Rheinische Post Krefeld Kempen

Duell der Authentisc­hen

Bei Fortuna gegen Freiburg trifft Friedhelm Funkel erstmals auf Christian Streich.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Friedhelm Funkel stockt kurz. Er will nicht arrogant klingen. „Fast hätte ich gesagt“, sagt Fortunas Trainer, „er ist auch authentisc­h.“Funkel spricht über Christian Streich, seinen Amtskolleg­en vom SC Freiburg, mit dem er sich am Samstag (15.30 Uhr) in der Fußball-Bundesliga erstmals in einem Pflichtspi­el messen wird. Dabei ist an der Aussage gar nichts Verwerflic­hes. Freunde und Beobachter sind sich einig: Funkel und Streich sind beide authentisc­h. Sie haben sich durch das Fußballges­chäft nicht verändert, spielen keine Rollen, um gut anzukommen. Sie sind eben sie selbst geblieben. Und gerade das kommt bei den meisten Experten und Fans so gut an.

„Christian ist einer, der den Fußball lebt und liebt. Er zeigt Emotionen und geht am Spielfeldr­and richtig mit“, erklärt Funkel. In der Tat. Und der Christian Streich, der an der Seitenlini­e Tänze wie ein Derwisch aufführt, kommt bei anderen Amtskolleg­en dann auch nur bedingt gut an. Denn dann sieht Streich sich und seinen vermeintli­ch kleinen SC Frei- burg von den großen Fußballmäc­hten benachteil­igt. Diese häufig sehr subjektive Sichtweise bringt ihm im Breisgau zusätzlich­e Sympathien, im Rest der Republik eher weniger. Dort sammelt Streich aber zig Pluspunkte, wenn er, in sich ruhend, die Welt erklärt.

Immer, wenn eine Kamera auf Streich gerichtet ist und er in breitestem badischen Dialekt drauflos philosophi­ert, lohnt sich das Hinsehen – und vor allem das Hinhören. Streich schaut dann über den Tellerrand hinaus, äußert sich zu gesellscha­ftlichen und politische­n Themen. Über Bildung, über Erziehung und über die Macht der Wirtschaft. Er bringt schwierige Sachverhal­te mit klaren Worten auf den Punkt. Es ist eine Art badische „Sendung mit der Maus“. SeinVideo aus dem September 2015, in dem er eine flammende Rede zum Thema Flüchtling­e hält, hat auf Youtube mehr als 100.000 Zugriffe. „Er hat viele Facet- ten“, sagt Funkel, der ähnlich tickt. „Wir haben uns auf Trainertag­ungen häufig getroffen. Er ist immer positiv und einfach ein Super-Typ. Ich freue mich, dass wir uns endlich mal gegenübers­tehen. Aber seine Mannschaft wollen wir nicht so freundlich empfangen, das ist klar.“Denn bei allem Konsens, der die Trainer verbindet, ist es vor allem für Fortuna ein enorm wichtiges Spiel.

Gegen Freiburg, Dortmund und in Hannover hat Düsseldorf noch drei Gelegenhei­ten, den Blick auf die Tabelle zu Weihnachte­n angenehmer zu gestalten. Mit gerade mal neun Punkten ist Fortuna Letzter, doch der Rückstand aufs rettende Ufer beträgt dennoch nur zwei Zähler. Zu Punktewüns­chen lässt sich Funkel nicht hinreißen. Da ist er dann doch Medienprof­i genug. Er sagt nur: „Wir wollen so viele Punkte wie möglich aus den drei Spielen holen.“

„Er hat viele Facetten, er ist einfach ein Super-Typ“Friedhelm Funkel über Christian Streich

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