Rheinische Post Krefeld Kempen

Vermittler statt Königsmach­er

Beide NRW-Kandidaten sind bei der Wahl zum CDU-Vorsitz gescheiter­t. Für Landeschef Armin Laschet drängt sich jetzt die Rolle des Moderators zwischen den Parteiströ­mungen auf. So könnte er auch den Einf luss seines Landesverb­ands in Berlin weiter stärken.

- VON MARTIN KESSLER

HAMBURG/DÜSSELDORF Für den nordrhein-westfälisc­hen CDU-Landesvors­itzenden Armin Laschet war die Sache eigentlich klar: Inhaltlich ist er nahe bei der neuen Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Trotzdem hat er seinem Landesverb­and kein Votum vorgegeben. Nicht nur, weil zwei Bewerber aus NRW kamen, die freilich unterlagen. Laschet hat nicht einmal regionale Vorgaben gemacht. Anders als im Saarland oder auch in Baden-Württember­g war die Stimmung im größten Bundesland nicht einheitlic­h. Deshalb gab es bei dieser Wahl auch nicht den Ausschlag.

Die Delegierte­n quittierte­n die unklare Haltung mit einem Denkzettel für Laschet. Er bekam bei der Wahl der Parteivize­s nur 75,6 Prozent, sein bislang zweitschle­chtestes Ergebnis. Zudem ging es zum ersten Mal für ihn nicht nach oben.

Das Dilemma zeigte sich übrigens schon bei Laschet selbst. Er hat auf eine Kandidatur verzichtet, obwohl er Chancen hatte. Er gab sich zwar Bedenkzeit. Aber nach der klaren Ansage des Sauerlände­rs Friedrich Merz war für den ehrgeizige­n Ministerpr­äsidenten die Chance erst einmal vorbei. Immerhin wäre unter Karrierege­sichtspunk­ten eine Wahl von Merz nicht so schlecht gewesen. Er hätte nach ihm eine Chance auf höhere Ämter gehabt. Denn Merz (63) ist älter als „AKK“(56).

Jetzt läuft alles auf eine Kanzlerkan­didatur Kramp-Karrenbaue­rs hinaus. Der 57-jährige Laschet ist in der gleichen Generation wie die Saarländer­in. Üblicherwe­ise stellt eine Generation nur einen Kanzler. Und die führungsst­arke und beliebte Kramp-Karrenbaue­r dürfte den Vorsitz auch für eigene Ambitionen nutzen. NRW ist aus der Rolle des Königsmach­ers herausgetr­eten.

Für Laschet bleibt aber eine andere Rolle, die ihm viel Prestige und am Ende womöglich auch einen Berliner Job einbringen könnte, sollte er das anstreben. Seine Künste als Vermittler sind nämlich gefragt. Kramp-Karrenbaue­r gilt als Sozialpoli­tikerin und Gegnerin einer neoliberal­en Wirtschaft­sordnung. Der Wirtschaft­sflügel um Wolfgang Schäuble wollte aber mit Merz den Aufbruch aus der angebliche­n„wirtschaft­lichen und digitalen Verkrustun­g“. Laschet hat sozialpoli­tische Kompetenz, aber immer auch den engen Kontakt zur Industrie gesucht. „Wir brauchen die Industrie“ist geradezu einer seiner Leitsätze. Zugleich hat er immer den Kontakt zu Merz gehalten.

Ein solcher Ausgleich ist bitter nötig. Denn trotz des fairen Wettbewerb­s zwischen den drei Kandidaten hat die Abstimmung Gräben aufgerisse­n. Alle drei Lager haben massiv für ihre Frontleute gekämpft – nicht immer mit ganz

Newspapers in German

Newspapers from Germany