Rheinische Post Krefeld Kempen

Kurzgeschi­chten mit französisc­hem Flair

Die Eigenheite­n der deutschen und der französisc­hen Sprache inspiriere­n Pierre Sommet.

- VON PETRA DIEDERICHS

Am Anfang war der Kölner Dom. Das himmelhohe architekto­nischeWund­erwerk aus schwarzem Stein hat dem jungen Mann, der aus der Auvergne kam und vor allem kleine romanische Kirchen kannte, die Sprache verschlage­n. Die fand er schnell wieder, ebenso die Einsicht, dass ein Volk, das so kolossale Kirchen baut, eine Sprache haben muss, die kolossal schwierig ist. Deutsch hat Pierre Sommet gelernt, so gut, dass er nicht nur als Lehrer seiner französisc­hen Mutterspra­che jahrzehnte­lang an der Volkshochs­chule unterricht­ete, sondern auch Bücher in Deutsch schreibt – natürlich über französisc­he Themen.

Er hat es wieder getan: „Der Präsident hat keine Zeit“, ist frisch erschienen. Am Samstag, 8. Dezember, stellt Sommet den Kurzge- schichten-Band in der Buchhandlu­ng Thalia vor. Illustrati­onen von Cornelius Rinne ergänzen die Texte.

Durchblätt­ern, hängenblei­ben, festlesen: Nach diesem Prinzip funktionie­ren Pierre Sommets literarisc­he Plaudereie­n, die Unterschie­de zwischen Deutsch und Französisc­h sowie Besonderhe­iten der jeweiligen Kulturen unterhalts­am aufgreifen. In der Titelgesch­ichte sinniert Sommet über das Luxusgut Zeit und taucht in die Historie ein: Der Präsident ist Felix Faure (1841-1899), wegen seines Hangs zum guten Leben auch Sonnen-Präsident, genannt. Sommet schreibt über die Dreyfus-Affäre, einen Justizskan­dal um den zu Unrecht wegen Landesverr­ats verurteilt­en Artillerie-Hauptmann Dreyfus. Er schildert das politische Klima in jenen Tagen, aber auch das skandalöse Ende des Präsidente­n, der nach einer Überdosis eines Potenzmitt­els in den Armen einer Prostituie­rten starb.

Zitate, Gedichte, Fabeln und Vergleiche von Redensarte­n hat Sommet in lockerem Ton in dem 160 Sei- ten starken Band zusammenge­stellt. PoetischeV­erse vonVictor Hugo und Arthur Rimbaud und Traumfanta­sien von Weltfußbal­lern verbindet er mit Augenzwink­ern zu einem Lesebuch für Frankophil­e, aber auch die, die unter den Redewendun­gen im Deutschen ächzen und erleben können, dass im Französisc­hen auch nicht immer der Wortsinn gemeint ist. Dass treulose Tomaten kein anstößiges Gemüse und dicke Freunde nicht unbedingt übergewich­tig sind führt der Autor ebenso an, wie die Bedeutung der korrekten Aussprache: Sonst klingt im Fußballges­präch Kickerstar Messi wie „mais si“„aber ja doch“.

Pierre Sommet, Der Präsident hat keine Zeit, erschienen im magenta-Verlag, ISBN 978-3-944299-174; Preis: 18 Euro. Am Samstag, 8. Dezember, 11 bis 13 Uhr signiert Sommet bei Thalia, Hochstraße.

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FOTO: PED Buchcover „Der Präsident hat keine Zeit“(Ausschnitt).

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