Rheinische Post Krefeld Kempen
Auf der Suche nach den Fachkräften
Unternehmen müssen sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren, um auch künftig Nachwuchs zu finden, raten Experten.
Einem Thema kann sich auch der Kreis Kleve nicht entziehen: „Gute Mitarbeiter sind überall gesucht, auch bei uns natürlich“, sagt Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, beim Roundtable „RP im Dialog“. Aber der Kreis habe in den zurückliegenden Jahren „mächtig aufgeholt“. Die Zahl der Beschäftigten sei von 78.000 im Jahr 2008 auf aktuell 100.000 gestiegen. Dabei setzt man auf die Potenziale in der Region:„Die Unternehmen wissen: Wir bekommen nur gute Mitarbeiter, wenn wir sie selbst ausbilden.“
Einen sichtlichen Fachkräftemangel spüre man im Handwerk, den Gesundheitsberufen und im technischen Bereich. „Aber hier passiert viel“, sagt Kuypers. Im Kreis gebe es die größten Berufskollegs im Land und die Hochschule RheinWaal, die demnächst ihr zehnjähriges Bestehen feiert. „Wir lassen keine Chance aus, junge Menschen für diese Berufe zu interessieren“, betont der Wirtschaftsförderer.
Ein besonderes Interesse an der Diskussion zeigt Christoph Dammermann. Der Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium besuchte den Dialog anlässlich der Verleihung des Gründerpreises.„Wir müssen die nächste Generation sowohl motivieren als auch qualifizieren, um in den Arbeitsmarkt einzusteigen“, betont der Staatssekretär. Beides sei wichtig, eines reiche nicht ohne das andere.
Bei der Berufsorientierung gebe es mitunter eine große Desorientierung, beklagt Dammermann. Vieles sei zu bürokratisch, „die Schüler müssten mehr Praxis kennenlernen, direkt in den Unternehmen.“Wichtig für die Nachwuchsgenerierung sei zudem eine Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, ebenso ein Azubi-Ticket.
Einen Vorteil hat der Kreis Kleve: Die Bevölkerung wächst. „Das sieht im Kreis besser aus als anderswo“, stellt Thomas Müller (Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze) fest. „Allerdings werden in den nächsten Jahren mehr Menschen aus der Beschäftigung gehen als nachfolgen.“Das spüre auch die Sparkasse: „Wir bilden konsequent aus, aber die Situation ist nicht mehr so gut wie früher.“
Nur Unternehmen mit motivierten und guten Mitarbeitenden können langfristig erfolgreich sein. Mit den richtigen Instrumenten lässt sich die Arbeitgeberattraktivität steigern. Hierzu empfiehlt Michael Buchmann (Sparkasse Krefeld) betriebliche Lösungen für die Altersvorsorge oder Krankenversicherung. „Wir haben dafür passende Angebote“, wirbt Buchmann für die Banken. Die Region sei attraktiv, aber man müsse alle individuellen und regionalen Aktivitäten zur Fachkräftesicherung noch besser verzahnen.
„Unternehmen müssen gute Mitarbeiter nicht nur gewinnen, sondern auch halten“, wirft Wilfried Bosch (Volksbank an der Niers) ein. Unternehmen könnten etwa bei der Wohnungssuche helfen oder die Weiterbildung unterstützen. „Wir unterstützen nebenberufliche Studiengänge und beteiligen uns an den Kosten. Gehalt und Sozialleistungen werden natürlich weiter vergütet“, nennt Bosch als ein Beispiel.
„Wir bieten jungen Mitarbeitern nach der Ausbildung Traineeprogramme an oder auch, Studiengänge zu besuchen“, berichtet Peter Reichhold (Sparkasse Rhein-Maas). Solche Angebote helfen bei der Mitarbeiterbindung.Wenn aber nach 2020 die geburtenschwachen Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt kommen, werde auch die Region ein Problem bekommen.
Frank Ruffing (Volksbank Kleverland) hält daher ein Einwanderungsgesetz für dringend erforderlich, und Peter Schau (Volksbank Emmerich-Rees) rät dazu, das Arbeitgebermarketing auszubauen: „Unternehmen müssen ihre Stärken noch mehr nach draußen tragen.“