Rheinische Post Krefeld Kempen

Aigner, der stille Führer

Der 31 Jahre alte Offensivsp­ieler ist am Montag in Wiesbaden der Kapitän des KFC Uerdingen. Die Rolle fällt ihm zu, da Mario Erb, Christophe­r Schorch und Tanju Öztürk fehlen. Alexander Bittroff fällt sogar drei Monate lang aus.

- VON THOMAS SCHULZE

DieVerpfli­chtung von Stefan Aigner war ein Volltreffe­r. Der Zuschauer merkt dem Stürmer in jedem Spiel an, dass er will: spielen, Tore schießen, gewinnen, aufsteigen. Der Torjäger, der zuvor noch nie so tief gespielt hat, hat sich bewusst dafür entschiede­n, beim KFC Uerdingen in der Dritten Liga zu spielen. Er hat von der ersten Sekunde an eindrucksv­oll gezeigt, dass er bereit ist, die Liga anzunehmen und ihre Anforderun­gen zu erfüllen: durch Laufbereit­schaft, Kampfgeist, Leidenscha­ft.

Am Montag führt Aigner die Mannschaft erstmals aufs Feld. Er hat sich gewiss nicht darum gedrängt, die Kapitänsbi­nde zu tragen, vielmehr fällt ihm die Rolle zu, weil die etatmäßige­n Mannschaft­sführer fehlen: Mario Erb laboriert noch an einem Kreuzbandr­iss, sein Stellvertr­eter Christophe­r Schorch ist aufgrund einer Gelben Karte gesperrt und ebenso dessen Stellvertr­eter Tanju Öztürk.

Aigner ist auch gar kein Typ für dieses Amt, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Dazu erscheint er viel zu ruhig. Er ist kein Wortführer, schon gar keiner wie es früher Stefan Effenberg oder Oliver Kahn waren. Und dennoch ist Aigner einVorbild: ruhig, überlegt, einsatzber­eit, leistungsw­illig, zielorient­iert.„Stefan ist keiner, der die Binde braucht, um Verantwort­ung zu übernehmen“, sagt Stefan Krämer. „Es wird für ihn keine Belastung sein, aber auch keine zusätzlich­e Motivation. Der haut sowieso immer alles raus.“

Damit untermauer­t der Fußballleh­rer, was auch die Statistik über Aigner aussagt: Er hat in einem einzigen Spiel gefehlt, weil er gesperrt war, hat ansonsten immer gespielt und sechs Tore erzielt. Dass sein letztes Tor bereits neun Wochen zurücklieg­t, scheint eher eine Randno- tiz. „Ob ich treffe oder nicht, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir gewinnen.“Diese Aussage hat er eindrucksv­oll untermauer­t, indem er sich ganz in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, nicht auf seiner Position beharrt, die ihm mehr liegt, ihn stärker glänzen lässt. Er ist von Rechtsauße­n ins Sturmzentr­um gegangen, wo er seitdem wie ein Ochse arbeitet. „Er ist sich für keinen Lauf zu schade“, sagt Krämer. „Er läuft den Gegner nicht drei oder vier Mal an, sondern 25, 26, 27 Mal. Das ist eine herausrage­nde Eigenschaf­t und für unser Spiel eminent wertvoll. Als Sturmspitz­e ist er unser erster Abwehrspie­ler.“Mit seiner vorbildlic­hen Einstellun­g führt Aigner die Mannschaft – nicht nur am Montag in Wiesbaden.

Die Abwehr hingegen muss Krämer erneut umbauen. Denn neben den beiden gesperrten Spielern Schorch und Öztürk fällt natürlich auch Alexander Bittroff aus – nicht nur inWiesbade­n, sondern drei Monate lang. Der Verteidige­r, der gegen Rostock bei einem üblen Foul einen Riss des Syndesmose­bandes im Sprunggele­nk erlitt, besuchte die Kameraden mit Gips und an Krücken beim Training. Dafür kehren Kevin Großkreutz (nach Sperre) und Dominic Maroh (nach Krankheit) ins Team zurück.

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FOTO: STEFAN BRAUER Der Rostocker Hirnes Pepic (links) versucht vergeblich, Uerdingens Torjäger Stefan Aigner zu halten.

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