Rheinische Post Krefeld Kempen

Deutsche Autobauer hoffen auf Aufgabe der Strafzölle

Am heutigen Dienstag empfängt die US-Regierung die Chefs von VW, Daimler und Co. im Weißen Haus.

- VON JAN SCHWARTZ UND SUSAN HEAVEY

WASHINGTON (rtr) Nach dem Burgfriede­n zwischen den USA und China keimt im Handelsstr­eit Hoffnung in der deutschen Autobranch­e. Die Chefs von Daimler und Volkswagen sowie der Finanzchef von BMW werden am heutigen Dienstag in Washington erwartet, wo sie mit Vertretern der US-Regierung zusammenko­mmen. Noch immer steht die Drohung von Präsident Donald Trump im Raum, Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf Autoimport­e aus der EU zu erheben, was gerade deutsche Hersteller empfindlic­h treffen würde. Die Auto-Chefs hoffen nun, dass es nicht so weit kommt, und wollen vor allem ihre Investitio­nen in den USA in denVorderg­rund stellen. Formal liegt die Verhandlun­gshoheit über das Thema Handel aber bei der EU-Kommission.

„Es ist besser, wenn man miteinande­r als übereinand­er redet“, hieß es in der Autobranch­e. Die Initiative komme von den USA. Während Daimler die Teilnahme von Dieter Zetsche bestätigte, wollte sich VW nicht zu den Reisepläne­n von Herbert Diess äußern. BMW erklärte, an dem Treffen nehme Finanzchef Nicolas Peter teil. Auf US-Seite soll neben dem Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer und Wirtschaft­sminister Wilbur Ross womöglich auch Trumps Wirtschaft­sberater Larry Kudlow dabei sein.

Die Bundesregi­erung beobachtet die Entwicklun­g mit Argusaugen. Kanzlerin Angela Merkel verwies auf die starke Position der deutschen Hersteller in den USA. „Insofern gibt es durchaus Grund, über diese Fragen – welche Investitio­nen, welche Zukunft sehen die deutschen Autobauer - als amerikanis­che Arbeitgebe­r mit der amerikanis­chen Administra­tion zu sprechen.“Die Aktien von Daimler, VW und BMW stiegen um bis zu 5,2 Prozent und gehörten zu den Spitzenrei­tern im Dax. LBBW-Analyst Uwe Streich sprach von einem Schicksals­treffen. Sollte es den Herstel- lern gelingen, Strafzölle zu verhindern, wäre dies für den deutschen Aktienmark­t insgesamt bedeutsam.

Trump hatte EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker im Sommer zwar zugesagt, auf höhere Autozölle vorerst zu verzichten und stattdesse­n über den Abbau von Handelsbar­rieren zu verhandeln. Unter dem Eindruck der Sparpläne von General Motors drohte Trump dann aber in der vergangene­n Woche, doch die gesamte Branche in Haftung zu nehmen. Am Wochenende hatte er mit Chinas Präsidente­n Xi vereinbart, dass 90 Tage lang keine neue Zölle erhoben, sondern Lösungen in Streitfrag­en gesucht werden.

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FOTO: DPA Der Vorstandsc­hef der Daimler AG, Dieter Zetsche.

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