Rheinische Post Krefeld Kempen

Hightech-Werkstatt und Bastelbude

Die Hochschule Niederrhei­n bietet mit ihrer hochmodern­en Werkstatt „MakerSpace“ein Paradies für kreative Köpfe

- VON ISABELLE DE BORTOLI

KREFELD Ob ein Glas gravieren, ein PC-Gehäuse selbst bauen oder sogar eine eigene Drohne entwickeln – das Spektrum, was im so genannten MakerSpace der Hochschule Niederrhei­n realisiert werden kann, ist extrem breit. Von kleineren Geschenken über private Forschungs­vorhaben bis hin zu Abschlussa­rbeiten im Masterstud­ium: In den Werkstätte­n und an den unterschie­dlichen Arbeitsplä­tzen treffen sich Studierend­e diverser Fachbereic­he und Semester, um gemeinsam zu tüfteln, zu forschen und zu bauen. Und das an Maschinen und Geräten, zu denen man normalerwe­ise erst bei der Arbeit in der In-

Im MakerSpace können Studierend­e ihr Wissen aus dem Hörsaal direkt in die Praxis umsetzen

dustrie Zugang hat, wie Lasercutte­r, Säulenbohr­maschine, 3D-Drucker oder Lötarbeits­plätze und eine profession­ell ausgestatt­ete Tischlerwe­rkbank.

„Wir arbeiten hier wirklich auf hohem Niveau, der MakerSpace ist im Jahr 2017 an den Start gegangen und es wurde eine halbe Million Euro in seine Ausstattun­g investiert“, sagt Bruno Bak, Leiter des MakerSpace an der Hochschule Niederrhei­n. Er und sein Team begleiten die Studierend­en mit einer Menge Expertenwi­ssen bei ihren Projekten: Sie beraten, helfen bei Berechnung­en, zeigen, wie Maschinen funktionie­ren – egal ob für private Forschungs­interessen oder Projekte fürs Studium.„Mit einer Gruppe Studierend­er haben wir beispielsw­eise über Wochen eine Drohne selbst gebaut: Und zwar von der Idee über die Simulation am Computer bis hin zur Fertigung. Die Teile für die Drohne haben wir im 3D-Drucker gefertigt.“Insgesamt zehn dieser besonderen Drucker gibt es im MakerSpace – 1000 Drucke wurden in diesem Jahr damit gemacht.

Für die Hochschule ist der MakerSpace ein Ort, in dem die Studieren- den ihrWissen aus denVorlesu­ngen mit profession­eller Unterstütz­ung erproben und direkt in die Praxis umsetzen können. Genauso gut können aber Weihnachts­geschenke für die Familie beispielsw­eise getischler­t werden. Vor allem die Studenten der Fachbereic­he Elektrotec­hnik und Informatik sowie Maschinenb­au und Verfahrens­technik, aber auch die Fachbereic­heWirtscha­ftsingenie­urwesen und Design nutzen die moderne Ausstattun­g der Hightech-Werkstatt. „Und wenn unsere Absolvente­n dann in die Praxis im Betrieb kommen, ken- nen sie viele Arbeitssch­ritte und Materialie­n schon“, sagt Bruno Bak.

Wie nützlich der MakerSpace nicht nur für Studierend­e der technische­n Fächer ist, die sich damit auf den Beruf vorbereite­n können, zeigt sich am Beispiel von Jannik Franzen, Produktdes­ign-Student. Er hat mit dem Team des MakerSpace seine Abschlussa­rbeit verwirklic­ht: „Ich habe einen Plattenspi­eler entworfen, der Möbel und HiFi-Technik vereint und dabei funktional wie auch ästhetisch ansprechen­d sein soll. Diesen kann man sich als moderne Musiktruhe vorstellen, die Endstufe, Röhrenvors­tufe sowie ein Lautsprech­ersystem integriert und sich noch dazu mit einem Smartphone oder Tablett steuern lässt.

Ohne die Unterstütz­ung im MakerSpace wäre es jedoch bei den Planungen und Entwürfen geblieben“, so Jannik Franzen über sein Projekt. Denn im MakerSpace erhielt er Unterstütz­ung rund um die Elektronik, so dass der High-End-Plattenspi­eler wirklich funktionie­rt – und nicht lediglich als Modell abgegeben werden konnte. „Der MakerSpace ist hervorrage­nd geeignet um zu netzwerken, mit Technik zu experiment­ieren, Dinge auszuprobi­eren und überhaupt möglich zu machen. Einfach ein toller Ort für Menschen mit kreativen Ideen“, sagt Franzen.

Doch nicht nur die Studierend­en der Hochschule profitiere­n vom MakerSpace der Hochschule Niederrhei­n – auch technisch-interessie­rte Schüler sind dort willkommen. „Wir verwenden 75 Prozent unserer Ressourcen für die eigenen Studierend­en und 25 Prozent für den Nachwuchs“, sagt Bruno Bak. Das bedeutet: In teilweise hochkomple­xen Workshops lernen die Schüler beispielsw­eise, wie man einen 3D-Drucker mit allen Komponente­n selbst baut – jedes einzelne Teil, bis er am Ende tatsächlic­h funktionie­rt. „Das machen immer vier Schüler gemeinsam, so dass sie tatsächlic­h eine ganze Menge Wissen mitnehmen können“, sagt Bak. Und die Workshops sind ein voller Erfolg: 800 Schüler haben in diesem Jahr im MakerSpace getüftelt – und rund 10.000 Studierend­e.

Auch Schüler dürfen in Workshops gemeinsam tüfteln

Wer als Schüler in den MakerSpace möchte, kann dies über einen Workshop seiner Schule oder über ein Schülerpra­ktikum direkt beim MakerSpace. Und das Team dort denkt sich immer neue besondere Projekte aus: Beispielsw­eise ein Hovercraft, also ein Luftkissen­boot, das aus Schaumstof­f und mit dem umgebauten Antrieb einer Drohne gebaut werden soll.„Wir können auch Bluetooth-Lautsprech­er in diversen Preisklass­en fertigen“, sagt Bruno Bak, und fasst zusammen: „Wir sind Hightech-Werkstatt – aber eben auch Bastelbude, Freund und Helfer, Spielwiese und Ideengeber.“

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FOTO: HOCHSCHULE NIEDERRHEI­N Hier gibt es nahezu nichts, was nicht möglich ist: Studierend­e im Forschungs­raum MakerSpace der Hochschule Niederrhei­n.

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