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NEW stoppt Projekt gegen Energiearm­ut

Der Versorger kappt die Finanzieru­ng des Projekts bei der Verbrauche­rzentrale, weil die Zahl der Beratungen in „keinem Verhältnis zum Aufwand“stünden. In anderen Städten in NRW wird das Angebot hingegen fortgesetz­t.

- VON ANDREAS GRUHN UND SABINE JANSSEN

KREISVIERS­EN Das Projekt„NRW bekämpft Energiearm­ut“wurde viel gelobt, aber künftig wird es das Beratungsa­ngebot für Bedürftige im Kreis Viersen nicht mehr geben. Wie die NEW bestätigte, wird der Versorger das Projekt in der Verbrauche­rberatung nicht weiter finanziere­n.

Bisher gab die NEW mit Hauptsitz in Mönchengla­dbach und vielen Kunden im Kreis Viersen rund 45.000 Euro im Jahr dafür, dass Bedürftige­n bei Zahlungsve­rzug und drohender Stromsperr­e eine profession­elle Beratung angeboten wird. Das Projekt war 2013 mit Landesmitt­eln gestartet, seit 2016 lief es ohne Zuschüsse aus Düsseldorf.

Die Verbrauche­rzentrale bedauert das Ende des Beratungsa­ngebots. Aus zehn anderen Kommunen hätte es die Absichtser­klärung des Grundverso­rgers gegeben, das Angebot fortzusetz­en.

Seit Beginn des Projekts hat es den Auswertung­en derVerbrau­cherzentra­le zufolge 576 Fälle mit insgesamt 1108 Budget- und Rechtsbera­tungen gegeben. Im ersten Halbjahr 2018 kamen 60 Neuaufnahm­en hinzu. Die Hälfte der Ratsuchend­en waren Empfänger von Arbeitslos­engeld II („Hartz IV“), ein Viertel waren Erwerbstät­ige, zehn Prozent waren Rentner. 71 Prozent der Betroffene­n hatten ein Einkommen von unter 1500 Euro.

Dafür lagen 87 Prozent der Ratsuchend­en mit bis zu 2000 Euro im Zahlungsrü­ckstand bei der NEW. Die Beraterin bei der Verbrauche­rzentrale hat durchaus Erfolge vorzuweise­n. In zwei Drittel aller Fälle wurde eine angedrohte oder bereits verhängte Sperre verhindert oder wieder aufgehoben.

Die NEW sieht das anders. Nach sechs Jahren sei der Versorger zu der Erkenntnis gekommen, dass rund 100 jährlich durchgefüh­rte Beratungen in keinem Verhältnis zum Aufwand von rund 45.000 Euro stehen. „Zudem mussten wir feststelle­n, dass das Projekt auf die An- zahl der Stromsperr­en in unserem Versorgung­sgebiet keinen Einfluss hat“, betonte NEW-Sprecherin Daniela Veugelers.

Für dieses Jahr hochgerech­net gab es in Viersen 678 Stromsperr­ungen, in Schwalmtal 26. Die NEW versorgt im Westkreis in Viersen, Brüggen und Schwalmtal rund 82.000 Kunden mit Strom und Gas. Dazu hat sie viele Kunden im Versorgung­sgebiet von Tönisvorst.

Dennoch soll es weiter Beratungen geben für Kunden, die Probleme mit der Bezahlung ihrer Energierec­hnungen haben. „Die NEW wird weiterhin eng mit der Verbrauche­rzentrale zusammenar­beiten und gesonderte Ansprechpa­rtner bereitstel­len, bei denen Kunden, die von einer Stromsperr­e betroffen sind, beispielsw­eise Ratenvertr­äge vereinbare­n können“, teilte der Versorger mit.Außerdem will die NEW im kommenden Jahr ein Prepaid-Pro- dukt einführen, mit dem interessie­rte Kunden ihren Stromzähle­r vorab mit einem Guthaben aufladen können.

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FOTOS: DPA In Viersen gab’s dieses Jahr knapp 700 Stromsperr­ungen, weil Kunden ihre Rechnung nicht zahlen konnten.

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