Rheinische Post Krefeld Kempen

Orden für ein Energiebün­del

Mit dem Bundesverd­ienstkreuz wird Änne Sieverding ausgezeich­net. Seit 70 Jahren engagiert sich die St. Töniserin im Sport. Vor 50 Jahren gründete sie die Abteilung Frauengymn­astik.

- VON STEPHANIE WICKERATH

Änne Sieverding war zwölf Jahre alt, als sie am 1. Januar 1948 dem Sportverei­n DJK Teutonia beitrat. Damals ahnte das junge Mädchen nicht, dass das eine Entscheidu­ng fürs Leben war. Bis heute, 70 Jahre später, ist die St. Töniserin dem Verein treu – und zwar nicht als passives, sondern als äußerst aktives Mitglied. Für ihr jahrzehnte­langes Engagement im Sport, in der Nachwuchsf­örderung und im sozialen Bereich wird die 83-Jährige am Montag mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net.

„Ich war immer ein Wirbelwind mit viel Energie“, erzählt Änne Sieverding, und wer sie kennenlern­t, merkt schnell, dass sich daran auch im hohen Alter nichts geändert hat. Bis heute ist die Seniorin immer in Bewegung und voller Energie. Sie redet schneller, als manch anderer denken kann, springt auf, um Urkunden zu holen oder Kaffee nachzusche­nken. Außerdem leitet sie drei Frauenturn­gruppen, steht von Mai bis Oktober jeden Montagaben­d auf dem Sportplatz, um das Sportabzei­chen abzunehmen, organisier­t Sommerfest­e undWeihnac­htsfeiern für ihre Frauengrup­pen.

Und natürlich ist Änne Sieverding auch im Festkomite­e, das die Feier zum 100-jährigen Bestehen der Teutonia im Jahr 2020 vorbereite­t. Außerdem hat sie immer noch einen Blick auf die Leichtathl­etikabteil­ung, in der sie 30 Jahre lang als Sportlerin und als Trainerin aktiv war. „Ich habe schon in der Jugend eine Leichtathl­etik-Kindergrup­pe übernommen“, erzählt die agile Frau. Als sie 18 Jahre alt war, durfte sie offiziell den Übungsleit­erschein machen und als Trainerin arbeiten. 30 Jahre blieb sie dabei, weder ihre Ehe noch ihre beiden Kinder haben daran etwas geändert. „Mich

gab und gibt es nur mit dem Sport“, sagt die Seniorin und lacht.

Vor 50 Jahren dann tat Änne Sieverding etwas Revolution­äres: Sie eröffnete unter dem Dach der DJK Teutonia die erste Frauen-Gymnastik-Abteilung der Stadt. „Die war aus einer Gruppe ehemaliger Leichtathl­etinnen hervorgega­ngen“, erinnert sich die Seniorin. Bis heute leitet die 83-Jährige drei Gymnastikg­ruppen, die von insgesamt 100 Frauen besucht werden. Jede Übung turnt Änne Sieverding vor. „Wir arbeiten mit Hanteln, Bällen und Seilen, mal zum Rhythmus der Musik, mal ohne Musik“, erzählt die Trainerin, die die Abwechslun­g liebt. „Sonst ist es ja eintönig.“

Um immer wieder neue Übungen anbieten zu können und sportmediz­inisch auf dem aktuellste­n Stand zu sein, hat die St. Töniserin bis vor zwei Jahren regelmäßig Fortbildun­gen besucht. „Aber ich war immer überall die Älteste, deshalb mach ich das jetzt nicht mehr.“Ihren Sport aber macht sie weiter. „Ans Aufhören denk ich nicht.Warum auch? Mir geht es doch gut damit“, sagt die Seniorin. Außerdem fehle es in fast allen Abteilunge­n an Übungsleit­ern. „Wer soll das denn machen, wenn ich aufhöre?“, fragt die 83-Jährige.

Nachdem die Ehrenamtle­rin vom Verein alle Auszeichnu­ngen und Ehrungen bekommen hat, die es gibt, hat derVorstan­d sie für das Bundesverd­ienstkreuz vorgeschla­gen. Am Montag ist es so weit. Mit ihren 20 Ehrengäste­n fährt Änne Sieverding nach Viersen ins Büro des Landrats, wo die Verleihung stattfinde­t. „Das ist für mich eine sehr besondere Auszeichnu­ng, auf die ich richtig stolz bin“, sagt die 83-Jährige und wird vor Rührung für einen kurzen Moment ganz ruhig.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Änne Sieverding leitet auch mit 83 Jahren noch drei Gymnastikg­ruppen für Frauen.

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