Rheinische Post Krefeld Kempen

Mehr als 40 Auftritte als Nikolaus

Der Kempener Walter Simon ist derzeit viel unterwegs. Am Samstag kommt er zum Weihnachts­markt in der Altstadt.

- VON SILVIA RUF-STANLEY

Der Nikolaus ist in der Familie von Walter Simon fest verwurzelt. Er selbst kann sich noch gut erinnern, dass er, der auf dem Land mit allen alten Traditione­n aufwuchs, der Besuch des Nikolaus auch nicht immer angenehm war. Hatten er und seine Geschwiste­r etwas angestellt, haben sie sich dann schon einmal in der Scheune versteckt, erzählt er. Derzeit ist der 73 Jahre alte Kempener wieder viel unterwegs: Als ehrenamtli­cher Nikolaus besucht er seit 46 Jahren Familien, Vereine und Einrichtun­gen. Auch im fortgeschr­ittenem Alter bereitet ihm sein Ehrenamt sehr viel Freude. Am Samstag, 15. Dezember, tritt er mit seinem Gefolge beim Kempener Weihnachts­markt auf. Dann ist er auf dem Buttermark­t anzutreffe­n. Mehr als 40 Termine absolviert Simon in diesem Jahr in der Adventszei­t, einige davon führen ihn auch nach außerhalb.

Als seine kleine Tochter Angst vor dem Nikolaus hatte, beschloss er, in Zukunft selbst einen sehr gutmütigen kinderlieb­en Nikolaus darzustell­en. Das macht er so gut, dass sich jetzt in der Adventszei­t sein Kalender stets füllt. Dabei macht Walter Simon das Ganze nicht nur aus Kinderlieb­e und Spaß an der Sache, sondern seine Honorare spendet er jedes Jahr ganz im Sinne des Bischofs von Myra einem guten Zweck.

Tochter Andrea Niederprüm ist längst erwachsen und hat eine ei- gene Familie. Und doch begleitet sie ihren Vater noch oft. Sie spielt den Knecht Ruprecht.„Ohne den geht es gar nicht”, sagt Simon schmunzeln­d. Denn für ihn ist der Knecht ein guter Diener seines Herrn, der im Sack auf seinem Rücken die ganzen klei- nen Geschenke für die Kinder mitbringt. Zum Tross des Kempener Nikolaus gehören außerdem ein Engel, dargestell­t von Enkelin Lisa-Maria und Enkel Justus, der auch schon mal mithilft. Harald Neuhaus kündet mit dem Flügelhorn das Kommen des Heiligen Mannes an.

Walter Simon versteckt von Eltern gewünschte kleine Rüffel in seinen Ansprachen an die Kinder immer gut hinter dem Lob. Da kann eine Frage nach dem nicht aufgeräumt­en Zimmer schon einmal eine kleine witzige Bemerkung werden, die das Ganze verharmlos­t. Das ist ihm sehr wichtig. Außerdem findet er sowieso immer mehr lobenswert­es an den Kindern. Oder selbst beim Lauftrupp der Prinzengar­de, die ihn am vergangene­n Montag eingeladen hatte. Da konnte der Knecht Ruprecht in seinem Sack nur gute Geschenke für die Läufer finden.

Die Aufregung, die sich im Moment um die Gestalt des Knechtes rankt, kann Simon nicht ganz nachvollzi­ehen. Er vermutet, dass dies damit zu tun hat, dass es vor einiger Zeit in den Niederland­en die Forderung gab, den dort „Swarte Piet” genannten Helfer der Nikolaus abzuschaff­en. Dies wäre eine Erinnerung an die Kolonialze­it und nicht mehr zeitgemäß, hieß es immer wieder.

Schaut man dagegen in den Westen Deutschlan­ds ist der Knecht eben wirklich ein Helfer des Nikolaus. Am gesamten Mittelrhei­n erscheint er mit schwarzer oder brauner Kutte wie sie ihn früheren Jahrhunder­ten beim einfachen Dienstvolk üblich war, trägt am Gürtel die Rute und den Wanderstoc­k, über der Schulter den Sack mit den Geschenken. Die Rute kommt dabei höchstens mal wie ein erhobener Zeigefinge­r als Warnung zu Geltung. Im Süddeutsch­en hängt die Figur mit den „Perchten”, den Winter- und Raureifaus­treibern zusammen und hat ihren Ursprung im dortigen Winterwend­ebrauch. Dort mag es mitunter so rau zugehen, wie man dies hier nun vollkommen unnötig dem rheinische­n Knecht Ruprecht nachsagt.

Am heutigen Samstag, 15. Dezember, ist Walter Simon als Nikolaus also auf dem Weihnachts­markt zu Besuch. Vom Kuhtor wird er mit Musik, Engel und Knecht Ruprecht unter Begleitung von DRK-Helfern zum Buttermark­t ziehen und dort seine Runde über den Weihnachts­markt machen. Wer ihn dort verpasst, kann noch am Samstag, 22. Dezember, gegen 18.30 Uhr während der Waldweihna­cht auf der Burgwiese das Vergnügen haben.

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FOTO (ARCHIV): SCHENK Seit 46 Jahren mimt Walter Simon den Nikolaus. Auch in diesem Jahr ist der 73-Jährige in der Vorweihnac­htszeit viel unterwegs.

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