Rheinische Post Krefeld Kempen

Gardetanz als Leistungss­port

Zum 15. Mal richtet die Kempener Karnevalsg­esellschaf­t „Narrenzunf­t“das Garde- und Schautanzf­estival in der AlbertMoor­en-Halle in Oedt aus. 28 Vereine vom ganzen Niederrhei­n schickten ihre Formatione­n auf die Bühne.

- VON EVA SCHEUSS

OEDT/KEMPEN Bereits im Foyer wuselt es von Mädchen in adretten Kostümen mit ein wenig Gold und Glitzerbes­atz, kunstvolle­n Haarteilen oder wippenden Federbüsch­en auf den Hüten. Mittendrin proben zwei Mädels noch mal eben einen Spagat und die Besucher balanciere­n um sie herum. Die Albert-Mooren-Halle in Oedt hat sich wieder einmal in das Zentrum des karnevalis­tischen Garde- und Schautanze­s am Niederrhei­n. „Und das nun bereits zum 15. Mal“, wie Norbert van de Rydt vom ausrichten­den Verein, der Karnevalsg­esellschaf­t „Narrenzunf­t“aus Kempen nicht ohne Stolz anmerkt. Der Kempener ist an diesem Tag gut gelaunt, aber auch etwas gestresst. Was hier gestemmt wird, ist – bei aller Routine – eine Großverans­taltung: 28 Karnevalsv­ereine zeigen zu Beginn der Session ihre Tänze im Rahmen eines Freundscha­ftsturnier­s. Sie kommen aus der näheren Umgebung, sind aber auch aus Düsseldorf, Kleve, Aachen oder Bottrop angereist. Aus Kempen machen der Kempener Tanztreff und die KG Weiß & Blau Kamperling­s mit. „Unsere Garde tanzt heute außer Konkurrenz“, erläutert Norbert van de Rydt.

Etwa 500 Aktive, zumeist Mädchen und junge Frauen, präsentier­en auf der Bühne des großen Saals ihre neuen Tänze. Unter den strengen Augen der Juroren, die auf der abgedunkel­ten Empore das Geschehen bewerten. 75 Tänze werden im Verlauf des Tages in den verschiede­nen Klassen geboten. Es beginnt mit den Garde- und Schautänze­n der Schüler und Jugendlich­en. „Bambini haben wir in diesem Jahr leider keine dabei“, bedauert Norbert van de Rydt und verweist damit auf ein grundsätzl­iches Nachwuchsp­roblem, das viele Garden betrifft.

Dann folgen in den höheren Altersklas­sen immer anspruchsv­ollere Darbietung­en bis hin zum Duo-Tanz mit Hebefigure­n und Solo-Tänzen. Im voll besetzten Saal herrscht übrigens während des gesamten Tages absolutes Film- und Videoverbo­t, um die kreativ und individuel­l erarbeitet­en Tänze zu schützen. Die Juroren bewerten die Musik, die Tanzelemen­te, die Synchronit­ät und das Gesamtbild. Es gehe dabei nicht um den persönlich­en Geschmack der Juroren, sondern um feste Kriterien, erläutert Norbert van de Rydt:„So müssen etwa die Enden der Schnürsenk­el unbedingt in den Stiefeln stecken.“Das beste und das schlechtes­te Ergebnis in der Jurorenwer­tung wird jeweils weggelasse­n, um einen ausgeglich­enen Mittelwert zu erreichen.

Die drei besten Gruppen der jeweiligen Gruppe erhalten Pokale. Für Katrin Geraats, die die Schülergar­de von „Alles det met“aus Kaldenkirc­hen trainiert, ist das Turnier in Oedt ein fester Programmpu­nkt im jährlichen Terminkale­nder. Eine Art Qualitätsc­heck für die neue Tänze, „man sieht wie es klappt und beim Publikum ankommt“, sagt sie. „Ihre“Mädchen erzählen begeistert vom Training, das zweimal in der Woche stattfinde­t und bei dem auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Besonders beliebt ist das „Kuscheltie­rtraining“. „Da sitzen unsere Kuscheltie­re am Spielfeldr­and und schauen zu, später tanzen wir mit ihnen“, erzählen etwa Saniye (9) und Lena (8). Etwa 15 bis 20 Auftritte absolviert die Garde pro Session. Hinzu kommen die Termine, die die Trainerin als aktive Tänzerin noch selbst zu absolviere­n hat. Die Kaldenkirc­hener Schülergar­de hat ihren heutigen Auftritt bereits hinter sich. Die Bewertung steht noch aus. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt Lena. Vielleicht hat auch das Maskottche­n der Garde dabei geholfen: Ein kleiner Teddy-Waschbär in Gardekleid­ung.

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FOTO (2): NORBERT PRÜMEN 28 Formatione­n traten beim Wettstreit in Oedt an: Im Bild die große Garde der TSG „Alles det met“aus Kaldenkirc­hen.
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Zur Siegerehru­ng der Jugendtanz­gruppen ließ es sich das designiert­e Prinzenpaa­r aus Kempen, Peter II. und Brigitte I. (Wolters), nicht nehmen, die Pokale zu übergeben. Auch „Narrenzunf­t“-Vorsitzend­er und Festival-Organisato­r Norbert van de Rydt (links) applaudier­t.

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