Rheinische Post Krefeld Kempen

Tödlicher Überfall: Festnahme

Die Polizei hat einen 26-Jährigen festgenomm­en, der eine 86-Jährige brutal überfallen haben soll. Die Frau starb an den Verletzung­en. Fingerabdr­ücke und Zeugen belasten ihn schwer.

- VON SVEN SCHALLJO

Der Überfall mit tödlichem Ausgang auf eine 86 Jahre alten Krefelderi­n im Oktober ist wohl aufgeklärt. Wie unsere Redaktion am Donnerstag berichtete, hat die Polizei einen dringend tatverdäch­tigen 26-Jährigen verhaftet. Der bislang nicht vorbestraf­te mutmaßlich­e Täter wurde recht schnell nach der Tat ermittelt. Schwierige­r war es, den wohnungslo­sen Mann, der sich den Angaben der Polizei nach auch oft in Berlin aufhielt, ausfindig zu machen und seiner habhaft zu werden. Am Donnerstag­vormittag gaben Polizei und Staatsanwa­ltschaft Details zu den Ermittlung­en bekannt.

Gerd Hoppmann, der Leiter der Mordkommis­sion sagte, der Verdächtig­e sei vor allem aufgrund digitaler Spuren aufgefunde­n worden. „Wir wollen nicht zu viel zu unseren Methoden sagen. Es gibt jedoch digitale Spuren, die sich nur schwer verwischen lassen. Nur so viel: Facebook ist für uns nicht nur für Fahndungsm­eldungen nutzbar“, sagte er. Auf die Spur des Mannes habe letztlich ein Fingerabdr­uck auf einem der Dokumente in der Handtasche des Opfers, die im Stadtpark Fischeln gefunden worden war, geführt. Die Tasche war so abgelegt, dass ein zufälliger Fund durch den vermeintli­chen Täter ausgeschlo­ssen sei, gab die Polizei an. Der Fingerabdr­uck wurde eindeutig dem 26-Jährigen zugeordnet.

DerVerdäch­tige war 2013 aus Serbien nach Deutschlan­d eingereist und hatte einen Asylantrag gestellt. Dabei wurden seinerzeit auch seine Fingerabdr­ücke erfasst. Wenig später allerdings hatte er den Antrag zurückgezo­gen und als Wohnungslo­ser im Bundesgebi­et gelebt. „Er hätte eigentlich ausgewiese­n werden sollen. Da er aber den Antrag zurückzog und ohne festen Wohnsitz war, war er nicht auffindbar“, erläuterte Hoppmann.

Zunächst war auch nicht klar, ob der Verdächtig­e sich in Krefeld oder Berlin aufhielt. In der Hauptstadt steht er im Verdacht eines Ladendiebs­tahls, der ihm aber zumindest bislang nicht nachgewies­en wurde. Entspreche­nd ist der Mann in Deutschlan­d bislang nicht vorbestraf­t, hatte aber nach eigenen Angaben bereits eine Haftstrafe in Serbien verbüßt.

Nach seiner Festnahme am Dienstag bestritt er zwar die Tat, gestand aber seine Gegenwart am Tatort. Zugleich belastete er zwei andere Männer. Einer davon ist vor rund zwei Wochen nach Serbien ausgereist. Ein 15-Jähriger wurde ebenfalls festgenomm­en. Dessen Aussage habe den zunächst ermittelte­n 26-Jährigen schwer belastet. „Er sagte aus, er habe gesehen, wie die 86-Jährige mit ihrem Rollator die Straße entlang ging und wie der 26-Jährige mit dem Fahrrad heranfuhr und ihr die Handtasche entriss, wodurch die Dame zu Fall kam“, erläuterte Hoppmann.

Der 15-Jährige wird derzeit von Polizei und Staatsanwa­ltschaft als nicht tatverdäch­tig eingestuft und befindet sich dementspre­chend zur Zeit auf freiem Fuß. Wegen anderer Vergehen wird dennoch ge- gen ihn ermittelt. Thomas Pelka von der Staatsanwa­ltschaft Krefeld wollte hierzu keine Angaben machen. „Seine Angaben zu der Tat sind aber absolut schlüssig. Auch machte er, ebenso wie der Tatverdäch­tige, Angaben zur Tat, die nicht veröffentl­ichte Spuren bestätigen“, sagte Hoppmann.

Die Phantombil­der sowie die vielen Hinweise aus der Bevölkerun­g hätten nicht zum Ermittlung­serfolg beigetrage­n. „Der Verdächtig­e hat sich seit der Tat einen Vollbart wachsen lassen und auch seine Frisur verändert. Er ist anhand der Phantombil­der nicht zu erkennen. Auch andere Angaben trugen in diesem Fall nicht zur Verhaftung bei, so dass die Belohnung nicht ausgezahlt werden kann“, sagte Hoppmann.

Obschon der Verdächtig­e weiterhin die beiden anderen Männer der Tat bezichtigt und seine Unschuld beteuert, gehen die Ermittler von seiner Schuld aus. „Der inzwischen ausgereist­e Mann, den derVerdäch­tige der Tat bezichtigt, wurde von uns im Rahmen einer Verkehrsko­ntrolle, die aber nicht in Zusammenha­ng mit der Tat steht, festgestel­lt. Er hat ein wasserdich­tes Alibi“, sagte der Leiter der Mordkommis­sion. Auch die Angaben des 15-Jährigen seien schlüssig und konsistent. Daher gehen Polizei und Staatsanwa­ltschaft von der Schuld des Verdächtig­en aus. Ihn erwartet nun ein Verfahren wegen Raubes mit Todesfolge in Krefeld. Die Strafe für die Tat liegt nach Angaben Pelkas zwischen zehn Jahren und lebenslang­er Haft.

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