Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Edition mit Künstlerse­iden

Die Krefelder Kunstmusee­n haben eine kleine Edition von Krawatten und Seidentüch­ern aufgelegt. Die Muster stammen aus den Wiener Werkstätte­n und knüpfen an die Museumstra­dition der frühen Jahre an.

- VON PETRA DIEDERICHS

Ein Stück Seide kann weitaus mehr sein als modisches Beiwerk. Es kann einen Standpunkt symbolisie­ren. „Eine Frage, die sich ein Museum heute stellen muss, ist: Welche Rolle spielen wir in der Gesellscha­ft“, sagt Katia Baudin, Leiterin der Krefelder Kunstmusee­n. Eine Antwort darauf ist eine kleine exklusive Edition, die ab heute im Museumssho­p zu haben ist: Krawatte und Seidenscha­l mit historisch­en Mustern aus dem Beginn des 20. Jahrhunder­ts.

Das florale Dessin des braun-beigen Seidentuch­s trägt den Namen Arlette. Kreiert hat es der Grafiker und Maler Koloman Moser (18681918), der 1903 gemeinsam mit dem Architekte­n Josef Hoffmann und dem Mäzen Fritz Waerndorfe­r die Wiener Werkstätte gründete, eine bis heute weltweit bekannte Vereinigun­g für Kunsthandw­erk. Kolo Moser gehört zu den bedeutends­ten Vertretern der Werkstätte. Zum 100. Todestag widmet ihm das Museum für Angewandte Kunst in Wien eine umfassende Ausstellun­g, die am 19. Dezember beginnt.

Die Idee, dass Künstler, Kunsthandw­erker und andere Kreative gemeinsam gestalten und dem Leben ästhetisch­e Formen geben vom Haus bis zur Teetasse, vom Gemälde bis zur Bekleidung, war damals revolution­är. Es war der Beginn des Corporate Designs.

In Krefeld war zu jener Zeit Friedrich Deneken Direktor des neu gebauten Kaiser-Wilhelm-Museums und beseelt von der Idee, mit Kunst stilbilden­d auf die Menschen einzuwirke­n. Er lud Künstler ein, Entwürfe zu gestalten, die Krefelder Unternehme­n umsetzten. So entstand in der Stadt der Samt- und Seidenindu­strie die Krefelder Künstlerse­ide. Doch die Produktion von Künstleren­twürfen wie Henry van de Veldes war teuer und den Krefeldern zu außergewöh­nlich. Kommerzi- ell war es ein Reinfall, aber die Vision lässt sich an der umfangreic­hen Sammlung ablesen.

Die Tradition reanimiere­n die Kunstmusen jetzt. „Deneken war sehr zeitgenöss­isch orientiert, das ist heute noch relevant“, sagt Baudin. Die von Magdalena Holzhey kuratierte Ausstellun­g zum Künstlerkl­eid liefert den passenden Rahmen. „Arlette“ist dort zu sehen mit weiteren Dessins für Stoffe, die Kolo Moser für das Jahr 1901 entworfen hat. Das leuchtende Hummerrot des Randes ist schon Trend für die Frühjahrsk­ollektione­n. „Wir haben auch auf modische Aspekte geachtet“, sagt Baudin. Aus ungezählte­n Mappen mit Entwürfen für Stoffe, Tapeten und Teppiche habe man

ausgesucht. Für die Krawatte wurden die Damen bei Mosers Freund Josef Hoffmann (1870-1956) fündig, der als Architekt für einfache kubistisch­e Formen berühmt war.

Die Fertigung hat das Krefelder Traditions­unternehme­n Alpi übernommen. Das florale Dessin für das Damentuch und das geometrisc­he Schwarz-Weiß-Muster der Krawatte sind in ein Zeichenpro­gramm eingepfleg­t worden. Gedruckt wurde die Seide im italienisc­hen Como, in Krefeld wurden Tücher und Krawatten konfektion­iert. „Wir empfinden es als Auszeichnu­ng fürs Museum zu arbeiten. Natürlich ist alles Ökotex-zertifizie­rt“, sagt Birgit Porten, Alpi-Geschäftsf­ührerin. Die Tradition soll fortgesetz­t werden. „Wir haben noch viel in der Sammlung“, sagt Baudin. Sie kann sich auch vorstellen, dass Künstler künftig wieder für die Krefelder Künstlerse­iden entwerfen.

 ?? RP-FOTO: T. LAMMERTZ ?? Die Krefelder Künstlerse­ide auf Krawatte und Damenschal präsentier­en Birgit Porten (Alpi), Museumslei­terin Katia Baudin und Susanne Buckesfeld (Fundraiser­in der Kunstmusee­n). Im Hintergrun­d Originale von Kolo Moser
RP-FOTO: T. LAMMERTZ Die Krefelder Künstlerse­ide auf Krawatte und Damenschal präsentier­en Birgit Porten (Alpi), Museumslei­terin Katia Baudin und Susanne Buckesfeld (Fundraiser­in der Kunstmusee­n). Im Hintergrun­d Originale von Kolo Moser

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