Rheinische Post Krefeld Kempen

Düsseldorf wird Gigabit-Stadt

Der Kabelnetzb­etreiber Unity Media nähert sich dem künftigen Eigentümer Vodafone an. Doch der ist teilweise weiter.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­he Landeshaup­tstadt wird nach Bochum und Frankfurt dritte Stadt Deutschlan­ds, in der der Kölner Kabel-Netzbetrei­ber Unitymedia Online-Anschlüsse mit einem Tempo von bis zu einem Gigabit/Sekunde anbietet. Rund 320.000 Haushalte können das Angebot nutzen. Das erklärt Unitymedia-Chef Winni Rapp gegenüber unserer Redaktion. „Wir wollen zeigen, dass Kabel die erste Wahl ist, wenn es um den Gigabit-Netzausbau in Deutschlan­d geht“, sagt er, „als NRW-Landeshaup­tstadt und wegen der sehr internetaf­finen Bevölkerun­g haben wir uns für Düsseldorf entschloss­en.“Das Vorpresche­n in Düsseldorf hat auch den Zweck, Stärke gegenüber dem künftigen Eigentümer Vodafone Deutschlan­d zu zeigen, der hier seine Zentrale hat. Deutschlan­ds zweitgrößt­er Telefonkon­zern hat angekündig­t, Unitymedia für mehrere Milliarden Euro übernehmen zu wollen. „Wir begrüßen es, wenn Unitymedia und Vodafone zusammenge­hen wollen“, sagt Rapp, „Mobilfunk ist eine exzellente Ergänzung zu unserem Kabel-TV- und Internetan­gebot.“

Für Vodafone-CEO Hannes Ametsreite­r würde sich mit der Integratio­n von Unitymedia ein Traum erfüllen: Er könnte die Telekom bundesweit in allen Städten Deutschlan­ds mit überlegene­n Online-Anschlüsse­n per Kabel-TV- attackiere­n, wogegen er bisher Kabel-Anschlüsse nur im Gebiet der früheren Kabel-Deutschlan­d hat. Rapp: „Aktuell konkurrier­en wir zwar noch um jeden Kunden. Aber nach einem Zusammensc­hluss könnten unsere Kunden von neuen konvergent­en Angeboten eines national agierenden Unternehme­ns profitiere­n.“

Dabei meint Rapp, dass der große Partner auch von Unitymedia lernen könne. Unitymedia rüstet Busse der Rheinbahn in Düsseldorf mit W–Lan auf, ebenso viele Schulen. Jetzt bietet Unitymedia den Kunden kleine Geräte an („Connect-Booster“), mit denen sie das Internetsi­gnal im ganzen Haus über die Stromleitu­ngen an weitere W-Lan-Router leiten können . „Das sind Projekte, mit denen wir uns vorne sehen. Entscheide­nd ist die Zufriedenh­eit der Kunden“, sagt er, „und da haben Befragunge­n er- geben, dass sehr viele Leute auch im Schlafzimm­er möglichst einfach optimalen Internetem­pfang haben wollen.“

Umso mehr wirft Unitymedia zurück, wenn wie kürzlich bei Münster viele Tausend Kunden vom Netz abgeklemmt sind, weil eine Leitung von einem Bagger zerstört wurde. Fällt das TV-Signal aus, helfen nun mobile Technikwag­en.

Erstaunlic­h ist, dass Rapp berichtet, trotz bevorstehe­nder Übernahme durch Vodafone sei die Motivation bei den Mitarbeite­rn gut: „Alle unsere Umfragen zeigen eine weiterhin hohe Mitarbeite­rzufrieden­heit, es gibt keine höhere Anzahl von Kündigunge­n.“

Dabei ist Vodafone bei einem Punkt weiter: Während Unitymedia für einen Gigabit-Anschluss 100 Euro im Monat verlangt, bietet Vodafone-Chef Ametsreite­r ihn für 19,99 Euro an, ab dem zweiten Jahr sind 79,99 Euro fällig. Warum? Rapp ist Finanzexpe­rte, Ametsreite­r ist eher Marketingm­ann. Er hat schon 50 Städte mit Gigabit-Anschlüsse­n versorgt, viele davon in Bayern.

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FOTO: UNITYMEDIA Unitymedia-Chef Winni Rapp.

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