Rheinische Post Krefeld Kempen
Orden für ein Energiebündel
Mit dem Bundesverdienstkreuz wird Änne Sieverding ausgezeichnet. Seit 70 Jahren engagiert sich die St. Töniserin im Sport. Vor 50 Jahren gründete sie die Abteilung Frauengymnastik.
Änne Sieverding war zwölf Jahre alt, als sie am 1. Januar 1948 dem Sportverein DJK Teutonia beitrat. Damals ahnte das junge Mädchen nicht, dass das eine Entscheidung fürs Leben war. Bis heute, 70 Jahre später, ist die St. Töniserin dem Verein treu – und zwar nicht als passives, sondern als äußerst aktives Mitglied. Für ihr jahrzehntelanges Engagement im Sport, in der Nachwuchsförderung und im sozialen Bereich wird die 83-Jährige am Montag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
„Ich war immer ein Wirbelwind mit viel Energie“, erzählt Änne Sieverding, und wer sie kennenlernt, merkt schnell, dass sich daran auch im hohen Alter nichts geändert hat. Bis heute ist die Seniorin immer in Bewegung und voller Energie. Sie redet schneller, als manch anderer denken kann, springt auf, um Urkunden zu holen oder Kaffee nachzuschenken. Außerdem leitet sie drei Frauenturngruppen, steht von Mai bis Oktober jeden Montagabend auf dem Sportplatz, um das Sportabzeichen abzunehmen, organisiert Sommerfeste undWeihnachtsfeiern für ihre Frauengruppen.
Und natürlich ist Änne Sieverding auch im Festkomitee, das die Feier zum 100-jährigen Bestehen der Teutonia im Jahr 2020 vorbereitet. Außerdem hat sie immer noch einen Blick auf die Leichtathletikabteilung, in der sie 30 Jahre lang als Sportlerin und als Trainerin aktiv war. „Ich habe schon in der Jugend eine Leichtathletik-Kindergruppe übernommen“, erzählt die agile Frau. Als sie 18 Jahre alt war, durfte sie offiziell den Übungsleiterschein machen und als Trainerin arbeiten. 30 Jahre blieb sie dabei, weder ihre Ehe noch ihre beiden Kinder haben daran etwas geändert. „Mich
gab und gibt es nur mit dem Sport“, sagt die Seniorin und lacht.
Vor 50 Jahren dann tat Änne Sieverding etwas Revolutionäres: Sie eröffnete unter dem Dach der DJK Teutonia die erste Frauen-Gymnastik-Abteilung der Stadt. „Die war aus einer Gruppe ehemaliger Leichtathletinnen hervorgegangen“, erinnert sich die Seniorin. Bis heute leitet die 83-Jährige drei Gymnastikgruppen, die von insgesamt 100 Frauen besucht werden. Jede Übung turnt Änne Sieverding vor. „Wir arbeiten mit Hanteln, Bällen und Seilen, mal zum Rhythmus der Musik, mal ohne Musik“, erzählt die Trainerin, die die Abwechslung liebt. „Sonst ist es ja eintönig.“
Um immer wieder neue Übungen anbieten zu können und sportmedizinisch auf dem aktuellsten Stand zu sein, hat die St. Töniserin bis vor zwei Jahren regelmäßig Fortbildungen besucht. „Aber ich war immer überall die Älteste, deshalb mach ich das jetzt nicht mehr.“Ihren Sport aber macht sie weiter. „Ans Aufhören denk ich nicht.Warum auch? Mir geht es doch gut damit“, sagt die Seniorin. Außerdem fehle es in fast allen Abteilungen an Übungsleitern. „Wer soll das denn machen, wenn ich aufhöre?“, fragt die 83-Jährige.
Nachdem die Ehrenamtlerin vom Verein alle Auszeichnungen und Ehrungen bekommen hat, die es gibt, hat derVorstand sie für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Am Montag ist es so weit. Mit ihren 20 Ehrengästen fährt Änne Sieverding nach Viersen ins Büro des Landrats, wo die Verleihung stattfindet. „Das ist für mich eine sehr besondere Auszeichnung, auf die ich richtig stolz bin“, sagt die 83-Jährige und wird vor Rührung für einen kurzen Moment ganz ruhig.