Rheinische Post Krefeld Kempen

80 Jahre große Fahrt: Der Opel Kapitän

Er ist buchstäbli­ch eine ganz große Nummer in der Opel-Historie. Denn der Kapitän war nicht nur 42 Jahre das Flaggschif­f des Autoherste­llers, er hatte auch eine längere Karriere als die meisten Modelle nach ihm. Alles Gute zum 80. Geburtstag. Sitzheizun­g

- VON THOMAS GEIGER

Heute ein König. Nein, das ist diesmal keine Frage des Getränks, sondern des Autos. Denn wer heute in einen Opel Kapitän von 1952 steigt, der fühlt sich tatsächlic­h hochherrsc­haftlich und erhaben. Das gilt im wörtlichen Sinn, weil man auf den weichen Sesseln viel höher sitzt als in einem aktuellen Auto, an einem größeren Rad dreht und deutlich mehr Masse bewegt. Das gilt vor allem aber auch im übertragen­en Sinn.

Denn wenn der Blick erst über die wundervoll verzierten Armaturen mit den goldenen Ziffernblä­ttern und dann über die endlos lange Motorhaube schweift, dann schwillt einem stolz die Brust und man fühlt sich tatsächlic­h so groß und mächtig wie der Kapitän am Steuer seines Ozeandampf­ers, der dem großen Opel seinen Namen gegeben hat. Nicht umsonst erinnert sogar der glänzend verchromte, stolz zwischen den ausgestell­ten Kotflügeln aufragende Kühlergril­l an den Bug eines Kreuzfahrt­schiffs.

Als sich andere damals in einen Fiat 500, einen Kabinenrol­ler oder eine Isetta quetschen mussten, fuhr man dem immerhin 4,72 Meter langen Opel mit der Würde ei- (tmn) Um Energie zu sparen, sollten E-Auto-Fahrer sparsam mit der Heizung umgehen. Besser niedriger einstellen und die Sitzheizun­g nutzen, da diese näher am Körper wirkt und weniger Energie verbraucht, rät der ADAC auf seiner Internetse­ite. E-Autos lassen sich schon beim Laden vorwärmen, etwa per App. So kommt die Energie aus der Steckdose und nicht aus dem Akku. E-Autos müssen bei der Heizung auf die Akku-Energie zurückgrei­fen, da sie nicht wie ein Auto mit Verbrenner die Motorabwär­me nutzen können. nes Kreuzfahrt-Kapitäns. Allerdings brauchte es auch dessen Weitsicht. Denn während man mit fester Hand und starkem Arm am spindeldür­ren Lenkrad mühsam den Kurs vorgibt, wankt der butterweic­h gefederte Straßenkre­uzer durch enge Kurven wie ein betrunkene­r Matrose über die Reeperbahn. Und zumindest nach heutigen Maßstäben sind die Bremsen ein besserer Scherz.

Dafür jedoch ist der unverwüstl­iche Sechszylin­der, der im riesigen Motorraum so verloren wirkt wie eine Nussschale auf dem Ozean, munter wie am ersten Tag. Kurz den Choke gezogen, braucht die Zündung nur wenige Sekunden, um den 2,5 Liter großen Reihenmoto­r in Gang zu bringen.Wenn man dann noch seinen Weg durch das am Lenkrad angeschlag­ene Dreigangge­triebe findet, steht einer Ausfahrt im Geist von Gestern nichts mehr im Wege. Denn obwohl man viel Anlauf und Rückenwind braucht, bis der Wagen tatsächlic­h auf 125 km/h Spitze kommt, hat er mit 43 kW/58 PS und 147 Nm noch immer genug Luft für eine launige Landpartie.

Sorgen um Pannen und Probleme muss man sich dabei kaum machen, heißt es in einschlägi­gen Internetfo­ren und den Kaufberatu­ngen der Fachmagazi­ne: Zwar kosten gut erhaltene Originale aus jener Zeit mittlerwei­le zwischen 20.000 und 30.000 Euro, sagt Jens Cooper aus der Opel-Klassikwer­kstatt, doch ist ein gepflegte Kapitän dafür auch absolut seetüchtig. Schließlic­h kommt er aus einer Zeit, in der die Hessen mit dem Slogan „Opel, der Zuverlässi­ge“geworben haben. Und viele Oldies tragen selbstbewu­sst jene Bronze-Plakette, die den Besitzern damals nach 100.000 Kilometern ins Cockpit geklebt wur- de. Stolz und erhaben – dieses Gefühl hat beim Kapitän Tradition.

Mehr Tradition als bei den allermeist­en anderen Opel-Modellen sogar. Denn der Kapitän war laut Klassik-Sprecher Uwe Mertin nicht nur 42 Jahre lang das Flaggschif­f der Marke. Sondern er lief damit auch länger als die meisten anderen Opel-Modelle.

Begonnen hat seine Karriere 1938: Ein Jahr, nachdem Opel mit dem Admiral in die Oberklasse vorgestoße­n ist, soll der Kapitän die Lücke zum bürgerlich­en Kadett schließen. Allerdings hat dieses so genannte A-Modell nur eine sehr kurze Karriere: Nach nur neun Monaten muss Opel die Produktion wegen des Krieges einstellen, schickt bis dahin aber immerhin gut 25.000 Kapitäne auf große Fahrt.

Und die Technik überdauert. Denn als die Hessen zehn Jahre später wieder einen Kapitän auf den Markt bringen, gleicht der bis auf wenige Details noch immer dem Ur-Modell, sagt Mertin. Das gilt für die sehr amerikanis­che und deshalb chromlasti­ge Firmenspra­che genauso wie für die Technik und für den weiterhin verbauten Sechszylin­der. Diese Kombinatio­n kommt an, sagt Mertin: „In der Wirtschaft­swunderzei­t wird der Opel Kapitän zum Synonym für Fortschrit­t, Wohlstand und Zuverlässi­gkeit.“Und in den 1960er Jahren gehört das Rüsselshei­mer Topmodell zu den meistverka­uften Sechszylin­derwagen Deutschlan­ds und lässt sogar Mercedes hinter sich.

Das macht den Hessen Mut, und sie weiten ihre Modellpale­tte aus: Als 1964 mal wieder ein neuer Kapitän ansteht, kommt er deshalb nicht alleine, sondern gleich im Dreierpack mit einem Admiral und einem Diplomat und läuft weitere sechs Jahre. 1970 geht die Karriere dann nach 42 Jahren und knapp 500.000 Exemplaren zu Ende. Der Kapitän geht von Deck. Diplomat und Admiral laufen zwar noch etwas weiter. Doch 1977 verabschie­det sich Opel dann vollends aus der Oberklasse.

Die Flaggschif­fe sind dann nicht nur eine Liga tiefer angesiedel­t, sondern wechseln auch schneller ihre Namen. Erst kommt der Senator, der aber nur eine Generation hält. Danach folgen zwei Generation­en Omega, und seit 2008 steht der Insignia an der Spitze. Zwar ist der mittlerwei­le auch in der zweiten Generation – doch bis er sein Kapitänspa­tent bekommt, muss er noch ein paar Jahrzehnte durchhalte­n.

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FOTO: OPEL Umschwärmt­er Kapitän: Der große Opel stand in der Wirtschaft­swunderzei­t für Fortschrit­t, Wohlstand und Zuverlässi­gkeit.
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FOTO: WALTER TILLMANN Forsche Fahrt zumindest auf der Landstraße: Denn für die 125 km/h Spitze braucht es viel Anlauf und Rückenwind.

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