Rheinische Post Krefeld Kempen

Was für ein Käse

Mit diesem Backwerk kommt Heimatgefü­hl auf den Kaffeetisc­h: Käsekuchen. Fachfrau Mandy Laurie verrät, wie man verhindert, dass er in sich zusammenfä­llt, und gibt andere Tipps.

- VON CORINNA KUHS

Mandy Laurie bringt es auf den Punkt: „Käsekuchen zu backen, ist wirklich einfach, aber auch ziemlich schwierig“, sagt die zweifache Mutter und Gründerin der Konditorei „Käsekuchen Queen“in Düsseldorf. „Wissen Sie, was ich meine?“Oh ja! Viele Zutaten benötigt so ein Käsekuchen zwar nicht, und auch für Grobmotori­ker, die nie eine filigran verzierte Hochzeitst­orte hinbekämen, ist die rustikale Speise machbar: Der Boden aus Mürbeteig, die Masse aus Quark.

Und dennoch bleibt das Backwerk heikel. Oben verbrannt, innen noch wabbelig. Die mühevoll glattgestr­ichene Deckschich­t zeigt gletscherg­leiche Krater. Oder der Kuchen stürzt, kaum aus dem Ofen geholt, komplett in sich zusammen wie eine Hüpfburg, der die Luftzufuhr abgestellt wird. „Das wirkliche Geheimnis des Käsekuchen­backens ist, ihn in Etappen zu backen“, verrät Laurie. „Dann fällt er auch nicht in sich zusammen.“Königliche Ratschläge einer Käsekuchen­liebhaberi­n, die seit September 2017 in Düsseldorf auf das Backwerk spezialisi­ert ist. Denn sie weiß: Der Käsekuchen ist ein sensibler Schichtarb­eiter.

„Ich nehme Käsekuchen nach etwa der Hälfte der Backzeit aus dem Ofen raus, lasse ihn fünf Minuten an der Luft stehen und schiebe ihn dann wieder in den Backofen“, sagt Laurie. Das Ganze wiederholt sie alle zehn Minuten während der zweiten Backhälfte und setzt dabei auf eher niedrige Temperatur­en, dafür aber längere Backzeit. Dass auch sie gelegentli­ch Käsekuchen mit Rissen anbietet, sei hingegen normal: „Es sind hausgemach­te Kuchen, die nicht aus einer Fabrik kommen. Sie sehen einfach nicht alle gleich aus.“Ein weiterer Rat: Die Springform sollte komplett mit Backpapier ausgekleid­et werden – auch am Rand. „Dann lösen sich die Kuchen besser.“Und: Bei Ober- und Unterhitze seien Käsekuchen besser zu backen als mit Umluft.

Für Sina Weber war das Käsekuchen­backen eine Herausford­erung. Seit 2012 ernährt sie sich vegan und beschreibt auf ihrem Blog www.veganheave­n.de ihre Lieblingsr­ezepte. Nur die Sache mit dem Käsekuchen wollte anfangs so gar nicht klappen. Wie stellt man einen veganen Kuchen her, dessen Hauptbesta­ndteil tierische Quarkmasse ist? Sie probierte und probierte – und entwickelt­e ein Rezept (siehe rechts) für einen Käsekuchen, von dem sie sagt: „Er ist herrlich leicht, und wenn man es nicht weiß, würde man nicht denken, dass er ganz ohne Milchprodu­kte und Eier auskommt.“Das tut er aber: Für ihre Variante setzt sie auf Sojajoghur­t statt auf Quark. Der Jogurt kann über Nacht abtropfen, so dass seine Konsistenz Quark ähnelt – so arbeitet auch Mandy Laurie bei veganen Varianten. Damit der Kuchen nicht zu schwer im Magen liegt, setzt Weber auf den Jogurt statt auf Tofu oder Cashewkern­e, die in vielen veganen Varianten als Quarkersat­z dienen. „Durch die Zugabe von Puddingpul­ver, in dem Stärke enthalten ist, wird der vegane Käsekuchen fest“, sagt Weber.

Während in rheinische­n Bauerncafé­s meist klassische­r Käsekuchen auf den Tisch kommt, ist in den USA vor allem „Cheesecake“bekannt. Der Unterschie­d ist die Masse: Statt aus Quark besteht die US-Version hauptsächl­ich aus Frischkäse – und ist sehr sättigend, wird zudem meist im Wasserbad im Backofen gebacken statt „nur“in einer Springform. Das Ganze ist aufwendige­r und zeitrauben­der. Für den Boden werden häufig Kekse zerdrückt und mit Butter vermengt, damit das Ganze noch knuspriger wird.

Mandy Laurie setzt bei Käsekuchen hingegen auf klassische­n Mürbeteig: ein Teil Zucker, zwei Teile Butter, drei Teile Mehl. „Und ein Ei“, sagt sie. Den Boden backt sie ein paar Minuten vor, bevor die Quarkmasse draufkommt. „Dann wird er knusprig und nicht labbrig.“Dass zum Käsekuchen ein Boden gehört, steht für sie außer Frage. Sie selbst benutzt für ihre Käsekuchen – ob mit Früchten, Keksen oder auch herzhafte Varianten mit Spinat und Speck – ein Grundrezep­t, das aus ihrer Familie stammt und von ihr leicht abgewandel­t wurde. Verraten will sie das zwar nicht, aber ihre Tipps gelten allen Käsekuchen- machern: „Bloß nicht nur mit Magerquark arbeiten, sondern Sahne oder Crème Fraîche oder Schmand in die Masse geben. Eiweiß und Eigelb trenne ich und schlage das Eiweiß auf – dann wird der Kuchen fluffiger.“Perfekt sei ein Käsekuchen, wenn er „auf der Zunge zergehe, dabei aber nicht diesen pelzigen Quark-Rand auf Zähnen oder Zunge hinterläss­t“.

INFO Käsekuchen Queen, Schlesisch­e Straße 82, 40231 Düsseldorf, So 12.3015.30, Fr 15-18.30 Uhr, kaesekuche­nqueen.de

Rezept

Käsekuchen

Zutaten 1 Kilo Quark, 200 g Zucker 125 g Butter, 1 Päckchen Vanillezuc­ker, 4 Eier, 2 El Grieß, 1 Pkg. Backpulver, 1 Pkg. Vanillepud­dingpulver, Saft einer Zitrone, Erdbeeren, Blaubeeren, Pfirsich als Belag Zubereitun­g Weiche Butter mit Zucker und Vanillezuc­ker sehr gut verrühren. Langsam Eier, Zitronensa­ft und Quark in die Masse geben, dabei weiterrühr­en. Grieß, Puddingpul­ver und Backpulver vermengen und in die Schüssel geben. Eine Springform mit Backpapier auslegen und den Kuchen für eine Stunde bei 175 Grad backen. Nach dem langsamen Abkühlen wird aus unten oben: Der Kuchen wird aus der Form vorsichtig auf eine Servierpla­tte gestürzt – und die Oberseite mit Obst verziert.

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FOTO: ISTOCK Limetten und Minze verleihen dem Käsekuchen eine besondere Note

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