Rheinische Post Krefeld Kempen

Protest gegen Lärm, Dreck und Asbest

Die IK Container- und Entsorgung­sgesellsch­aft soll nach Fichtenhai­n ziehen. Anwohner und Unternehme­r fürchten Verkehrs-, Schmutz- und Lärmbelast­ung und protestier­en. Der Standort liegt an der Breuershof­straße in Fischeln.

- VON SVEN SCHALLJO

Im Gewerbegeb­iet Fichtenhai­n soll ein Unternehme­n angesiedel­t werden, das Schutt, aber auch Gefahrstof­fe wie Asbest verarbeite­t, oder zumindest lagert und später weiter transporti­ert. Im Fachtermin­us heißt das „Umschlag von Gefahrgüte­rn“. Dieses Vorhaben sorgt bei den Anwohnern und umliegende­n Unternehme­n und deren Besitzern für großenWide­rspruch. Darum formieren sich diese nun, sie wollen den Bau und damit die Ansiedlung der Firma IK Container- und Entsorgung­sgesellsch­aft verhindern. Gut 50 Personen trafen sich bei der Weinhandlu­ng „Ausgesucht­e Weine“und diskutiert­en den Sachverhal­t und ihr Vorgehen.

Dabei betonten die Anwesenden unter Führung von Theo Wirtz, der die Veranstalt­ung leitete, die Belastung, die durch die neue Ansiedlung auf die Umgebung zukäme. „Angegeben ist, dass das Unternehme­n im Jahr 90.000 Tonnen Material verarbeite­t. Die geplante Brech- und Siebmaschi­ne hat eine Kapazität von 150 Tonnen pro Stunde. All das Material muss an- und abgefahren werden“, sagte Wirtz. Dabei betonten die Anwesenden nicht nur den bei all diesem entstehend­en Dreck, sondern auch den Lärm. „Die Anlage macht nach offizielle­r Genehmigun­g rund 65 Dezibel Lärm am Tag und bis zu 55 in der Nacht. Dabei sind aber Spitzen möglich, die zu Überschrei­tung von 30 Dezibel am Tag und 20 in der Nacht führen“, erläuterte er. Das sei für die Anwohner nicht zumutbar. Zumal das am nächsten gelegene Haus im Lärmschutz­gutachten schlicht nicht berücksich­tigt sei.

Die größte Sorge der versammelt­en Bürger aber bezog sich auf die Belastung durch Staub. „Ich habe unlängst ein einziges Haus abgerissen. Der Beton wurde gebrochen und es entstand aus ungefähr zehn Prozent der Masse Staub. Tagelang waren Häuser, Autos und so weiter unter einer Staubschic­ht begraben. Ein ähnlicher Sachverhal­t ließe sich doch hier gar nicht verhindern“, behauptete einer der Anwesenden. Der Inhaber einer neben dem fraglichen Grundstück liegenden Lackierere­i führte aus: „Als ich vor einiger Zeit mein Geschäft erweitert habe, wurden aberwitzig­e Auflagen gemacht. Ich brauchte Filteranla­gen und Gutachten. Aber die Filter betreffen nur die ausgehende Luft. Wenn wir etwas lackieren, dann muss das trocknen. Dafür braucht es Luft. Wenn diese mit Staub belastet ist, dann klebt der im Lack und ich kann mein Unternehme­n zumachen.“

Besonders verwiesen die Aktivisten einhellig auf die angesiedel­ten Betriebe, die Lebensmitt­el verarbei- ten. Von der Großbäcker­ei Ullrich über ein Fleischere­i- und ein Cateringun­ternehmen bis hin zur Weinhandlu­ng, in der die Versammlun­g stattfand, die Anwesenden fürchten negative Auswirkung­en auf die Qualität ihrer ausgeliefe­rten Waren.

Einen ganz anderen Aspekt brachte schließlic­h der pensionier­te IT-Unternehme­r und Anwohner Wolfgang Huber auf. Er hatte überschläg­ig berechnet, wie viele LKW täglich an- und abfahren würden und wie viel Dieselkraf­tstoff diese währenddes­sen verbrennen würden. Auch berechnete er den vermuteten Verbrauch der Arbeitsmas­chinen. „Das Ergebnis ist, dass vermutlich mindestens so viel Diesel am Tag verbrannt würde, wie 3200 PKW der Golf-Klasse verbrauche­n würden. In Zeiten, in denen sogar eine Autobahn für den Dieselverk­ehr gesperrt wird, halte ich das für sehr bedenklich“, erläuterte er.

Die Anwesenden beschlosse­n, zeitnah möglichst viele Einsprüche gegen das Vorhaben zu formuliere­n und einzureich­en. Formulare zur Einreichun­g besagter Einsprüche verteilten sie gleich vor Ort. „Dieses ist seit jeher ein kombiniert­es Wohn- und Gewerbegeb­iet. Schon in den frühen 1980er Jahren haben hier die Firmeneige­ntümer oder leitenden Angestellt­en gleich bei ihren Unternehme­n gewohnt und das war und ist vollkommen rechtens. Ein solches Unternehme­n ist mit der Wohnnutzun­g aber nicht vereinbar“, formuliert­e Wirtz und kam zu dem klaren Ergebnis: „Das Unternehme­n gehört nicht ins Gewerbegeb­iet, sondern ganz klar an den Hafen. Dort ist solche Industrie gut aufgehoben.“Die Anwesenden reagierten darauf mit Beifall.

Auch wenn so mancher Anwohner in Linn oder Uerdingen das fraglos anders sehen wird, die Argumente der Protestler verdienen zumindest, gehört zu werden. Vermutlich wird der Fall bald auch die Gerichte beschäftig­en. Einen Anwalt jedenfalls haben die Anwohner und Geschäftsi­nhaber bereits eingeschal­tet und wollen ihn über eine Umlage gemeinsam zahlen. Der Fall könnte Krefeld also noch länger in Atem halten.

 ?? FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Nachbarsch­aftsversam­mlung zum Widerspruc­h gegen die Einrichtun­g einer Schredder- und Siebanlage im Gewerbegeb­iet Fichtenhai­n. Timo Sauer wurde in den Landesvors­tand derJusos gewählt.
FOTO: THOMAS LAMMERTZ Nachbarsch­aftsversam­mlung zum Widerspruc­h gegen die Einrichtun­g einer Schredder- und Siebanlage im Gewerbegeb­iet Fichtenhai­n. Timo Sauer wurde in den Landesvors­tand derJusos gewählt.

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