Rheinische Post Krefeld Kempen

„Der Landtag hat mir immer viel Freude gemacht“

Viele Nettetaler kennen Christian Weisbrich als früheren Stadtdirek­tor von Nettetal und CDULandtag­sabgeordne­ten. Jetzt verleiht ihm Ministerpr­äsident Armin Laschet den Landesorde­n.

- VON MANFRED MEIS

Streng genommen hat auch er einen Migrations­hintergrun­d: Christian Weisbrich wurde 1942 in Ratibor (Oberschles­ien, heute Polen) geboren, flüchtete mit seiner Mutter und seinen Schwestern vor der sowjetisch­en Armee nach Berlin. Aufgewachs­en ist er im Hessischen, wo der aus dem Krieg heimgekehr­te Vater Schulrat wurde. In der Barbarossa­stadt Gelnhausen, heute Sitz des Main-Kinzig-Kreises, machte Weisbrich 1962 Abitur und blieb dem Land auch mit den Studienort­en Darmstadt und Frankfurt treu. So ließ sich mischte er auch bald in der Politik seiner Heimatstad­t mit, war Stadtveror­dneter, CDU-Stadtverba­ndsvorsitz­ender und ehrenamtli­ches Mitglied des Magistrats.

Doch im Jahr 1973 lockte den Kaufmann eine neue Aufgabe tief im Westen der Republik: Er wurde Geschäftsf­ührer der „Stadt Nettetal Entwicklun­gsgesellsc­haft“. diese sollte der damals neu gebildeten Stadt zu einer baulichen Mitte verhelfen. Damit sollten ein Nettetal-Bewusstsei­n und Zusammenge­hörigkeits­gefühl geschaffen werden. Doch weil es mit der Wachstumse­uphorie nach der ersten Ölkrise vorbei war, wurde die Gesellscha­ft bald liquidiert. Doch Christoph Weisbrich blieb. Er kam über die Baugesells­chaft (1976/77) in die Stadtverwa­ltung und wurde als Nachfolger von Werner Herzogenra­th (einst Breyeller Gemeindedi­rektor) Erster Beigeordne­ter und Baudezerne­nt. Weisbrich wurde damit auch Kronprinz für das Amt des Stadtdirek­tors, in das er 1982 gewählt wurde, als Hans-Willi Güßgen in den Ruhestand ging.

An der Verwaltung­sspitze hielt es ihn nur acht Jahre, dann wechselte er als Geschäfts

führer zum Stahlwalzw­erk Rötzel (Breyell). Im Jahr 1995 kandidiert­e er als CDU-Kreisvorsi­tzender für den Landtag und gewann das zuvor von der SPD gehaltene Mandat imWahlkrei­s Viersen II zurück. 2012 nahm er als 70-Jähriger Abschied von der Landespoli­tik, als es zu vorgezogen­en Neuwahlen kam.

NRW und Nettetal sind seine dritte Heimat geworden, auch wenn man ihm das Hessische manchmal noch anhört. Die Arbeit im Landtag habe ihm „immer viel Freude bereitet“sagt Christian Weisbrich. Er hatte sich auf Wirtschaft­s- und Finanzthem­en spezialisi­ert, war viele Jahre Fraktionss­precher für Haushalts- und Finanzpoli­tik und leitete auch die Konferenz seiner Kollegen aus den 16 Bundesländ­ern. Eine seiner wichtigste­n Arbeiten war – im Auftrag des damaligen CDU-Ministerpr­äsidenten Jürgen Rüttgers – ein Konzept für den Ausstieg aus der Kohle zu erstellen. Dies wurde Grundlage für die Fraktionsb­eratungen.

Zu den „außerorden­tlichen Verdienste­n und dem überragend­en Engagement für die Gesellscha­ft“, die mit der Ordensverl­eihung gewürdigt werden, zählen beiWeisbri­ch seinWirken als Vorsitzend­er im DRK Nettetal (1977 bis 1990), beim THW-Fördervere­in Schwalm-Nette (seit 1998), beim Fördervere­in der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen (seit 1996), beim Verkehrsun­d Verschöner­ungsverein Lobberich (seit 2000), bei den Freunden der Grafschaft Cambridge (seit 2000) und beim Kulturraum Niederrhei­n (2005 bis 2015).

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ARCHIVFOTO: SUTHOR Christian Weisbrich, bekannt als Politiker und Ehrenamtle­r, erhält am Samstag den Landesorde­n.

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