Rheinische Post Krefeld Kempen
Zweifel an Brand-Version in JVA
Die Opposition fordert Aufklärung im Fall des irrtümlich inhaftierten Syrers.
DÜSSELDORF Im Fall des unschuldig inhaftierten Syrers, der in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kleve verbrannte, sieht die Opposition neue Ungereimtheiten. „Es gibt keine Stelle in der Geschichte von Amed A., die stimmig ist“, sagte Stefan Engstfeld, rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, mit Blick auf ein Gutachten, das vom ARD/WDR-Magazin „Monitor“in Auftrag gegeben wurde.
Darin ziehen Brandschutz-Experten in Zweifel, dass sich der Brand so ereignete, wie es die Justizbehörden nach ihren bisherigen Erkenntnissen schildern. „Der Brand ist so, wie er von der Staatsanwaltschaft beschrieben wird, nicht möglich“, wird in dem TV-Bericht der Experte Korbinian Pasedag vom Institut für Brand- und Löschforschung zitiert. Für den SPD-Innenexperten Sven Wolf unterstreicht dieses Gutachten, dass lückenlose Aufklärung dringend geboten ist: „Ansonsten werden sich Verschwörungstheorien verbreiten“, so Wolf.
Der Düsseldorfer Landtag hatte sich in der vergangenen Woche auf Antrag der Opposition auf einen Untersuchungsausschuss verständigt, der die Vorgänge um den Tod des Syrers aufklären soll. Amed A. war mit einem straffälligen Mann aus Mali verwechselt worden, obwohl weder Fingerabdrücke, Name, Hautfarbe oder Nationalität übereinstimmten. In dem Bericht von Justizminister Peter Biesenbach (CDU) heißt es, der Brand sei wenige Minuten nach 19 Uhr entzündet worden. Als Amed A. die Rufanlage um 19:19 Uhr ausgelöst habe, hat es demnach bereits circa 15 Minuten bei geschlossenem Fenster gebrannt. Dies sei nicht plausibel, sagen die von „Monitor“befragten Experten: Bei einem derart starken Brand sei es sehr schwer nachvollziehbar, dass die Person nach einer Viertelstunde noch so weit handlungsfähig war. „Ich würde eher erwarten, dass die Person dann längst bewusstlos ist“, sagte demnach der Frankfurter Rechtsmediziner Marcel A. Verhoff. Das Justizministerium wollte sich nicht äußern und verwies auf die laufenden Ermittlungen.