Rheinische Post Krefeld Kempen
„Soziale Gerechtigkeit ist der Kit der Gesellschaft“
KEMPEN Vor hundert Jahren, erstmals am 10. März 1918, taten sich in Kempen bereits vor Ende des ErstenWeltkrieges Männer zusammen, die durch den Ersten Weltkrieg versehrt worden waren. Dies war für die Stadt die Geburtsstunde eines Ortsverbandes der Kriegsbeschädigten, des Vorläufers des heutigen Verbandes der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen (VdK).
Aus dem Krieg waren die Männer nicht nur schwer verletzt, sondern auch traumatisiert zurück gekommen. Arbeiten konnte ein Großteil von ihnen nicht oder nur wenig. Ihre Familien lebten in bitterer Armut. Aus dem ursprünglichen Fürsorge- verein wurde im Laufe der Jahrzehnte eine aktive Interessenvertretung für Schwerbeschädigte, Kranke und Behinderte. Damit wird der Gedanke des sozial engagierten Vereins bis heute fort geführt.
Beim Festakt zum Hundertsten des Kempener Ortsverbandes sowie zum siebzigsten des VdK am Samstag erinnerte der Landesgeschäftsführer Thomas Zander an die Geschichte und Entwicklung des Vereins. Tatsächlich sei in Kempen vor hundert Jahren vorbildliche Arbeit geleistet worden. Aus der Not des Ersten Weltkriegs sei eine Organisation zur gegenseitigen Unterstützung entstanden. Hans Kaiser, als kundiger Forscher der Kempener Geschichte bekannt, hat dies in einer interessanten kleinen Dokumentation beschrieben.
Schnell machten die Menschen, so Zander, die Erfahrung, dass sie sich auf staatliche Hilfe überhaupt nich oder alleine nicht verlassen können. So bleibt bis heute der Gedanke der Selbsthilfe grundlegend. Der Verein versteht sich als Lobby für die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Heute sind es die Nachfahren der Soldaten des Zweiten Weltkrieges, dessen Ende auch schon 73 Jahre zurückliegt.
Als Beispiele führte Zander Maßnahmen zur Verbesserung der Pflege an. So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu wohnen, ist der Wunsch vieler älterer Menschen. Dafür müssen Wohnungen entsprechend gerecht ausgestattet werden, ebenso müssen Verkehrswege und Gebäude barrierefrei sein. Das gilt auch für den Öffentlich Personennahverkehr. Das sind alles Themen, die der VdK aufgreift und angeht. Generell liege allem der Gedanke zu Grunde, dem Frieden und einem vereinten Europa verbunden zu sein, meinte er gerade angesichts neuerer Entwicklungen in der Weltpolitik.
Auch Bürgermeister Volker Rübo betonte dies in seinem Grußwort zum Jubiläum. Der VdK bleibe bis heute eine wichtige Organisation. „Soziale Gerechtigkeit ist der Kit der Gesellschaft” formulierte er dies. Ohne den Zusammenhalt der Einzelnen ginge nichts. DerVerband nehme die Ängste der Menschen ernst. Dass sie sich hier aufgehoben fühlen, zeige auch, dass der Ortsverband Kempen-St. Tönis in den letzten Jahren auf 660 Mitglieder angewachsen ist.
Uwe Schummer, für die CDU im Bundestag, sprach die vielen Bereiche an, wo es noch Verbesserungen im Sinne des VdK brauche. Barrierefreie Städte, Integration von Behinderten und Schwerkranken ins Arbeitsleben, eine bessere Ausstattung der Mütterrenten oder auch Aufwertung der Pflegeberufe gehörten dazu. Die Zeiten, wo man Krieg als gerecht zur Umsetzung einer Staatsmeinung einsetzt, sollten angesichts der Folgen zweierWeltkriege und weltweiter Unruhen vorbei sein. Vielmehr müsse ein gerechter Frieden herrschen, mahnte er.
Die Veranstaltung am Samstag fand bei Politik und Gesellschaft viel Beachtung. Neben der Ersten stellvertretenden Landrätin Luise Fruhen waren Vertreter der Kempener Politik gekommen. Ebenso Gäste vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Sozialdienst Katholischer Männer aus der Stadt. Udo Schiefner, Bundestagsabgeordneter der SPD sowie Landtagsabgeordneter Markus Optendrenk hatten auch ihr späteres Kommen angekündigt. Infos unter www.vdk.de/ov-kempen.