Rheinische Post Krefeld Kempen

Juden, Christen und Muslime feiern das jüdische Lichterfes­t

Der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde Michael Gilad wünscht sich Zusammenha­lt und Frieden. Das Chanukka-Fest geht noch bis zum 10. Dezember.

- VON LEA HENSEN

Bereits zum dritten Mal versammelt­en sich Juden, Christen und Muslime am Donnerstag im Krefelder Rathaus, um gemeinsam das jüdische Chanukka-Fest zu begehen. Die Entscheidu­ng, das Fest in das Rathaus, einem „staatliche­n Ort mit Religionsf­reiheit“, zu holen, habe er damals aus einem besonderen Grund gefällt, sagte Oberbürger­meister Frank Meyer bei seiner Eröffnungs­rede zur Feierstund­e: „Die öffentlich­e Wahrnehmun­g der Juden in Krefeld soll über traurige Anlässe hinausgehe­n, und Juden, Christen und Muslime sollen auch zu einem positiven Fest zusammenko­mmen.“

Um also ein Zeichen für Verständig­ung und Frieden zu setzen, zündete er gemeinsam mit Vertretern aller Religionen am fünften Tag des jüdischen Lichterfes­ts fünf Kerzen der„Chanukkia“, dem achtarmige­n Leuchter, an. „Dass Juden, Christen und Muslime sich anlässlich dieses Fests versammeln, ist auch die Aussage Richtung Nazis: ‚Ihr habt nicht gewonnen’“, sagte Michael Gilad, Vorsitzend­er der jüdischen Gemeinde. Er erinnerte an das Engagement der muslimisch­en Gemeinde im US-amerikanis­chen Pittsburgh: Nach dem Massaker in einer Synagoge im Oktober mit elf Toten hatten Muslime Geld für die Opfer und Hinterblie­benden gesammelt.„Dieses Engagement wünsche ich mir auch für Krefeld“, sagte Gilad.

Rabbiner Yitzchak Mendel Wagner erläuterte die Bedeutung des Chanukka-Festes. Die Juden gedenken an diesem Feiertag einem Wunder, das sich bei der Wiedereinw­eihung des zweiten Tempels in Jerusalem 164 v. Chr. ereignete: Nur ein Kännchen Öl soll ausgereich­t haben, damit das Licht acht Tage lang brannte. Wagner erinnerte an ein berühmtes Foto, das während des achttägige­n Chanukka-Festes oft auf Facebook zu sehen sei: Im Dezember 1932 fotografie­rte Rosi Rachel Posner, die Frau des Oberrabbin­ers von Kiel, den Chanukka-Leuchter auf ihrer Fensterban­k – im Hintergrun­d sieht man unscharf eine große Hakenkreuz­flagge, die aus einem Bürogebäud­e hängt. In dem Zusammenha­ng freute sich Wagner besonders über die Chanukka-Feier vor dem Brandenbur­ger Tor. „80 Jahre nach der Pogromnach­t haben Bundespräs­ident Frank Steinmeier und Rabbiner Yehuda Teichtal das Chanukka-Fest an dem Ort eröffnet, wo die Nazis marschiert sind“, sagte er.

Als Vertreter der Religionen zündeten je eine Kerze an: Dionysius-Pfarrer und Regionalvi­kar Heiner Schmitz, Aurel von Beckerrath für die Gemeinde der Menonniten, SPD-Ratsmitgli­ed Halide Özkurt für die türkische Moschee und Integratio­nsbeauftra­gte Tagrid Yousef für die muslimisch­e Gemeinde. Zum Abschluss sangen alle das Lied „Tochter Zion“mit Strophen auf Hebräisch und Deutsch.

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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Von links: Halide Özkurt, Rabbiner Wagner, Aurel von Beckerrath, OB Frank Meyer, Michael Gilad, Tagrid Yousef und Heiner Schmitz.

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