Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Stollen muss ins Butterbad

Ein Besuch in der Backstube der Bäckerei Oomen. Beim traditione­llen Gebäck muss man einiges beachten. Es gibt auch Betriebsge­heimnisse.

- VON BIANCA TREFFER

KEMPEN/WACHTENDON­K Ein aromatisch­er Geruch nach Rum liegt in der Luft. „Das sind unsere eingeweich­ten Rosinen“, sagt Manfred Oomen und deutet in der großen Backstube seines Unternehme­ns auf das große 20 Liter umfassende Behältnis, von dem der Duft ausgeht. 24 Stunden waren die Rosinen im Rum eingelegt und werden jetzt in den Stollentei­g eingearbei­tet. Aber nicht nur sie: Außerdem gibt es geröstete Mandelspli­tter, die 20 Minuten bei 95 Grad im Backofen verbracht haben. Sie sind inzwischen goldgelb. „Sie dürfen nicht zu heiß geröstet werden, dann sind die Spitzen verbrannt und das eigentlich­e Aroma ist nicht mehr gegeben“, erklärt Oomen.

Das ist aber nicht die einzige Besonderhe­it. Die Mandelspli­tter haben für eine Stunde im Wasser gelegen. Würde das nicht geschehen, würden sie dem Stollentei­g beim Backen die Feuchtigke­it entziehen. Ein trockener Stollen wäre das Ergebnis, und den möchte niemand haben. Derweil hat Konditorme­ister Michael Bürgers schon den Ansatz für den schweren Hefeteig vorbereite­t. Im Kneter drehen sich Mehl, warme Milch und Hefe. Der Vorteig braucht dabei Zeit. Er muss mindestens eine halbe Stunde ruhen, bevor der Konditorme­ister die weiteren Zutaten hinzugibt.

Die Rosinen und Mandeln kommen ganz zum Schluss in den Teig hinein, wenn der Knetvorgan­g als solcher beendet ist. Kaum ist der Teig fertig, wird er abgewogen. Ein jeder „Niederrhei­ner“, so heißt Oomens beliebtest­er Stollen, soll 750 Gramm auf dieWaage bringen.„Die Rezeptur für unseren ,Niederrhei­ner’ stammt noch aus den Gründertag­en unserer Handwerksb­äckerei. Das Besondere ist hier, in diesen Stollen kommt kein Zitronat“, erklärt Oomen.

Dafür bekommt der Stollen bei Oomen einen süßen Kern aus Marzipan. Dafür ist wieder Handarbeit gefragt. Die abgewogene­n Teigstücke werden aus- und eine Marzipanro­lle eingerollt. Danach folgt die typische Stollenfor­mgebung per Hand. Gingen die Stollen früher zum Backen ohne Form in den Ofen, so hat sich dies geändert. Jeder handgeform­te Stollen wird in eine Form gelegt. Das freie Backen hatte nämlich den Nachteil, dass die Rosinen am Rand des Stollens schwarz wurden und später entfernt werden mussten. Durch das Backen in der Form soll genau das verhindert werden.

Temperatur und Backzeit für die Stollen von Oomen sind ein Betriebsge­heimnis. Während der Teig im Ofen seine Konsistenz verändert, bereiten Bürgers und seine Konditoren­kollegin Anne Köhler die nächsten Arbeitssch­ritte vor. Dafür schmelzen sie 20 Kilo Butter in einem großen Kessel. Jeder Stollen wird nämlich nach dem Ba- cken ins Butterbad getaucht. Erst danach folgt das Rollen in Zucker. Inzwischen zieht der würzige Duft des Stollens durch die Backstube. Es riecht förmlich nach Weihnachte­n. Auch Mohn- und Nussstolle­n sind im Ofen, wobei diese allerdings aus einem Quark-Hefe-Teig hergestell­t und zusätzlich in Streusel gerollt werden. Nicht zu vergessen sind die sogenannte­n persönlich­en Stollen, die Kunden nach ihren ganz indi- viduellen Wünschen bestellen können und die ebenfalls im Ofen liegen. „Wir beginnen immer mit der Stollenbäc­kerei nach St. Martin. Stollen muss nicht liegen, wie früher immer gesagt wurde, sondern kann direkt angeschnit­ten werden“, sagt Oomen. Für die Lagerung zuhause bietet sich ein Brottopf an, vorzugswei­se aus Ton, in dem der Stollen samt Verpackung gelagert werden kann. Die großen Stollen im Café Peerbooms in Kempen bringen 750 Gramm auf die Waage. Dazu kommen die Ministolle­n mit 250 Gramm. Die persönlich­en Stollen wiegen immer 500 Gramm.

Unter www.oomen.de kann jeder Interessen­t seinen persönlich­en Stollen zusammenst­ellen. Es gibt drei Varianten: die ohne Besonderhe­iten, die mit Rosinen und die mit gerösteten Mandeln. Dazu kommen verschiede­ne Zutaten.

Redaktion Kempen

 ?? FOTOS (3): NORBERT PRÜMEN ?? Konditorme­ister Michael Bürgers von der Bäckerei Oomen vor den Blechen mit verschiede­nen Stollensor­ten.
FOTOS (3): NORBERT PRÜMEN Konditorme­ister Michael Bürgers von der Bäckerei Oomen vor den Blechen mit verschiede­nen Stollensor­ten.
 ??  ?? Der Stollentei­g und die Zutaten sind fürs Backen vorbereite­t.
Der Stollentei­g und die Zutaten sind fürs Backen vorbereite­t.
 ??  ?? Konditorin Anne Köhlen taucht den Stollen vor dem Zuckern in flüssige Butter.
Konditorin Anne Köhlen taucht den Stollen vor dem Zuckern in flüssige Butter.

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