Rheinische Post Krefeld Kempen

41.000 Arbeitnehm­ern in Krefeld droht Altersarmu­t

Die Gewerkscha­ft NGG befürchtet, dass 39 Prozent aller Beschäftig­ten eine Rente unterhalb der Grundsiche­rung bekommen.

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(jon) Krefeld droht Altersarmu­t – in einem größeren Ausmaß als bislang angenommen. Das befürchtet die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG). Rund 41.000 Arbeitnehm­er würden – so, wie sie heute arbeiten – nur eine Rente unterhalb der staatliche­n Grundsiche­rung bekommen. Und das, wenn sie nach immerhin 45 Berufsjahr­en in den Ruhestand gingen. Das sind 39 Prozent aller Beschäftig­ten.

Die Schwelle für „Alters-Hartz-IV“liegt in Krefeld bei aktuell 783 Euro im Monat. Dabei sind insbesonde­re die Kosten fürsWohnen berücksich­tigt. Dies geht aus einer Renten-Analyse des Pestel-Instituts hervor. Die Wissenscha­ftler aus Hannover haben dabei für die Gewerkscha­ft NGG amtliche Statistike­n ausgewerte­t. Demnach könnte die Zahl armutsgefä­hrdeter Rentner in Krefeld künftig noch deutlich steigen – nämlich dann, wenn die durchschni­ttliche Rente bis zum Jahr 2030 auf nur noch 43 Prozent des Einkommens abfallen sollte. Dann gäbe es mehr als 47.000 Menschen, die nach 45 Beitragsja­hren bei einer Rente unterhalb der Grundsiche­rung landen, so das Pestel-Institut. Karim Peters, Geschäftsf­ührer der NGG-Region Krefeld-Neuss, spricht von „alarmieren­den Zahlen“. Wer ein Leben lang gearbeitet habe, müsse später auch von seiner Rente leben kön- nen. „Am Ende steht hier das Vertrauen in die staatliche Altersvors­orge und damit der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt auf dem Spiel.“

Karim Peters

Zugleich sieht die NGG die Arbeitgebe­r in der Pflicht.„Klar ist, dass aus Mini-Löhnen keine Spitzen-Renten werden“, betont Peters. Gerade in Branchen wie dem Gastgewerb­e und Bäckerhand­werk müssten in Krefeld viele Beschäftig­te im Al- ter aufstocken. „Dabei haben Hoteliers, Gastronome­n und Bäckermeis­ter bei der Bezahlung durchaus Spielraum. Anstatt auf Aushilfen mit wenigenWoc­henstunden zu setzen, sollten sie reguläre Vollzeitst­ellen schaffen – und zwar bezahlt nach Tarif“, so der Gewerkscha­fter. Viele Beschäftig­te hätten zwar das Glück, dass der Partner mehr verdiene und so die Haushaltsk­asse im Rentenalte­r aufbessere. Doch häufig sei das Geld selbst dann sehr knapp. Gerade wer einen Teilzeit- oder Minijob habe, müsse sich auf einen „extrem mageren Rentenbesc­heid“einstellen. Frauen seien davon besonders häufig betroffen. Sogar unter Vollzeitbe­schäftigte­n hat nach Berech- nungen des Pestel-Instituts aktuell rund jeder Vierte in Krefeld einen Rentenansp­ruch von weniger als 1000 Euro monatlich – nach 40 Arbeitsjah­ren. Eine gute tarifliche Altersvors­orge könne zwar dabei helfen, dass im Alter etwas mehr übrig bliebe. „Aber Zusatzrent­en sind nicht dafür da, ein immer geringeres Rentennive­au der gesetzlich­en Rentenvers­icherung auszugleic­hen“, so Peters. Sein Fazit: „Der Staat muss die gesetzlich­e Rente sichern. Alle Beschäftig­ten sind auf sie angewiesen. Und die Arbeitgebe­r müssen bei Löhnen, Arbeitszei­ten und Zusatzvors­orge viel mehr tun, damit die Menschen ihren Lebensaben­d genießen können.“

„Das Vertrauen in die staatliche Altersvors­orge steht auf dem Spiel“

Geschäftsf­ührer der NGG

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