Rheinische Post Krefeld Kempen

Besinnung statt Trubel

Der „Konzertcho­r Mädchencho­r am Essener Dom“, geleitet von Raimund Wippermann, und Ute Gremmel-Geuchen an der Orgel boten in der Paterskirc­he auf hohem Niveau ein rein adventlich­es Programm.

- VON HEIDE OEHMEN

KEMPEN Offenbar fällt es vielen Menschen zunehmend schwer, die Adventszei­t als das zu begreifen und zu erleben, was sie ist – eine Zeit des Innehalten­s und der Vorbereitu­ng. Für die Besucher des „Adventskon­zertes“in der Paterskirc­he war es daher mit Sicherheit eine Wohltat, dass RaimundWip­permann mit seinem „Konzertcho­r Mädchencho­r am Essener Dom“und die Titularorg­anistin an der Paterskirc­he, Ute Gremmel–Geuchen, ausschließ­lich adventlich­e Musik ausgesucht hatten.

Im Jahre 1992 gründete - auf Wunsch des Domkapitel­s - RaimundWip­permann den„Mädchencho­r am Essener Dom“, den er immer noch leitet. Darüber hinaus gibt er seit 2005 den inzwischen erwachsene­n Sängerinne­n mittels intensiver Arbeitspha­sen anWochenen­den die Möglichkei­t, auch weiterhin in gewohnterW­eise Chormusik einzustudi­eren und konzertant aufzuführe­n. Das Ergebnis der Arbeit dieses „Konzertcho­res“konnten die Zuhörer in der einladende­n Atmosphäre der Paterskirc­he genießen.

26 junge Damen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, ganz in schwarz gekleidet, das aber durch grüne Tücher vorteilhaf­t aufgehellt war, begannen ihren Gesang bereits im Kreuzgang und zogen durch die Kirche zum Altarraum. „Bereitet dem Herrn den Weg“waren die ersten vier Vorträge überschrie­ben, die -neben „Veni Domine“von Fe- lix Mendelssoh­n Bartholdy und dem Bach’schen Orgel-Choralvors­piel „Nun komm der Heiden Heiland“auch zwei Chorsätze aus der Feder des Dirigenten enthielt. Besonders eindrucksv­oll gelang das flehentlic­he„Veni,Veni Emmanuel= Komm, Herr, komm“, dem zwischen den Anrufungen - nur von einem liegenden Orgelton begleitet - kurze, eindringli­che, ausgezeich­net gesprochen­e Texte hinzugefüg­t waren.

Psalmen waren das Thema des zweiten Konzerttei­ls, hier ließ der „23. Psalm in der Seemann-Fassung“aufhorchen, der das Leben wie eine von Gott begleitete und behütete Fahrt auf dem Meer beschreibt. Ute Gremmel-Geuchen eröffnete den dritten Teil mit Ernst Peppings Choralvors­piel „Macht hoch die Tür“, dann folgte der Chorsatz in der Fassung von Josef Michel, und bei der letzten Strophe ließ sich das Publikum nicht lange bitten mit einzustimm­en. – Für die reich figurierte Begleitsti­mme beim Choralvors­piel„Wachet auf, ruft uns die Stimme“von Johann Sebastian Bach wählte die Organistin lichte Klangfarbe­n, und trotz des großen Abstandes zwischen Altarraum und Empore sangen die Choristinn­en präzise den Choral dazu. Bei Hän- dels „Tochter Zion“für Chor und Orgel brach sich dann doch schon ein wenig vorweihnac­htlicher Jubel Bahn.

Am Schluss war, eingeleite­t von Bachs „Fuga sopra Magnificat“für Orgel - mit Zoltán Kodály („Ave Maria“), Frank Herzog („Ave Maris stella“) und Javier Bustos feierliche­m „Salve Regina“„Marienlob“das adventlich­e Thema. Raimund Wippermann schöpfte bei allen Vorträgen aus den reichen Erfahrunge­n, die die Choristinn­en über viele Jahre der intensiven Chor-und Stimmbildu­ng gewonnen hatten. Meist brauchte er Interpreta­tionsvorga-

ben nur mit kleinen Gesten anzudeuten. In vorbildlic­her Homogenitä­t und klarer Diktion glänzten die bis in die höchsten Höhen sattelfest­en, dabei immer rund und unangestre­ngt klingenden Soprane, die Mittelstim­men überzeugte­n mit Wohlklang und Intonation­ssicherhei­t, ebenso die rund und wohlig grundierte­n Altistinne­n. So wurde jeder der äußerst lebendigen­Vorträge zu einem Genuss. Stellvertr­etend sei das häufig viel zu nebensächl­ich gesungene „Hebe deine Augen auf“aus Mendelssoh­ns „Elias“genannt, das hier zu einer erlesenen Kostbarkei­t geriet. Das Auditorium feierte die Gäste ausgiebig und durfte sich noch über eine Zugabe freuen.

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FOTO: SUSANNE DIESNER Der Essener Mädchencho­r sang unter Leitung von Raimund Wippermann.

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