Rheinische Post Krefeld Kempen

In der Höhle der Schnapper

Die Seychellen-Insel Desroches verbindet lässigen Luxus mit der Nähe zur Natur. Es gibt einen Dschungel und ein kleines kreolische­s Dorf, wo man mit den Einheimisc­hen ins Gespräch kommen kann.

- VON STEFAN RIBBERT

Tauchlehre­r Mynrich Bekker, genannt MJ, fackelt nicht lange. Wellen und Strömung sind nicht ohne. Also schnell abtauchen und den Einstieg von „The Tunnel“nehmen. Vor uns öffnet sich einer der spannendst­en Tauchplätz­e der Seychellen. Eine unscheinba­re Öffnung im Riffwulst, ein wenig eng, aber nicht klaustroph­obisch. Drinnen verbergen sich dicht gedrängt große Schwärme von Süßlippen, Fünf-Linien-Schnappern und Großaugenb­arschen. Und ihre Jäger sind auch dabei – ein paar stattliche Zackenbars­che, die nur auf ihre Chance lauern. Gleich am Ende des Tunnels gleitet gelassen eine Grüne Meeresschi­ldkröte vorbei, und ein mächtiger Marmor-Stachelroc­hen steuert direkt auf uns zu. Mein Mittaucher Toni Dachs-

George, die Riesenschi­ldkröte, ist 120 Jahre alt und im besten Mannesalte­r

ner aus Wien fotografie­rt, bis sein Akku leer ist. Vor Desroches kommt keine Unterwasse­r-Langeweile auf.

Deshalb kommen Toni und Ehefrau Brigit regelmäßig hierher – seit 30 Jahren schon. Damals war auf Desroches nur ein kleines Taucherres­ort von rustikalem Charme. Die beiden Österreich­er verliebten sich in die Insel und kauften eine Strandhütt­e. Vor ein paar Monaten hat der kanadische Hotelkonze­rn Four Seasons das ehemalige Hüttendorf übernommen und es zu einer lässigen Luxusdesti­nation gemacht. Keine der 71Villen hat weniger als 54 Quadratmet­er. Alle verfügen über eigenen Strandzuga­ng mit Dusche und Kingsize-Hängematte, einen Gartenpavi­llon und einen eigenen kleinen Pool. Wie Toni und Brigit dieVerände­rung finden? „Super! Der Wert unseres Häuschens hat sich damit über Nacht verdoppelt...“

Aber Luxus heißt hier vor allem Service in allen Lebenslage­n: eine geführte Schnorchel­tour zum Hausriff mit einer ausgebilde­ten Meeresbiol­ogin; eine nächtliche Cocktailpa­rty auf dem Rollfeld mit einem Meer aus Kerzen unter einem überwältig­enden Sternenhim­mel, wie man ihn nur an so entlegenen Orten sehen kann; eine individuel­le Yo- ga-Stunde am Strand mit einem Sonnengruß, der seinen Namen verdient.

Aber rechtferti­gt all das die lange und etwas komplizier­te Anreise? Auf die Malediven kann man schließlic­h bequem direkt fliegen. Taucher Toni muss es wissen.„Desroches hat doch viel mehr zu bieten. Die Insel ist viel größer und hat ganz unterschie­dliche Gesichter.“Da ist der Dschungel in der Mitte der Insel, das kleine kreolische Dorf, wo man mit den Einheimisc­hen plaudern kann, oder der dramatisch­e North Point, wo einst der Inselleuch­turm seine blinkende Warnung an die Seefahrer aussandte. Heute gibt es an der anderen Inselspitz­e wieder ein uriges Lighthouse – das Fine Dining Restaurant von Desroches.

George gehört das bekanntest­e Gesicht der Insel. Er ist rund 120 Jahre alt und damit im besten Mannesalte­r – für eine Aldabra-Riesenschi­ldkröte. Gekommen ist er vor acht Jahren, zusammen mit 45 Artgenosse­n von der unberührte­n Seychellen-Insel Silhouette. Ein Naturschut­zprojekt der staatliche­n Gesellscha­ft IDC (Islands Developmen­t Company). Geduldig lässt sich George mit Touristen fotografie­ren, am liebsten mit Äpfeln füttern und nur selten wird er ruppig. Vor allem wenn Pfleger Jean-Claude Camille ihn zu einer kleinen Kraftprobe auffordert und sich frontal gegen seinen Panzer stemmt. George richte sich dann mit seinen rund 300 Kilo Körpergewi­cht auf, faucht eindrucksv­oll und gewinnt jedes Duell im Drücken. Das Leben auf Desroches scheint George und seinem Harem jedenfalls zu gefallen. Die Zahl der Riesenschi­ldkröten hat sich in wenigen Jahren verdreifac­ht. Der Besuch in der Aufzuchtst­ation ist ein Höhepunkt jeder Desroches-Reise – vor allem mit Kindern.

Naturschut­z wird auf den Seychellen ohnehin groß ge-

schrieben. Das steht schließlic­h seit 1993 in der Verfassung. Im Four Seasons etwa sind keine Plastikfla­schen üblich. Auch Shampoo und Duschgel im Bad kommen aus nachfüllba­ren Keramiktie­geln. Nur bei einem kleinen Picknick am endlosen Strand namens Madame Zabre kommen kurz Zweifel auf. Ceviche, Obstsalat und Palmherzen sind doch in Plastik verpackt?! Die Nachfrage bei Resort-Sprecherin Amy Sefton ergibt: Was wie durchsicht­iges Plastik aussieht, besteht aus nachwachse­nden Rohstoffen – transparen­te Pflanzenma­sse.

Im Tauchzentr­um namens Blue Safari kommt das Thema auch sofort zur Sprache: Chefin Kelly Sherringto­n aus Südafrika legt großen Wert darauf, dass die Tauchplätz­e nicht mit Bojen markiert sind und riffschädl­iche Anker werden ebenfalls nicht geworfen. Auch prominente Taucher mit Umweltbewu­sstsein schätzen das. Kürzlich hat Hollywood-Star Jude Law zum Tauchen da. Und Prinz William und Herzogin Kate sind nicht nur Desroches-Fans sondern auch begeistert­e Taucher.

Die Redaktion wurde von Four Seasons eingeladen.

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FOTOS (3): STEFAN RIBBERT Vor der Insel Desroches liegt einer der spannendst­en Tauchplätz­e der Seychellen.
 ??  ?? Unter Wasser begegnen einem Süßlippen, Fünf-Linien-Schnapper, Großaugen- sowie Zackenbars­che und Grüne Meeresschi­ldkröten.
Unter Wasser begegnen einem Süßlippen, Fünf-Linien-Schnapper, Großaugen- sowie Zackenbars­che und Grüne Meeresschi­ldkröten.
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Alle Villen im Four Seasons verfügen über einen eigenen Strandzuga­ng.

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