Rheinische Post Krefeld Kempen
Amt findet oft Keime in Klinik-Kost
Altenheime bieten häufig riskante Lebensmittel wie Räucherfisch an.
epd) Die Lebensmittelüberwacher der Länder haben im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Lebensmittelbetriebe kontrolliert. Das waren rund 42 Prozent der bundesweit 1,2 Millionen Lebensmittelhersteller. Bei knapp 14 Prozent oder 68.600 Betrieben gab es nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Beanstandungen. Die Hälfte der Verstöße betraf Mängel in der Betriebshygiene wie unsaubere Maschinen, gefolgt von Mängeln beim Hygienemanagement, etwa fehlenden Schulungen. In 21 Prozent der Fälle ging es um falsche Kennzeichnung und Aufmachung der Produkte.
„Lebensmittel in Deutschland waren noch nie so sicher wie heute“, sagte der Präsident des Bundesamtes, Helmut Tschiersky, am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung 2017. Eine große Herausforderung für die Lebensmittelüberwachung seien der virtuelle Lebensmittelhan- del im Internet und „Fälschungen im großen Maßstab“, so Tschiersky. So werde alter Thunfisch umgefärbt und als frisches Produkt in den Handel gebracht.
Die Kontrolleure untersuchten 2017 rund 370.500 Proben, wovon knapp 48.000 beanstandet wurden. Fast 60 Prozent der Verstöße betrafen fehlende oder falsche Angaben auf den Verpackungen wie irrefüh-
Helmut Tschiersky rende Beschriftungen oder Mogelpackungen. In 15 Prozent der Fälle stießen die Kontrolleure auf gefährliche Keime in Wurst, Käse oder Salaten, in rund sieben Prozent wurden Zutaten geschönt oder nachgemacht.
Auf den Speiseplänen stünden häufig risikobehaftete Lebensmittel wie Feinkostsalate, Rohwürste oder Räucherfisch, kritisierte Tschiersky. Diese seien oft mit Keimen belastet und könnten schwere Infektionskrankheiten auslösen. Nur zehn Prozent der untersuchten Heime und Kliniken verzichteten auf solche Risikolebensmittel. Bereits 2011 veröffentlichte Handlungsempfehlungen waren nur knapp der Hälfte der Einrichtungen bekannt. „Es ist erschreckend, dass in so vielen Einrichtungen, in denen man gesund werden soll, das Risiko besteht, am Essen zu erkranken“, so Tschiersky. Hier müsse das Bewusstsein zunehmen.
Die Kontrolleure fanden im vergangenen Jahr in jeder achten Probe streichfähiger Rohwurst (12,2 Prozent) Listerien-Bakterien, die schwere Erkrankungen auslösen können. 389 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche wurden gemeldet, darunter 49, deren Ursache sicher bestimmt werden konnte. Etwa 18,4 Prozent der Ausbrüche betrafen Schulen, Kantinen und Pflegeheime.
„In vielen Einrichtungen besteht das Risiko, am Essen zu erkranken“
Präsident des BVL