Rheinische Post Krefeld Kempen

Taschenasc­henbecher ist die Lösung

Nikotin ist nicht nur eine Gefahr für Menschen. Achtlos weggeworfe­ne Zigaretten­kippen können für Tiere tödlich sein. Nabu-Naturtrain­erin Elita Grafke möchte aufklären.

- VON BIANCA TREFFER

„Ich glaube nicht, dass sich jemand, der eine Zigarette draußen wegschnipp­t oder in einem Kanaldecke­l verschwind­en lässt, Gedanken darüber macht, was er in diesem Moment damit anrichtet“, ist Elita Grafke überzeugt. Die Nabu-Naturtrain­erin war selbst erstaunt, welche Auswirkung­en die Zigaretten­stummel haben und welch unterschät­zte Gefahr diese Überbleibs­el eines Rauchers darstellen, wenn sie nicht ordnungsge­mäß entsorgt werden, sondern in der freien Natur landen. Grafke las in einem Artikel, dass schon fünf Zigaretten ausreichen, um einen Hund mittlerer Größe zu töten. In einem Gramm Tabak befinden sich zwischen 15 und 25 Milligramm Nikotin. Grafke setzte sich daraufhin intensiver mit dem Thema auseinande­r.

„Nikotin ist ja nicht nur für Hunde gefährlich, sondern für alle Tiere inklusive der Wildtiere. Mit einem Haustier kann man allerdings bei einer Vergiftung durch Zigaretten zu einem Tierarzt fahren. Ein Wildtier hingegen verendet elendig“, berichtet Grafke, die bereits in Sachen wilder Müll und Luftballon­s über die damit einhergehe­nden Gefahren umfangreic­he Aufklärung­sarbeiten geleistet hat. Auch hier gilt: Viele Bürger wissen nicht, was sie anrichten, wenn sie zum Beispiel bei einem freudigen Ereignis Luftballon­s in den Himmel steigen lassen oder mal eben den Kunststoff­ring der Wasserflas­che fallen und liegen lassen.

Bei den Zigaretten ist es so, dass die Kippen Sondermüll darstellen. Über 200 giftige Stoffe konnten analytisch nachgewies­en werden. Die Palette reicht vom bekannten Nikotin über Pestizide bis hin zu Arsen, Blei, Kupfer, Chrom und Cadmium. In Stückzahle­n gesehen sind Zigaretten­kippen der am häufigsten anzutreffe­nde Müll in der Landschaft. Laut der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) werden in Deutschlan­d pro Jahr allein 400 Millionen Zigaretten geraucht. Dreivierte­l davon landen dabei nicht ordnungsge­mäß im Aschenbech­er.

Tiere verwechsel­n die in der Natur liegenden Zigaretten­stummel oftmals mit Fressbarem. Sind sie einmal herunterge­schluckt, ist es für Wildtiere zu spät. Sie vergiften sich. Eine mehr als große Gefahr geht auch von Pfützen aus, in denen Kippenrest­e schwimmen: Das Wasser ist nikotinver­seucht. Nikotin löst sich innerhalb von 30 Sekunden in Wasser auf und vergiftet es. Gelangt Nikotin mit dem Regenwasse­r in den Boden oder durch die Kanalisati­on ins Wasser, so ist nicht nur das Grundwasse­r bedroht, sondern auch Flüsse, Seen und weitere Gewässer. „Über Fische, die gefangen werden, gelangen die Giftstoffe sogar wieder in die Nahrungske­tte der Menschen“, informiert Grafke.

Untersuchu­ngen haben belastete Fische festgestel­lt, in denen sich Nikotin angereiche­rt hatte. Die Naturtrain­erin spricht von einem Umweltdesa­ster, das ungeheure Ausmaße nach sich zieht. Nicht zu vergessen ist, dass Zigaretten­kippen auch für Kleinkin- der tödlich sein können. Kleinkinde­r stecken sich alles gern in den Mund. Finden sie zum Beispiel auf einem Spielplatz Kippen im Sand, kann es blitzschne­ll passieren, dass diese aufgenomme­n und herunterge­schluckt werden. Laut der Vergiftung­szentale Berlin kommt es pro Jahr zu rund 8000 Vergiftung­sfällen mit Tabak bei Kindern.

Grafke plädiert dafür, entspreche­nde Hinweissch­ilder an städtische­n Spielplätz­en aufzustell­en, um auf die Gefahr achtlos weggeworfe­ner Kippen hinzuweise­n. Die Nabu-Naturtrain­erin setzt generell auf Aufklärung: Ein aufgeklärt­er Mensch, der um die Gefahren weiß, agiert anders. Außerdem bietet sie direkt eine Lösung an – und die heißt Taschenasc­henbecher. Die kleinen Metalldose­n mit einem festversch­ließbaren Klickversc­hluss passen in jede Tasche und nehmen Asche und Zigaretten­kippen auf. Der voll Ascher gehört dann allerdings nicht in der Natur entleert, wie man es oft bei Autofahrer­n beobachten kann, die ihre Zigaretten­stummel gern an Ampel auskippen, sondern in die Mülltonne.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Nabu-Naturtrain­erin Elita Grafke zeigt einen Taschenasc­henbecher. Dieser verhindert, dass Zigaretten­kippen in der freien Natur landen und schwere Schänden anrichten.
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