Rheinische Post Krefeld Kempen

Staatskanz­lei gerät wegen Hackeraffä­re unter Druck

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Es war ein schwarzer Tag für die Düsseldorf­er Staatskanz­lei. Nach der Vernehmung von fünf Zeugen im Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss II (Pua), der sich um die Aufklärung der Hackeraffä­re bemüht, steht die Glaubwürdi­gkeit der Regierungs­kommunikat­ion zu diesem Thema infrage.

Zeugen waren zwei Kriminalbe­amte, ein Staatsanwa­lt und zwei IT-Experten im Staatsdien­st. Mit mal mehr und mal weniger deutlichen Worten äußerten sie fast ausnahmslo­s Unverständ­nis über eine Erklärung der Landesregi­erung vom 16. März. Damals erklärte der Regierungs­sprecher: „Nach Informatio­nen der nordrhein-westfälisc­hen Ermittlung­sbehörden hat es von bisher unbekannte­r Seite Versuche gegeben, auf persönlich­e Daten der Ministerin für Umwelt (...) zuzugreife­n. Mindestens teilweise waren die Versuche demnach auch erfolgreic­h.“Die Erklärung hatte die Staatskanz­lei am frühen Mittag verschickt. Am Vorabend wurden auf dem privaten Fernseher der damaligen Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) Aufzeichnu­ngen ihrer Redebeiträ­ge im Landtag ausgespiel­t. Die Mi- nisterin wähnte kriminelle Machenscha­ften und alarmierte die Polizei.

Später entpuppte sich der vermutete Hackerangr­iff aber als trivialer Bedienfehl­er. Die Beamten, die am Tag nach dem vermeintli­chen Hackerangr­iff noch vor der Regierungs­erklärung zum Hof der Familie Schulze Föcking ausgerückt waren, wurden gefragt, ob ihr damaliger Kenntnisst­and die Erklärung des Regierungs­sprechers gerechtfer­tigt habe. „Nach unserem Ermittlung­sstand hätten wir das unmöglich so sagen können“, lautete eine der Antworten. Eine andere: „Das klingt nach einem Fakt. Von Fakten konnte aber noch keine Rede sein.“

Einer der damals mit der Sache befassten IT-Experten im Staatsdien­st beantworte­te die Frage mit: „Zu diesem Zeitpunkt auf keinen Fall.“Der am gleichen Tag für wenige Stunden zuständige Staatsanwa­lt erklärte: „Ich bin nicht in die Prüfung eingetrete­n, weil ich zu wenig Material hatte.“Er empfahl dem Ausschuss, zur Klärung der Frage nach der Faktenbasi­s der Regierungs­erklärung den Autor zu befragen. Das wird passieren. In einer der nächsten Sitzungen wird der Regierungs­sprecher als Zeuge Gelegenhei­t haben, sich zu erklären.

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