Rheinische Post Krefeld Kempen

Kokosschal­en helfen Kindern in Asien

Ann-Katrin Roscheck und Florian Ricks verkaufen in Uerdingen und auf dem Weihnachts­markt Schalen aus Naturmater­ialien.

- VON SVEN SCHALLJO

UERDINGEN Die Schalen, die Ann-Katrin Roscheck und Florian Ricks verkaufen, sind leicht, widerstand­sfähig und vor allem schön. Die Basis sind Kokosnüsse. Diese werden in einer Manufaktur im Norden Vietnams aufwendig behandelt, abgeschlif­fen und versiegelt. Das Innere der Kokoshälft­en wird dann mit Fragmenten von Muscheln oder Eierschale­n ausgeklebt und mit einer Lackschich­t bestrichen. Das alles geschieht in der Manufaktur. Auch wenn es 25 verschiede­ne Modelle gibt: Da es sich um Naturprodu­kte handelt, die von Hand verarbeite­t werden, ist faktisch jede einzelne Schale ein Unikat.

Die beiden jungen Geschäftsi­nhaber lernten die Schalen auf einer ihrer Reisen kennen und entschiede­n sich, sie zu verkaufen. „Wir haben dann geschaut, wo wir sie beziehen können. Wir wollten einen Lieferante­n haben, der seine Angestellt­en fair behandelt und bezahlt. Dann haben wir auf einer FairTrade-Messe unseren Lieferante­n getroffen“, erzählt Ricks. Anfang des kommenden Jahres steht die nächste Reise nach Fernost für das Paar an. Dann wollen sie die Fabrik auch persönlich in Augenschei­n nehmen. Doch nicht nur der faire Handel der Produkte macht das Unternehme­n besonders. Die beiden Krefelder spenden auch zehn Prozent ihres Gewinnes an den Verein „All Kids“. Dabei handelt es sich um eine Organisati­on, die Kindern in Kambodscha eine Ausbildung ermöglicht.

„Viele Menschen sind in die großen Städte gezogen. Dort finden sie keine Arbeit und leben dann widerrecht­lich in den Nationalpa­rks. All Kids holt die Kinder in Schulen, versorgt sie mit Kleidung und Nahrung und sorgt für die Ausbildung. Mit 20 Dollar im Monat kann einem Kind eine Zukunft gegeben werden“, erläutert die Zwillingss­chwester von Handball-Nationalsp­ieler Bastian Roscheck. Ihr Gewerbe begannen die beiden erst im Oktober. „Wir haben eine Lieferung Schalen bestellt und uns für einen Markt angemeldet. Am Tag vor diesem kam ein Lastwagen und stellte uns 50 Kisten in denVorgart­en. Und plötzlich hatten wir ein Geschäft“, erinnert sich Ricks lachend. Schon jetzt sind die Verkäufe so gut, dass sie die Auslagen wieder hereingeho­lt haben. „Wir wollen aber natürlich alle Schalen verkaufen. Einerseits für uns, aber vor allem für die Kinder. Wir möchten gern Geld für sie verdienen“, erzählt Roscheck.

Dabei ist das Gewerbe für die beiden derzeit nur ein Nebenverdi­enst. Hauptberuf­lich bezeichnen sich die beiden als „digital nomads“, also digitale Nomaden. Ricks ist Webdesigne­r, Roscheck freiberufl­iche Journalist­in. „Das geht beides von überall“, sagt sie. Ihr Freund arbeitet im Sommer auch als Tauchlehre­r.

Doch auch das Gewerbe gehen sie mit großem Enthusiasm­us an und denken über eine Ausweitung der Palette nach. „Wir wollen, wenn wir wieder in Asien sind, nach weiteren Produkten wie Strohhalme aus Bambus Ausschau halten. Wichtig ist, dass unsere Produkte nachhaltig und fair sind.Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, das Leben von Menschen zu verbessern“, sagt Ricks. Der 29-Jährige ist vor allem für die wirtschaft­liche Komponente zuständig. Seiner 27 Jahre alten Geschäfts- und Lebenspart­nerin gefällt eher der Umgang mit den Kunden. „Ich mag es, mit den Menschen zu sprechen und ihnen auch zu erzählen, was wir machen“, sagt sie, dann bedient sie einen Kundin, die Salz kaufen möchte. Mit dem Unternehme­n „Sel la vie“teilen sie sich den Stand auf dem Weihnachts­markt.

Ihre Schalen seien für viele Ein- satzgebiet­e denkbar. „Alles ist lebensmitt­elecht. Sie sind also als Müsli- oder Nudelschüs­seln nutzbar, aber auch für Kerzen, als Aschenbech­er oder Dekoelemen­te geeignet.“Das überzeugt auch Kundin Renate Heinrich. „Ich komme gern auf diesen Teil desWeihnac­htsmarktes. Hier muss ich meinen Geldbeutel immer festschnal­len“, sagt sie lachend. Sie möchte drei Schalen kaufen, kann sich aber nicht entscheide­n. Am Ende werden es vier. Für die gibt es einen Sonderprei­s. „Sie sind einfach alle sehr schön. Ich hoffe, sie verkaufen sich gut“, sagt die Kundin.

Makapli ist übrigens ein Wort aus der Khmer-Sprache. „Danke heißt Aknu. Hängt man ‚Makapli Makaplu’ an, dann ist es die höchste mögliche Form von Dank. Das fanden wir sehr schön und haben unser Geschäft so benannt“, erklärt Roscheck den Namen. Für die Zukunft ist ein Onlineshop im Aufbau, auch Vertriebsp­artner suchen sie. Trotzdem steht im Februar die nächste Reise an. Vermutlich sind sie dann zumWeihnac­htsgeschäf­t wieder da. Denn den „Made in Krefeld“-Weihnachts­markt mögen sie. Und ihr Geschäft wollen sie immer weiter ausbauen. „Auch unsere Eltern haben schon Hilfe angeboten“, sagt Roscheck. Wertige Produkte und Hilfe für Kinder aus Krefeld wird es also weiterhin geben.

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FOTO: LAMMERTZ Ann-Katrin Roscheck präsentier­t ein Bild der Kinder, denen sie helfen. Florian Ricks die Schalen.

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