Rheinische Post Krefeld Kempen
Deutsche Autobauer hoffen auf Aufgabe der Strafzölle
Am heutigen Dienstag empfängt die US-Regierung die Chefs von VW, Daimler und Co. im Weißen Haus.
WASHINGTON (rtr) Nach dem Burgfrieden zwischen den USA und China keimt im Handelsstreit Hoffnung in der deutschen Autobranche. Die Chefs von Daimler und Volkswagen sowie der Finanzchef von BMW werden am heutigen Dienstag in Washington erwartet, wo sie mit Vertretern der US-Regierung zusammenkommen. Noch immer steht die Drohung von Präsident Donald Trump im Raum, Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf Autoimporte aus der EU zu erheben, was gerade deutsche Hersteller empfindlich treffen würde. Die Auto-Chefs hoffen nun, dass es nicht so weit kommt, und wollen vor allem ihre Investitionen in den USA in denVordergrund stellen. Formal liegt die Verhandlungshoheit über das Thema Handel aber bei der EU-Kommission.
„Es ist besser, wenn man miteinander als übereinander redet“, hieß es in der Autobranche. Die Initiative komme von den USA. Während Daimler die Teilnahme von Dieter Zetsche bestätigte, wollte sich VW nicht zu den Reiseplänen von Herbert Diess äußern. BMW erklärte, an dem Treffen nehme Finanzchef Nicolas Peter teil. Auf US-Seite soll neben dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Wirtschaftsminister Wilbur Ross womöglich auch Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow dabei sein.
Die Bundesregierung beobachtet die Entwicklung mit Argusaugen. Kanzlerin Angela Merkel verwies auf die starke Position der deutschen Hersteller in den USA. „Insofern gibt es durchaus Grund, über diese Fragen – welche Investitionen, welche Zukunft sehen die deutschen Autobauer - als amerikanische Arbeitgeber mit der amerikanischen Administration zu sprechen.“Die Aktien von Daimler, VW und BMW stiegen um bis zu 5,2 Prozent und gehörten zu den Spitzenreitern im Dax. LBBW-Analyst Uwe Streich sprach von einem Schicksalstreffen. Sollte es den Herstel- lern gelingen, Strafzölle zu verhindern, wäre dies für den deutschen Aktienmarkt insgesamt bedeutsam.
Trump hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Sommer zwar zugesagt, auf höhere Autozölle vorerst zu verzichten und stattdessen über den Abbau von Handelsbarrieren zu verhandeln. Unter dem Eindruck der Sparpläne von General Motors drohte Trump dann aber in der vergangenen Woche, doch die gesamte Branche in Haftung zu nehmen. Am Wochenende hatte er mit Chinas Präsidenten Xi vereinbart, dass 90 Tage lang keine neue Zölle erhoben, sondern Lösungen in Streitfragen gesucht werden.