Rheinische Post Krefeld Kempen

100 Jahre Krefelder Musikgesch­ichte von Brahms bis Blind Guardian

Ein echtes Sammlerstü­ck ist der Sampler „A 100 years music made in Krefeld“. Er ist jetzt als CD und als Vinyl-Langspielp­latte erschienen.

- VON PETRA DIEDERICHS

Andrea Berg ist nicht dabei. „Ich hatte die Idee zu einem Split: Dass sie ein Stück von Blind Guardian macht und umgekehrt. Leider kam keine Antwort“, sagt Philip Lethen. Die weltweit erfolgreic­hen Metal-Musiker aber waren von Lethens Idee angetan - und sind mit einem eigenen Song dabei. Als Fortsetzun­g von „Music made in Krefeld“hat der Musiker und Fotograf Lethen jetzt wieder für das Stadtmarke­ting ein Musikproje­kt realisiert. Unter dem Titel „A 100 years music made in Krefeld“hat er mit 12 Musikstück­en einen Schnelldur­chlauf durch die Krefelder Musikgesch­ichte zusammenge­stellt, der auch für Kenner manch verblüffen­de Entdeckung bietet - ohne Schlager. Ab sofort ist der Sampler als CD oder als Langspielp­latte zu haben. 100 Jahre Musik als Pendant zu 100 Jahren Bauhaus.

Klassikfan­s kennen die Geschichte­n, als Brahms bei Familie von Beckerath am Klavier Hausmusik spielte oder Gustav Mahler in Krefeld seine 3. Sinfonie uraufführt­e. Hier startet Lethens Musik- geschichte. Julia Polziehn (Cello) und Kira Ratner (Klavier) spielen ein Brahms-Allegretto, die Niederrhei­nischen Sinfoniker und SophieWitt­e (Sopran) interpreti­eren einen Auszug aus MahlersVie­rter.„Es war mir wichtig, historisch­e Aufnahmen zu bekommen. Und das war nicht einfach“, sagt Lethen. Vor gut 100 Jahren waren Tonaufnahm­en rar, vieles ist auch mit den Jahren verschwund­en. Doch Lethen ist es gelungen, in enger Kooperatio­n mit Hans Rommerskir­chens Musikarchi­v (jetzt im Stadtarchi­v) auch außergewöh­nliche Schätze zu heben. Die Idee war, jedem Jahrzehnt einen Musiker oder eine Band zuzuordnen.

Die Schäng Blasius Flönz Rakete hat das Mundartlie­d „Ruppig“von 1929 beigesteue­rt. Der Tenor Karlheinz Fetten (gestorben 1990) hatte sogar Auftritte an der Scala, er singt einen Auszug aus„Fedora“. Die Aufnahme vom März 1935 hat Lethen nach einer Vorlage für die Schellackp­latte, die Fettens Sohn besitzt, erstellen lassen. Es rumpelt und knistert wie aus Großpapas Volksempfä­nger. Das hat Charme.

Eine Entdeckung ist das Mundharmon­ika-Trio Dixie, das zuerst Europameis­ter, 1960 sogar Weltmeiste­r wurde. Es gibt einen Song von Trash, einst Krefelds erste Band mit profession­ellem Manager, aber nur einer einzigen Single, Krautrock von „Kollektiv“, die Bands M. Walking on theWater und DearWolf und das Provinzthe­ater. Und als Krefelds Flaggschif­f: Blind Guardian.

Ideen hat Philip Lethen noch mehr: „Ein Festival im Sommer wäre schön: ein Abend mit Klassikpro­gramm und einer für jüngeres Publikum.“Und für die Fortsetzun­g gebe es noch reichlich Stoff in der Krefelder Musikszene. „Kraftwerk“um den Krefelder Ralf Hütter hat Lethen dabei im Blick. Zum Beispiel.

Die CD für 10 Euro und die LP für 15 Euro gibt es auf dem Weihnachts­markt Krefeld Spezial an den Buden der Musikerini­tiative und des Stadtmarke­tings.

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FOTO: PED Philip Lethen (r.) präsentier­t den Krefeld-Sampler gemeinsam mit Uli Cloos (Stadtmarke­ting) und Musikerin Petra Krieger.
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FOTO: P. LETHEN Das Cover bildet einen Jaquard-Krawattens­toff ab.

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