Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Trilogie über die Familie Meyer

Morgen erscheint der Roman „Jahre aus Seide“. Renk erzählt eine Geschichte nach wahren Begebenhei­ten.

- VON CHRISTINA SCHULTE

Mit ihren historisch­en Romanen trifft die Krefelder Autorin Ulrike Renk den Nerv ihrer Leser. In ihrem neuen Buch„Jahre aus Seide“erzählt sie ein Stück Krefelder Geschichte, die an der Friedrich-Ebert-Straße in den 1920er Jahren beginnt.

Mit welcher Epoche/Zeit befassen Sie sich in Ihrem neuen historisch­en Roman?

Renk Es ist eine Trilogie – sie fängt in den zwanziger Jahren in Krefeld an und endet in den fünfziger Jahren in Amerika.

Wo spielt der Roman?

Renk Das erste Buch spielt in Krefeld. Das zweite erst in Krefeld, dann in England und im dritten Buch schafft die Familie die Ausreise nach Amerika. Die Bücher basieren auf den Tagebücher­n und auf den Interviews von Ruth Meyer, die 1921 in Krefeld geboren wurde.

Sind diese Menschen sich auch in der Wirklichke­it begegnet?

Renk Die Familien Meyer und Merländer haben vis-à-vis an der Friederich-Ebert-Straße gewohnt. Sie haben nicht in den selben gesellscha­ftlichen Kreisen verkehrt, aber sie haben sich sicherlich gekannt. Die engere Beziehung der beiden Familien ist nicht belegt – ich habe sie erfunden. Es gab die Tochter des Chauffeurs von Richard Merländer tatsächlic­h, aber sie wird nicht mit Ruth Meyer befreundet gewesen sein, das ist meine Fiktion. Die Mädchen haben unterschie­dliche Schulen besucht und Ruth Sanders (in meinen Büchern heißt sie Rosie) war tatsächlic­h acht Jahre jünger als Ruth Meyer. Die Sanders waren kei- ne Juden und somit ist eine reale Bekanntsch­aft fast ausgeschlo­ssen. Für mich war die erfundene Freundscha­ft ein fiktives Mittel, um die Geschichte der beiden Familien Meyer und Merländer, die ja quasi Nach-

barn waren, zu verbinden.

Wie viel im Roman ist Fiktion, wie viel aus historisch­en Quellen?

Renk In meinen Romanen ist die Grundidee immer belegt und real. Das ist wie eine Kleiderpup­pe aus Draht, die ich mit Fiktion bekleide und ausstaffie­re. Ich erfinde Gedanken und Gefühle, setze Freundscha­ften und Beziehunge­n neu zusammen – die es vielleicht hätte geben können oder gab. Ich nehme die Fakten und schreibe daraus eine Geschichte, die nicht fantastisc­h ist, sondern eine, die sich so hätte abspielen können. Manchmal komme ich der Wahrheit sehr nahe, wie ich anschließe­nd von Nachfahren höre.

Wie sind Sie auf die Idee zu ihrem neuen Buch gekommen?

Renk Das war in derVilla Merländer, der NS Dokumentat­ionstelle. Dort gibt es einige Nachlässe der Familie Meyer, die mich sofort zu dieser Romanreihe inspiriert haben. Danach habe ich Kontakt zu den Überlebend­en der Familie aufgenomme­n und eine Kopie des Tagebuchs von Ruth Meyer bekommen – und viele, viele weitere Informatio­nen. Ruth Meyer wollte, dass niemand das Schicksal der Juden vergisst. Sie hätte gewollt, dass ich diese Bücher schreibe – das glaube ich ganz fest – und ihre Familie auch.

Auf wie viele Folgen ist die Geschichte angelegt?

Renk Es wird drei Bände geben: Jahre der Seide (Dezember 2018), Zeit aus Glas (Juni 2019), Tage des Lichts (Februar 2020).

Aus „Jahre der Seide“liest Ulrike Renk am Mittwoch, 12. Dezember, ab 19.30 Uhr in der Buchhandlu­ng Thalia.

Der Roman erscheint als Taschenbuc­h (Broschur) im Aufbau Verlag, 576 Seiten, Preis 12,99 Euro

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FOTO: MEYER-ELCOTT Die Jahre haben das Zeitdokume­nt verblassen lassen:Das Familienfo­to zeigt Ruthund Ilse Meyer. Ruth wurde 1921 geboren, Ilse 1924. Die Familie lebte in den 1920er Jahren an der Friedrich-Ebert-Straße, vis-à-vis der Villa Merländer. Wann das Foto aufgenomme­n wurde, ist nicht bekannt. Ulrike Renk hat für ihre Trilogie historisch­e Dokumente und Tagebücher ausgewerte­t.
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FOTO: L.S.

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