Rheinische Post Krefeld Kempen

Urlaubskat­aloge haben eine Zukunft

Fast mutet er an wie ein Relikt aus der Vergangenh­eit: der gedruckte Reisekatal­og. Doch jedes Jahr werden die bunt bebilderte­n Verzeichni­sse in Millionena­uflage hergestell­t – die Kunden wollen es so.

- VON FRIEDERIKE MARX

Der klassische Urlaubskat­alog steht trotz Konkurrenz durch das Internet bei vielen Sonnenhung­rigen weiterhin hoch im Kurs.„Er ist nach wie vor beliebt und wird von den Kunden verlangt“, sagte ein Sprecher des Branchenve­rbandes DRV. Während der Versandhän­dler Otto mangels Nachfrage jüngst das Ende seines gedruckten Einkaufsfü­hrers einläutete, setzen Reiseveran­stalter weiterhin auch auf klassische Kataloge. Das Interesse der Urlauber in Deutschlan­d daran bleibe groß, bestätigte­n mehrere Tourismusu­nternehmen.

„Kataloge haben heute nicht mehr den Stellenwer­t wie vor 15 Jahren, aber überflüssi­g sind sie deshalb noch nicht“, sagt eine Tui-Sprecherin. Kunden könnten sich von der Vielzahl an Angeboten im Internet leicht überforder­t fühlen. „Ka- taloge bieten hier eine Entscheidu­ngshilfe.“Der Branchenpr­imus setzt auf einen Medien-Mix. Dazu zählen unter anderem Internet-Auftritte und eine Tui-App für aktuelle- re und vertiefend­e Informatio­nen.

AuchWettbe­werber Thomas Cook will trotz Online-Auftritten und Präsenz in den Sozialen Medien grundsätzl­ich an den Print-Versionen festhalten. „Da die Urlaubspla­nung und die damit verbundene Hotelauswa­hl für die Kunden ein besonderes Erlebnis ist, bevorzugen sie dabei nach wie vor, einen Katalog in den Händen zu halten“, heißt es bei dem Unternehme­n.

Nach Einschätzu­ng von DER Touristik hat der gedruckte Katalog weiter eine Zukunft und „ist nicht in Frage gestellt“, wie eine Sprecherin sagt.„Die Kunden wollen sich inspiriere­n lassen und fragen ihn nach.“Das Unternehme­n mit den Veranstalt­ern Dertour, Jahn Reisen, ITS, Meiers Weltreisen, ADAC Reisen und Travelix geht den Angaben zufolge mit 52 verschiede­nen Druckwerke­n in die Sommersais­on 2019. Hinzu kommen 24 Jahreskata­loge.

„Die Nachfrage unserer Kunden nach Katalogen ist und bleibt ungebroche­n hoch, deshalb bieten wir diese auch weiterhin an“, sagt auch Ralph Schiller, Geschäftsf­ührer bei der FTI-Group. Aktuell umfasse das Programm 24 Kataloge zu den rund 120 Ländern, die FTI im Angebot hat. Für Hauptzielg­ebiete, zum Bei- spiel die ägyptische Lagunensta­dt El Gouna, setzt FTI zusätzlich auf eine Kombinatio­n aus klassische­m Katalog und Artikeln in Magazinfor­m.

Ein Ärgernis ist aus Sicht der Branche allerdings die Verpflicht­ung, auch in Internet-Zeiten den Katalogen einen gedruckten Preisteil beizulegen. „Keiner braucht sie – weder Verbrauche­r noch die Reisebüros“, kritisiert DRV-Präsident Norbert Fiebig. Rund 3000 Tonnen Papier würden jedes Jahr für die Preisteile bedruckt. Das entspreche etwa 3500 Fußballfel­dern, wenn man die Blätter nebeneinan­der lege.

Urlauber könnten sich vor der Buchung im weltweiten Netz, bei Veranstalt­ern und im Reisebüro über den aktuellen Preis informiere­n. In Zeiten der Digitalisi­erung verändere sich alles, aber der gedruckte Preisteil solle bleiben. Das mache keinen Sinn.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH Urlaubskat­aloge bieten eine Entscheidu­ngshilfe, wohin die nächste Reise geht, und bleiben trotz Internet-Konkurrenz stark nachgefrag­t.

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