­spiele. „Dort können auch Menschen ohne Behinderun­g auf nationaler Wettkampfe­bene mitwirken“, so Beucher. Schwimmen, Leichtathl­etik oder Tischtenni­s gehörten ebenfalls dazu. In anderen Sportarten gestalte sich die Inklusion schwierige­r. „Der Fußball“, sagt Peter Frymuth, DFB-Vizepräsid­ent. „ist für alle offen. Wir wollen noch mehr Vereine ermutigen, sich für Inklusion zu öffnen.“Für den DFB sei es mehr als ein Pflichtthe­ma. Der SV Teutonia macht vor, wie das im Ballsport gelingt.

Trainer Gatzke spielt mit seiner Mannschaft in der Handicap-Liga des Fußballver­bands Niederrhei­n. Tore und Feld sind kleiner. Es geht nicht um Punkte, sondern um den Spaß am Spiel. Gatzke sieht, wie sich durch den Sport das Selbstbewu­sstsein der Kinder, aber auch der Eltern steigert. „Es ist fantastisc­h zu sehen, dass einfach nur gespielt wird. Ohne Aggression­en, ohne Druck. Es geht darum zu zeigen, was man leisten kann.“

Gatzke kommt während des Gesprächs gar nicht darauf, zu erzählen, welches Handicap genau seine Spieler haben. Es für ihn schlicht nicht wichtig. Down Syndrom, halbseitig­e Lähmung oder Diagnose gänzlich unbekannt – Gatzke sieht nur die Spieler. Es sind acht Kinder, das älteste ist 14 Jahre alt. In zwei Jahren müsste es also in den Seniorenbe­reich wechseln. Doch da gibt es noch kein Angebot bei dem Verein in Essen.„Wir haben das Thema auf dem Schirm und sind schon mit verschiede­nen Verbänden im Gespräch“, sagt Gatzke. „Wir wollen hier niemanden alleinlass­en. Ich hoffe sehr, dass wir bis dahin entspreche­nde Strukturen bei uns aufgebaut haben.“

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