Rheinische Post Krefeld Kempen

Lieber reparieren statt wegwerfen

In Oedt soll ein so genanntes Repair-Café entstehen. Die Initiatore­n suchen Mitstreite­r in Form von engagierte­n Fachleuten und Hobbyhandw­erkern, die ehrenamtli­ch Hilfe leisten. Am Samstag ist das erste Treffen.

- VON BIANCA TREFFER

Wer hat sich noch nie über ein Elektroger­ät geärgert, das nach zwei Jahren – die Garantie ist gerade abgelaufen – kaputt gegangen ist? Das Altgerät kann oder will keiner mehr reparieren, es landet auf dem Müll, und ein Nachfolgem­odell wird gekauft. Genau diesen Kreislauf möchte die Interessen­gemeinscha­ft „Perspektiv­en für Oedt/Mülhausen“zusammen mit der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Grefrath durchbrech­en. Die Initiatore­n wollen ein so genanntes Repair-Café gründen. „Unser Hinweissch­ild ist schon da“, sagt Georg Fasselt von der Interessen­gemeinscha­ft und deutet auf das Schild mit der Aufschrift „Repair Café – Wegwerfen? Denkste!“, das vor dem Kellerabga­ng des Evangelisc­hen Gemeindeze­ntrums am Bergweg in Oedt steht und dessen orange-farbene Pfeilspitz­e zur Kellertrep­pe hindeutet.

In den großzügige­n Jugendräum­en im Souterrain soll ab dem kommenden Jahr das Café für ganz Grefrath angeboten werden. Der Ideengeber hinter dem Ganzen sind die„Perspektiv­en für Oedt/Mülhausen“.„Irgendwie kam bei einem Gespräch mit unserer Quartiersm­anagerin genau dieses Thema auf“, erinnert sich Fasselt. Er griff die Idee auf und besuchte das Repair-Café in Schiefbahn, das im Begegnungs­zentrum von der örtlichen Caritas betrieben wird. Was er dort erlebte, begeistert­e ihn auf der ganzen Linie. „Es ist nicht nur der Umweltgeda­nke. Hinter den Reparature­n stehen ganze Geschichte­n“, beschreibt er das Erlebte. So kam eine ältere Dame mit einer Küchenmasc­hine, die sie mehr als 30 Jahre begleitet hatte, und klagte ihr Leid, dass kein Elektrohän­dler das Gerät mehr reparieren wollte. In Schiefbahn stellten die Fachleute vom Repair-Café fest, dass es sich lediglich um einen Kabelbruch handelte, und konnten die Küchenmasc­hine reparieren. Georg Fasselt betont in diesem Zusammenha­ng, dass ein solches Café in keiner Weise als eine Konkurrenz zum Handwerk anzusehen sei oder Handwerker­n damit die Arbeit weg- genommen würde. Vielmehr ginge es darum, Dinge zu reparieren, die ansonsten weggeworfe­n würden. So könnten Rohstoffe erhalten und die Umwelt geschont werden. Für Fas-

selt und die weiteren Mitstreite­r der Interessen­gemeinscha­ft war schnell klar, dass man ein solches Café ins Leben rufen wollte. Das Problem: Die „Perspektiv­en“sind kein Ver- ein, und es ist versicheru­ngstechnis­ch nicht möglich, in dieser Hinsicht aktiv zu werden. Wer also sollte die Trägerscha­ft übernehmen? „Ich hab da mal eine Idee“, mit diesem Satz brachte Monika Dether die Lösung an. Sie ist nicht nur Mitglied bei den „Perspektiv­en“, sondern auch die stellvertr­etende Vorsitzend­e im Presbyteri­um der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Grefrath. Sie stellte das Konzept eines Repair-Cafés für Grefrath im Presbyteri­um vor und überzeugte die Mitglieder des Kirchengre­miums. Die Kirchengem­einde übernahm die Trägerscha­ft. „Wir freuen uns über eine Belebung des Oedter Gemeindeze­ntrums“, sagt Monika Dether.

Unter dem Motto „Wegwerfen? Denkste!“soll es im Januar des kommenden Jahres losgehen. Doch zuvor ist ein erstes Treffen geplant, bei dem sich interessie­rte Mitstreite­r – engagierte Fachleute oder Hobbyhandw­erker – melden können. Es betrifft alle denkbaren Fachbereic­he wie Elektrik, Schreinere­i, Radio- und Fernsehtec­hnik, Elektronik, Mechanik, Mechatroni­k. Gesucht wird auch jemand, der seine Fertigkeit in Stricken und Stopfen einbringen kann. „Einige Grefrather Bürger haben schon ihre Bereitscha­ft signalisie­rt, mithelfen zu wollen. Wir suchen aber noch mehr ehrenamtli­che Helfer aus den unterschie­dlichen Bereichen, die unser Repair-Café mit ihrem Wissen und ihren Fertigkeit­en unterstütz­en möchten“, sagt Fasselt.

Daher sind alle Interessie­rten am Samstag, 8. Dezember, 15 Uhr, ins Gemeindeze­ntrum eingeladen. Dort stellen Mitglieder der „Perspektiv­en“das Konzept vor. Vorgesehen ist, das kostenfrei­e Repair-Café einmal im Monat an einem Samstagnac­hmittag für je drei Stunden anzubieten. Bürger, die Werkzeug abzugeben haben – angefangen vom Akkubohrsc­hrauber bis hin zur Heißklebep­istole – können dies ebenfalls am Samstag abgeben.

 ?? RP-FOTO (ARCHIV): JÖRG KNAPPE ?? Repair-Cafes wie dieses in Amern sind beliebt: Hier werden defekte Elektroger­äte instandges­etzt oder auch Kleidung repariert. Die Aufnahme zeigt (von links) Andre Grobe, Rainer Pricken und den Elektrofei­nmechanike­r in Rente, Jürgen Genzler, bei der Reparatur einer Kaffeemasc­hine.
RP-FOTO (ARCHIV): JÖRG KNAPPE Repair-Cafes wie dieses in Amern sind beliebt: Hier werden defekte Elektroger­äte instandges­etzt oder auch Kleidung repariert. Die Aufnahme zeigt (von links) Andre Grobe, Rainer Pricken und den Elektrofei­nmechanike­r in Rente, Jürgen Genzler, bei der Reparatur einer Kaffeemasc­hine.
 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Georg Fasselt und Monika Dether haben das Hinweissch­ild fürs neue Oedter Repair-Café schon angebracht.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Georg Fasselt und Monika Dether haben das Hinweissch­ild fürs neue Oedter Repair-Café schon angebracht.

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