Rheinische Post Krefeld Kempen
Luitz und die „Sensation aus dem Nichts“
MÜNCHEN (sid) Es hat vielleicht nie ein bemerkenswerteres Comeback eines Ski-Rennläufers gegeben als jenes von Stefan Luitz in Beaver Creek. Nach dem besten Saisonstart seiner Karriere hatte der hochveranlagte, häufig aber wenig konstante Riesenslalom-Spezialist am 17. Dezember 2017 in Alta Badia seinen zweiten Kreuzbandriss erlitten. Nun, elfeinhalb Monate später, gelang dem Allgäuer bei seinem Saisonstart der erste Weltcupsieg. Was allein schon deshalb bemerkenswert ist, weil auch ausgeheilte Kreuzbandrisse sonst länger nachwirken.
„Damit hat keiner von uns gerechnet. Mit einer Platzierung unter den ersten Zehn wären wir schon happy gewesen, jeder, der etwas anderes sagt, wäre ein Pinocchio“, bekannte deshalb auch der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier. „Es ist ein harter Weg, es dauert seine Zeit, man muss geduldig sein“, beschrieb Luitz die vergangenen Monate,„aber“, erklärte er, „ich habe es ja schon mal mitgemacht und gewusst, dass man stärker zurückkommen kann“.
Seinen ersten Kreuzbandriss, damals im rechten Knie, hatte Luitz 2013 erlitten. In der vergangenen Saison dann zeigte er sein Können, mit einem dritten Rang in Beaver Creek und danach einem zweiten in Val d‘Isere. Der Sieg am Sonntag war auch deshalb so bemerkens- wert, weil Luitz den Besten besiegte. Er gewann vor Marcel Hirscher, der von den vergangenen 15 Riesenslalom-Rennen zwölf gewonnen hatte, darunter jene bei der WM 2017 und bei den Olympischen Spielen 2018. „Es ist Stefan von Herzen zu gönnen, weil er sich immer verletzt hat, wenn er auf dem Sprung war. Er hat mit den schwersten Weg aller Weltcup-Fahrer gehen müssen“, sagte Hirscher. Begonnen hatte dieserWeg im Dezember 2017 im Krankenzimmer in Innsbruck mit dem ebenfalls am Kreuzband verletzten Felix Neureuther.
Der schon ein wenig unfassbare Erfolg von Luitz ist auch ein kleiner Segen für den Verband, der nach dem Kreuzbandriss von Thomas Dreßen bei der Abfahrt in Beaver Creek am Freitag unter Schock zu stehen schien. „So etwas kann ich nicht wegstecken“, sagte Maier, „du brauchst diese Leaderfigur, speziell in der Abfahrt“. Dass dann Luitz „wie aus dem Nichts so ein sensationelles Ergebnis fährt“, sei „das andere Extrem“.
Nicht zu vergessen: Für Glücksmomente sorgten auch Kira Weidle und Viktoria Rebensburg, die bei den Rennen in Lake Louise jeweils einen dritten Rang belegten. Am Wochenende dann inVal d‘Isere will Felix Neureuther nach Kreuzbandriss und Bruch der rechten Mittelhand in die Saison einsteigen.