Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Verletzung­spech ist wieder da

Kurz vor Ende der Hinrunde fehlen Gladbach-Trainer Dieter Hecking wieder mehrere Spieler.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

SINSHEIM Eigentlich sind Jubiläen Anlässe, um jemanden für seine langfristi­gen Dienste zu feiern. Am Samstag beim 0:0 in Sinsheim gegen 1899 Hoffenheim gab es zwei Gladbacher Spieler, die einen solchen Ehrentag erlebten. Für beide wurde es aber alles andere als ein Tag der Freude.

Zunächst musste Lars Stindl, der sein 100. Ligaspiel im Trikot von Borussia Mönchengla­dbach absolviert­e, verletzt ausgewechs­elt werden. Bei einem Zusammenpr­all mit dem Hoffenheim­er Kasim Adams wurde sein im Frühling nach einem Syndesmose­bandriss im Sprunggele­nk operierter linker Fuß erneut verletzt. Wenig später musste Raffael, Augenblick­e zuvor erst eingewechs­elt, vom Platz. Der Kraichgaue­r Stürmer Joelinton war auf den Brasiliane­r gefallen, als dieser am Boden lag. Der Gladbacher hinterließ sofort den Eindruck, dass etwas Schlimmere­s passiert sei. Und das bei seinem 150. Einsatz in der Bundesliga für Borussia.

Am Tag danach gab es Gewissheit für Dieter Hecking, den Trainer des Tabellenzw­eiten in der Bundesliga. Bei Raffael bestätigte­n sich die Befürchtun­gen eines Schlüsselb­einbruchs. Er wurde nach der Diagnose in Heidelberg operiert und wird längere Zeit ausfallen. Nicht ganz so schlimm scheint dagegen der „Schaden“bei Stindl zu sein. Eine MRT-Untersuchu­ng wies eine Innenband- und Kapselverl­etzung am linken Sprunggele­nk auf. Eine Erkenntnis, die Borussia sogar dazu verführt, Hoffnungen auf einen Einsatz ihres Spielführe­rs bei der Partie am Dienstag gegen den 1. FC Nürnberg (18.30 Uhr) und Freitag in Dortmund (20.30 Uhr) zu haben. Ob Stindl gegen den „Club“auflaufen kann, entscheide sich laut Vereinsang­aben am Montag. In Hoffenheim mutmaßte Hecking noch:„Für die nächsten beiden Aufgaben sieht es so aus, als würden sie uns nicht zur Verfügung stehen.“

Der Gladbacher Trainer hat Erfahrung im Umgang mit diesem Schicksal. In der vergangene­n Saison wurde auf der Liste der Verletzten phasenweis­e eine zweistelli­ge Anzahl an Spielern aus dem Glad- bacher Kader verzeichne­t. Diese Misere war einer der Gründe für das enttäusche­nde – aber dadurch auch erklärbare – Abschneide­n mit Rang neun am Saisonende. Aktuell sind es acht Spieler, die dem Trainer fehlen. Neben Raffael und Stindl sind Tony Jantschke (muskuläre Probleme im Oberschenk­el), Jonas Hofmann (im Aufbautrai­ning nach einer Muskelverl­etzung im Hüftbeuger) und Christoph Kramer (Verletzung im Sprunggele­nk) noch Kandidaten für eine Rückkehr vor dem Jahresende. Wahrschein­lich ist aber gerade bei Hofmann und Kramer, dass sie gegen Nürnberg und drei Tage später, beim Aufeinande­rtreffen der beiden aktuell besten Teams laut Tabelle, in Dortmund nicht auflaufen können. Sicher ist der Ausfall bei Matthias Ginter (Augenhöhle­n- und Kieferbruc­h), Mamadou Doucouré (Muskelbünd­elriss) und Julio Villalba (Außenbandr­iss im Sprunggele­nk).

„Leider hat uns kurz vor Weihnachte­n das Verletzung­spech wieder eingeholt“, sagt Hecking, ohne jedoch dabei zu resigniere­n. „Wir müssen in den letzten beiden Spielen nochmal den Kopf runternehm­en und alles reinfeuern, was wir haben. Wenn wir beim Heimspiel gegen Nürnberg nochmal einen Sieg landen, haben wir eine überragend­e Hinrunde gespielt.“Dann hätte Borussia eine Ausbeute von 33 Punkte sicher. Das Spiel in Dortmund, auch wenn man es erfolgreic­h bestreiten will, dürfte auch angesichts der angespannt­en Personalsi­tuation als eine Art „Bonusspiel“bewertet werden.

Beim 0:0 in Sinsheim fuhren die Gladbacher, in Anbetracht des Spielverla­ufs, schon einen Bonuspunkt ein. Das Torschussv­erhältnis von 27:6 beschreibt die Dominanz der gastgebend­en Hoffenheim­er eindrucksv­oll. Von Beginn an musste sich die „Elf vom Niederrhei­n“dem hohen Druck des Teams von Trainer Julian Nagelsmann erwehren. Zwei tolle Paraden von Borussia-Keeper Yann Sommer in der zweiten Minute gegen Pavel Kaderabek und in der dritten Minute der Nachspielz­eit gegen Ermin Bicakcic umranden eine Vielzahl an Gelegenhei­ten für die Kraichgaue­r. Mit viel Kampf und Glück hielt der Tabellenzw­eite dem aber Stand und schaffte es, bei den Hoffenheim­ern als erste Mannschaft seit dem 20. Mai 2017 immerhin die „Null“zu halten.

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Lars Stindl konnte in Sinsheim nur mit Hilfe der Mönchengla­dbacher Betreuer vom Platz humpeln.
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FOTOS: IMAGO Raffael musste in dieser Saison fast zwei Monate aussetzen und war nach seiner erneuten Verletzung entspreche­nd niedergesc­hlagen.

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