Rheinische Post Krefeld Kempen

Verbale Ohrfeige für Lukebakio

Fortunas Trainer Funkel bringt das Verhalten seines Stürmers auf die Palme.

- VON BERND JOLITZ

Friedhelm Funkel hat wegen Fortunas prekärer Lage am Tabellenen­de der Fußball-Bundesliga Sorgen genug. Umso stärker verhagelte es dem Cheftraine­r die Laune, dass er sich nicht nur um die sportliche­n Aspekte der 1:3-Niederlage beim SV Werder Bremen kümmern, sondern auch noch den Kindergärt­ner spielen musste. „So was geht nicht“, kommentier­te Funkel mit Blick auf seinen Angreifer Dodi Lukebakio. „Wir werden ernste Worte mit ihm reden. Nach dem 1:1 muss er den Ball rausrücken, was ist das denn für eine Aktion?“

Funkel, der am Montag 65 Jahre alt wird (siehe Bericht im überregion­alen Sportteil), ärgerte sich mächtig über das Auftreten des jungen Belgiers, insbesonde­re nach dessen Ausgleichs­treffer. Kurz vor der Pause hatte der 21-Jährige einen Handelfmet­er zum 1:1 verwandelt und sich anschließe­nd den Ball geschnappt. Das folgende kurze Gerangel mit Werder-Torhüter Jiri Pavlenka ging ja noch als branchenüb­lich durch. Dann jedoch liefen die Bremer Spieler Davy Klaassen und Theodor Gebre Selassie auf Lukebakio zu – und in der Folge wurde es richtig munter. Klaassen und Gebre Selassie versuchten, dem Belgier den Ball abzunehmen, dieser klemmte ihn sich im Stile eines Rugbyspiel­ers unter den Arm und lief davon. Dem Bremer Publikum gefiel das ebenso wenig wie den Spielern, und schon war ein zünftiges Handgemeng­e im Gange.

Für einen alten Sportsmann wie Funkel ein absolutes Unding.„So etwas hat nichts mit Fußball zu tun“, schimpfte der Coach. „Damit provoziert er Gegner, Zuschauer und Schiedsric­hter. Das werde ich ihm nicht durchgehen lassen. Er ist ein junger Spieler, der viel zu sehr gehyped wird und noch vieles lernen muss, unter anderem, dass man sich auf dem Platz ganz anders verhalten muss.“

Sein Urteil fiel umso schärfer aus, da er am Freitag auch noch einige weitere Verhaltens­weisen Lukebakios mitansehen musste, die ihm keinen Spaß bereiteten. Aber auch viele Fans haderten mit den ständigen Sturzeinla­gen Lukebakios, die längst nicht immer auf Bremer Fouls zurückzufü­hren waren. Mehrfach blieb er auf dem Rasen sitzen und lamentiert­e mit großen Gesten, statt sich schnell um den verlorenen Ball zu kümmern.

Vollends auf die Palme brachte das Publikum im Weserstadi­on die Szene, als sich die Leihgabe des FC Watford lange am Boden hin und her wälzte – um dann übergangsl­os aufzusprin­gen und loszusprin­ten wie ein junges Reh.

Funkel will solche Aktionen nicht länger akzeptiere­n. „Auch Mitspieler haben sich mit Dodi schon im Guten darüber unterhalte­n“, berichtete der Trainer. Auf die Nachfrage, wie der Angreifer derlei Anmerkunge­n von Coach und Kollegen annehme, sagte Funkel: „Er muss für Kritik empfänglic­her werden.“So viel scheint klar: Akzeptiert Lukebakio die Kritik nicht, drohen bei allem Talent Ersatzbank oder gar Tribüne.

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Ringkampf um den Ball: Fortunas Dodi Lukebakio zwischen den Bremern Theodor Gebre Selassie (links) und Davy Klaassen.

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