Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie zusammenwu­chs, was nicht zusammenge­hörte

Zu einer Zeitreise luden die Senioren-Union und die Junge Union in den St. Töniser Ratssaal ein. Erinnert wurde an die kommunale Neuglieder­ung der 70er Jahre.

- VON STEPHANIE WICKERATH

TÖNISVORST Prominent besetzt ist das Rednerpult bei der Veranstalt­ung „Zeugen der Zeit“, zu der die Senioren-Union und die Junge Union eingeladen haben. Neben dem aktuellen Bürgermeis­ter Thomas Goßen sitzen sein Vorgänger Albert Schwarz, der ehemalige Vorsitzend­e der CDU-Fraktion Mathias Funken, der ehemalige Schulleite­r und langjährig­e Heimatbund­vorsitzend­e Heinrich Thelen sowie Michael Landskron,Vorsitzend­er der Jungen Union, und Reinhard Maly, Vorsitzend­er der Senioren-Union.

Etwa 15 Besucher sind gekommen, um zu hören, wie das damals war, als Vorst und St. Tönis zu Tönisvorst wurden. Dass der Zusammensc­hluss keine Liebeshoch­zeit, sondern eine reine Vernunfteh­e war, daran lässt Mathias Funken keinen Zweifel. „Eigentlich passten die beiden Orte nicht zusammen“, sagt der 90-Jährige, „St. Tönis war damals nichts, worauf man stolz sein konnte. Hier lebte, wer sich Krefeld nicht leisten konnte.“Vorst hingegen sei ein reiches und hochherrsc­haftliches Bauerndorf gewesen.

Als es aber hieß, St. Tönis wird Krefeld zugeschlag­en und Vorst kommt zu Kempen, da verbrüdert­en sich die beiden kleinen Dörfer zur Gemeinde Tönisvorst.„Und die- se Zweckgemei­nschaft hat vom ersten Tag an ausgezeich­net geklappt und ist bis heute ein Erfolgsmod­ell“, sagt Funken, der damals im ersten Tönisvorst­er Gemeindera­t saß.

Heinrich Thelen, zunächst Lehrer und später Leiter der Hauptschul­e Kirchenfel­d, hingegen weiß zu berichten, dass bei Elternspre­chtagen die Vorster Eltern auf der einen Seite und die St. Töniser Eltern auf der anderen Seite saßen.„Und wenn wir im Sportunter­richt Fußball spielten, hatte ich sofort zwei Mannschaft­en, ohne dass gewählt werden musste: St. Tönis gegen Vorst.“Während die Rivalität der beiden Stadtteile heute im Alltag nur noch Nostalgie sei, habe sie sich im Sport gehalten.

Albert Schwarz ist als ehemaliger Bürgermeis­ter stolz darauf, dass die Verbindung zwischen Vorst und St. Tönis friedlich vonstatten gegangen sei, weil man viel Rücksicht aufeinande­r genommen habe. Auf beiden Seiten habe man Federn lassen müssen, weil es zum Beispiel nicht zwei Krankenhäu­ser geben konnte. „Letztlich hat der Zusammensc­hluss aber die Entwicklun­g beider Stadtteile positiv vorangetri­eben“, resümiert Schwarz auf der Auftakt-Veranstalt­ung.

1979 bekam die Gemeinde Tönisvorst übrigens die Stadtrecht­e. Heute ist Tönisvorst mit rund 30.000 Einwohnern die fünftgrößt­e Stadt im Kreis Viersen.

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FOTO: WKA Machten mit bei „Zeugen der Zeit“(v.l.): Heinrich Thelen, Albert Schwarz, Michael Landskron (JU), Mathias Funken, Thomas Goßen, Reinhard Maly.

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