Rheinische Post Krefeld Kempen

Schorch hält den Laden zusammen

Der 29 Jahre alte Abwehrspie­ler ist in der Kabine mindestens genau so wichtig wie auf dem Platz. Als Stellvertr­eter des verletzten Mario Erb trägt er die Kapitänsbi­nde.

- VON THOMAS SCHULZE

Christophe­r Schorch verkörpert eine Spezies, die auch im Fußball immer seltener wird: Er ist ein Typ. Es scheint geradezu, als sei die Redewendun­g„hart, aber herzlich“für ihn erfunden worden. Eine Kostprobe gab er diesbezügl­ich auch im Spiel in Cottbus. Da hatte doch Kevin Scheidhaue­r vom gastgebend­en FC Energie den Uerdinger Christian Dorda unsanft und gar nicht fein von den Beinen geholt. Wenig später ließ sich der vor Kraft strotzende Schorch die Gelegenhei­t nicht

„Mario ist für mich der

Kapitän, ich bin sein Stellvertr­eter. Mario ist

mein Kapitän“

Christophe­r Schorch

Verteidige­r

entgehen und grätschte den Lausitzer ebenfalls um. Schorch setzte ein deutliches Zeichen, wenngleich er dafür die Gelbe Karte sah. „Ich kenne Scheide gut, wir sind gemeinsam mit dem MSV Duisburg in die zweite Liga aufgestieg­en“, sagte er nach dem Schlusspfi­ff. „Ich habe ihn nicht böse getroffen. Es macht immer Spaß gegen Freunde zu spielen.“

Ob das auf Gegenseiti­gkeit beruht? Schorch ist ein Verteidige­r, der seinen Körper nicht schont, keinen Pressschla­g scheut, nie zurück zieht. Die meisten Gegner dürften nicht gerade auf einen Zweikampf mit dem 1,91 Meter langen Haudegen erpicht sein.

Schorch haut sich immer rein – für seine Mannschaft, für seinen Verein. Deshalb lieben ihn die Fans, seine direkte Art, seine Kontaktfre­ude auf dem Rasen und abseits des Feldes. Seiner Emotionali­tät ließ er zum Beispiel freien Lauf, nachdem Uerdingen in die Dritte Liga aufgestieg­en war. In Mannheim entpuppte er sich als Feierbiest und schwenkte begeistert die blau-rote Fahne.

Mit Mario Erb bildete Schorch in der vergangene­n Saison das Herzstück der Viererkett­e, die maßgeblich zur Meistersch­aft beitrug. Und wie in der vergangene­n Saison wählte ihn die Mannschaft zum Stellvertr­eter von Kapitän Erb. Seit die- ser Ende September in Köln einen Bruch des Schienbein­kopfes erlitt und pausieren muss, führt Schorch das Team aufs Feld. Dass er seitdem noch präsenter ist als zuvor, bestreitet der Abwehrspie­ler allerdings. „Es ist egal, wer die Binde hat“, sagt er. „Ich gebe immer Vollgas und übernehme gerne Verantwort­ung, das habe ich vorher auch schon gemacht, als Mario da war, auch in schwierige­n Situatione­n.“Aber er weiß sich auch zurückzune­hmen und hebt die Bedeutung des verletzten Mario Erb für die Mannschaft hervor: „Mario ist für mich der Kapitän, ich bin sein Stellvertr­eter. Mario ist mein Kapitän.“Diese Worte lassen erahnen, dass ein besonderes Vertrauens­verhältnis zwischen ihnen herrscht.

Schorch ist kein brillanter Techniker, kein begnadeter Sprinter, aber er verfügt über ein riesengroß­es Kämpferher­z. Damit ist er ein Vorbild und versteht es, andere an- zustecken und mitzureiße­n. „Jeder von uns muss jeden Tag viel arbeiten, damit wir unsere Ziele erreichen, ganz gleich, welchen Namen er hat. Es kommt auf jeden einzelnen an.“

Trainer Krämer weiß die Qualitäten von Schorch zu schätzen. „Er hat eine sehr stabile Phase und bildet mit Dominic Maroh ein starkes Duo in der Innenverte­idigung“, sagt er. „Und auch in der Kabine macht er einen guten Job.“

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FOTO: STEFAN BRAUER Und so sehen Sieger aus (von links): Kapitän Christophe­r Schorch, Kevin Großkreutz, Patrick Pflücke (verdeckt) und Dennis Chessa nach dem 2:0-Erfolg in Cottbus.

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