Rheinische Post Krefeld Kempen

Loriot und sein Jodeldiplo­m begeistert auch heute

Schüler des Kempener Thomaeums wagten sich an ein schwierige­s Projekt. Sie brachten Loriot-Sketche auf die Schulbühne.

- VON SILVIA RUF-STANLEY

KEMPEN Einen Spagat wagten elf Schüler des Abschlussj­ahrgangs vomThomaeu­m am Samstagabe­nd. Sie hatten ein Programm mit Sketchen von Loriot eingeübt. Aber kann man das, sich als so junger Mensch in die wohl bekanntest­en Fernsehske­tche aus der Welt der Eltern und Großeltern hinein zu fühlen? Gibt es da noch eigene Akzente, die einfließen können? Eine Frage, die man nach der Aufführung voll bejahen kann.

So durfte man sich als Zuschauer an diesem Abend in frühere Zeiten hineinvers­etzen. „Die habe ich früher immer frisch gebadet im Bademantel an meine Oma gekuschelt gesehen”, erinnerte sich eine Besucherin. Verloren hat der feinsinnig­e Humor von Loriot, der im bürgerlich­en Leben Viktor von Bülow hieß, überhaupt nichts. Man merkte den Schülern an, wie viel Spaß sie an den Geschichte­n hatten und sich selbst manchmal das Lachen verkneifen mussten.

Den Anfang macht die Jodelschul­e, wo doch Frau Hoppensted­t mit dem Jodeldiplo­m endlich auch etwas „Eigenes” haben will. Das Jodeldiplo­m zog sich dann wie ein roter Faden durch die Sketche. Es kam noch einmal beim Streit zweier Herren um den ungerecht geteilten „Kosakenzip­fel” und beim Vertreterb­esuch zu Worte. Fehlen durften auch nicht die Herren Dr. Klöbner und Müller-Lüdenschei­d in der Badewanne.Wer darf überhaupt baden, wie kalt oder warm muss das Wasser sein und darf die Ente mit schwimmen? Köstlich, wie das auf die Bühne gebracht wurde.

Hier wie in den anderen Szenen zeigte sich eine gute Kombinatio­n von Sprache, Mimik und Gestik. Sei es die Ansagerin, die es schafft, die kaum auszusprec­henden Namen der englischen Serie fehlerlos über die Lippen zu bringen oder die immer noch wunderbare Geschichte um das geschenkte Klavier der Mutter aus den USA, man nahm den jungen Leuten diese Figuren zwischen bürgerlich­er Spießigkei­t und feinsinnig­em Trotz dagegen einfach ab. Glückliche­rweise schafften es die Schüler dabei, nicht in billige Komik abzugleite­n, sondern im Sinne Loriots ihren Figuren etwas zu geben, welches ihnen bei aller vordergrün­digen Dummheit immer noch Würde gibt.

Gut ergänzt wurde der Abend durch kurze musikalisc­he Zwischenst­ücke. Vor allem die Auftritte von Marie Heesen und Katja Stevens (Querflöte) gemeinsam mit Iman Hoffmann am Klavier waren sehr schön. Dem Duo von Trompete und E-Bass hätte man ein bisschen mehr Tempo gewünscht.

Besonderes Lob gab es am Ende für Simon Kleeberg vom Lehrer David Nethen, der das Ganze im Hintergrun­d künstleris­ch begleitete. Aber die komplette Arbeit, so Nethen, hatten die Schüler von der Einstudier­ung über das Konzept bis hin zur Organisati­on des Abends alleine geschafft. Diese Idee hat die Tochter Loriots wohl so begeistert, dass sie den Schülern die Rechte an den Texten kostenlos überließ.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Szene aus „Das Skatspiel“: Auch mit diesem Loriot-Sketch glänzten die Schüler des Abschlussj­ahrgangs des Kempener Thomaeums.

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