Rheinische Post Krefeld Kempen
Wer Maria von Geldern (1380–1429) war
plp) Nimmt man den ebenso wie die Ausstellung hervorragenden Katalogband zur Hand, liest man auf der Rückseite folgende Sätze: „Maria, Herzogin von Jülich und Geldern und Gräfin von Zutphen war eine besondere Frau. Geboren wurde sie 1380 in der Normandie und aufgewachsen ist sie am französischen Hof. Die französische Welt voller Gelehrtheit, Schönheit und Selbstbewusstsein hat sie geformt. Sie hatte Geschmack, war intelligent und tatkräftig als Führungskraft“.
Die geldrische Herzogin entstammte dem Hochadelsgeschlecht d’Harcourt in der Normandie, wo sie die Schlösser der von dem Wikinger Bernhard dem Dänen abstammen- den Familie kennen lernte. Unter anderem als Hofdame von Valenti- naVisconti und Ludwig von Orleans erlebte sie die kulturelle Blüte ihrer Epoche, ja war Teil derselben.
Eng mit den königlichen Familien Bourbon und Valois verwandt, war sie für einen niederrheinischen Herzog eine politische Partie der ersten Wahl. Mit ihr kam der Glanz einer Epoche an den Niederrhein, die als „Herbst des Mittelalters“literarischen Ruhm erlangte. Maria konnte es sich auch leisten, Künstler von europäischem Rang zu verpflichten.
Nachdem sich Pläne für eine Eheschließung Herzog Rainalds IV. mit der Tochter des Herzogs von Mailand zerschlagen hatten, feierte Rainald im Jahre 1405 in großer Pracht seine Heirat mit Marie d’Harcourt. Vorausgegangen war ein Ver- trag, den Ludwig von Orléans im Auftrag des kranken König Karls VI. von Frankreich mit dem Herzog von Jülich und Geldern geschlossen hatte. Die prachtvolle Urkunde befindet sich heute im Landesarchiv von Nordrhein-Westfalen.
Bestandteil des Ehevertrages war auch die Festlegung, wonach Marie d’Harcourt, Kaster, (Greven)Broich und Süchteln alsWitwengüter zugewiesen wurden.
Schriftlichen Niederschlag fand die Hochzeit von 1405 ferner in der Chronik der königlichen Abtei Saint-Denis. Dort heißt es: „Am letzten Tag im April war der König wieder genesen, und nach einer Wallfahrt zur Notre-Dame de Paris, die er gemeinsam mit den Königen von Navarra und Sizilien unternahm, reiste er nach Crecy, wo er sich an der Treib- und Falkenjagd erfreuen wollte und wo, so hatte er beschlossen, auf seine Kosten die Hochzeit des Herzogs von Geldern und seiner geliebten Cousine am 12. Mai gefeiert werden sollte.“
Politisch überschattet wurde die Hochzeit von den Kriegsdrohungen des Herzogs Anton von Burgund, der Rainald das Bündnis mit Frankreich aufs Äußerste verübelte. Herzog Rainald begab sich sofort wieder in sein Land und war am 20. Mai zurück in Venlo. Maria d’Harcourt blieb noch zwei Monate in Frankreich, bis noch ausstehende letzte Regelungen über ihre Witwengüter geklärt waren.